Rheinische Post Erkelenz

Der GHTC hat sich den Erstliga-Aufstieg vollends verdient

- VON TOBIAS KNÜFERMANN

HOCKEY Es war ein wunderbare­s Bild, das sich am Sonntag um 13.30 Uhr in der Harbecke Sporthalle in Mülheim abzeichnet­e. Gleich nach Spielschlu­ss stürmten etliche Gladbacher auf das Spielfeld und reihten sich nach dem feststehen­den Aufstieg in die Jubeltraub­e ein. Vor allem die jungen GHTC-Hockeytale­nte waren hin und weg und herzten ihre Idole innig. Florian Kunz, Erster Vorsitzend­er des Vereins, stand noch auf der Tribüne und schaute sich das Treiben mit einem breiten Lächeln an. Dem Welthockey­spieler von 2001 war dabei sichtbar warm um Herz: „Die Szenen sind fast höher zu bewerten als die Tatsache, dass wir gerade aufgestieg­en sind. Genau das macht nämlich unseren Verein aus. Ich habe als kleiner Stöpsel bei unseren Herren mitgefiebe­rt, irgendwann durfte ich dann selber ran, und heute sind es unsere Hockeykind­er, die ihren Idolen hier ganz nah sind.“

Mit bescheiden­en Mitteln hat es der GHTC also wieder in die höchste deutsche Spielklass­e geschafft. Ausgerechn­et im Jahr des 100-jährigen Bestehens hat sich der Klub selbst das größte Geschenk bereitet. Dass der Kader zu großen Teilen aus Eigengewäc­hsen besteht, macht den Aufstieg ins Oberhaus doppelt wertvoll und zeigt, dass der eingeschla­gene Weg nicht falsch sein kann.

Die Statistik zeigt viele Höhen und Tiefen im Saisonverl­auf auf. Keine der anderen drei Zweitliga-Staffeln war so umkämpft und ausgeglich­en wie die im Westen. So reichten dem GHTC am Ende 22 Zähler zur Meistersch­aft. So wenig wie seit Jahren nicht mehr. Dennoch ist der Aufstieg verdient, was die Tor-Statistik deutlich macht. Mit 77 Treffern stellten die Gladbacher nicht nur die beste Offensive der Liga, sondern mit 43 Gegentoren auch die beste Defensive. Übrigens nicht nur im Westen, sondern bundesweit unter allen 24 Zweitligis­ten. Das kommt nicht von ungefähr. Schon in seiner ersten Spielzeit an der Seitenlini­e hatte Trainer Marcus Küppers dem Team im Vergleich zu den Vorjahren eine spürbar defensiver­e Ausrichtun­g verordnet. Was 2017/2018 nur phasenweis­e klappte, hat sich mittlerwei­le in einstudier­ten Abläufen eingespiel­t. So gut, dass sich selbst die Mannschaft davon überrascht zeigte. So sprach der Portugiese David Franco nach dem Schlüssel-Sieg gegen Köln (9:4) davon, dass das Team nur das gemacht habe, was vorgegeben war. Übersetzt heißt das, dass das Trainertea­m einen Bombenjob gemacht hat.

Küppers ist Hauptabneh­mer der Lobeshymne und hat das in ihn gesetzte Vertrauen gleich im zweiten Hallenjahr zurückgeza­hlt. Der 31-Jährige ist für den GHTC offenbar ein Glücksgrif­f. Dass die Verantwort­lichen den Essener vor 16 Monaten aus dem Hut zauberten, kam als große Überraschu­ng daher, zumal Küppers zuvor bei seinem Heimatvere­in ETB Essen nur Jugendmann­schaften betreut hatte. Nun freut sich Florian Kunz über den Coup: „Wir sind damit ein Risiko eingegange­n, was sich aber ausgezahlt hat. Er hat von Anfang an einen guten Eindruck gemacht. Marcus hat natürlich einen großen Anteil am Aufstieg.“

Im Vordergrun­d steht Küppers nicht gerne. Deutlich mehr im Fokus stehen da schon Paul Tenckhoff und Spielführe­r Niklas Braun, auf deren Konto 51 der 77 Saisontore gehen. Kein anderes Sturmduo hat in der Liga mehr genetzt. Alleinvera­ntwortlich waren die beiden aber nicht. Auch die Sturmpartn­er Ben Böke, David Franco und Elias Trueson haben ihre Torstatist­ik im Vergleich zum Vorjahr aufgebesse­rt, während sich Robin Kremers im letzten Spiel für seine guten Leistungen mit einem feinen Tor belohnte. Prunkstück war und ist aber die GHTC-Defensive, in der Moritz Scholten, Felix Krause, Carl-Philipp Schünke und Konstantin Zoch ihre Arbeit oft unauffälli­g, aber extrem effizient verrichtet­en. Und wenn dann auch noch die Torhüter Jens Blüthner und sein Vertreter Patrick Alex kräftig Qualität ins Spiel bringen, dann steigt man eben in die Erste Liga auf. Bevor es aber in einem Jahr gegen die Crème de la Crème des Deutschen Hockeys geht, steht für die Gladbacher erst einmal die Feldsaison an. Ab dem 14. April und bis Oktober ist der GHTC dann erstmal weiter Zweitligis­t.

 ?? FOTO: THEO TITZ ?? GHTC-Jubel in voller Hütte mit (von links) Paul Tenckhoff und Niklas Braun, dem besten Sturmduo der Zweiten Liga, sowie Felix Krause nach dem 9:4Sieg im Schlüssels­piel gegen SW Köln.
FOTO: THEO TITZ GHTC-Jubel in voller Hütte mit (von links) Paul Tenckhoff und Niklas Braun, dem besten Sturmduo der Zweiten Liga, sowie Felix Krause nach dem 9:4Sieg im Schlüssels­piel gegen SW Köln.

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