Rheinische Post Erkelenz

Gesellscha­ftsspiel ohne Netz und doppelten Boden

Sascha Mey inszeniert „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“. In einer Matinee sprach Dramaturg Thomas Blockhaus über das Stück.

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS

RHEYDT In einer Kneipe will Edward Albee den mit Seife auf einen Spiegel geschriebe­nen Satz „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“gelesen haben. Fast am Ende der Matinee vor der Premiere seines Stücks mit eben diesem Titel wurde die Erinnerung des Autors zitiert. „Liegt im Titel eine Anspielung auf die Angst vor dem bösen Wolf und im übertragen­en Sinne auf die Angst vor einem Leben ohne Illusionen?“, fragte Dramaturg Thomas Blockhaus rhetorisch beim Versuch einer Deutung. Denn eine Virginia Woolf taucht in dieser Eheschlach­t nicht auf. Am 15. Februar ist Premiere von Albees Schauspiel im Studio des Theaters. Zur Matinee in der Theaterbar gab Dramaturg Blockhaus mit den Ensemblemi­tgliedern Eva Spott und Michael Ophelders sowie Bühnenbild­ner Udo Hesse Einblick in die Arbeit.

Blockhaus berichtete, dass Albee beinahe alle wichtigen Theater- und Literaturp­reise erhielt, aber keinen für sein wohl bekanntest­es Stück. Das erzählt von einem Akademiker­paar im fortgeschr­ittenen Ehejahr. Nach einer Party am College treibt es mit Gästen ein absurdes Gesellscha­ftsspiel. Daraus entwickelt sich ein Psychodram­a mit Wortgefech­ten und Tiefschläg­en. Als Appetitanr­eger vor der Premiere gestaltete­n Eva Spott in der Rolle der Martha und Michael Ophelders als George den Anfang des ersten von drei Akten. In ihren Stimmen fingen sie vital eine sich anbahnende Eskalation ein. Die Beiläufigk­eit eines Gesprächs schlägt um in bissige, vorwurfsvo­lle Untertöne, Stimmlagen verschärfe­n sich, konfliktbe­lastete Themen in der Paarbezieh­ung deuten sich an. Noch gab es vereinzelt Stellen, zu denen amüsiert gelacht wurde. „Der Anfang ist scheinbar boulevarde­sk. Da hat man das Gefühl, das kann noch ein witziger Abend werden. Doch weit gefehlt. Es geht noch richtig zur Sache“, sagte Blockhaus.

Die Darstellun­g der Martha sei nicht quälend, sondern biete eine möglichst breite Palette, Emotionen und Persönlich­keitsmerkm­ale zusammenzu­tragen, beschrieb Eva Spott ihren Part. Sie hob die ungeheure Vitalität, Risikobere­itschaft und das Unkonventi­onelle der Martha hervor. Sascha Mey sagte, er habe das in den 1960er Jahren angesiedel­te Stück in die heutige Zeit übersetzt. Er bekannte, dass sich für ihn die Frage nach der Liebe zwischen den Ehepartner­n nicht stelle. Immerhin hätten sie eine, wenn auch schmerzvol­le Ebene gefunden, um sich zu treffen. „Wir leuchten viele Facetten aus. Die Strategies­pielchen der beiden werden einem im Detail richtig klar. Sie bieten so viel Mehrdeutig­keit, Frechheit und Verletzlic­hkeit. Jetzt sind wir in der Phase zu sehen, in welcher Energie das zweite Paar Nick und Honey in die Situation findet“, verriet er. Udo Hesse war als Bühnenbild­ner bereits früher mit dem Stück befasst. Er berichtete, einen Raum geschaffen zu haben, der die Schauspiel­er in den Vordergrun­d rücke und den Protagonis­ten wechselnde Positionen zur Beobachtun­g gebe. Eva Spott bescheinig­te ihm, einen Spielort geschaffen zu haben, dessen Mitte an einen Boxring erinnere.

Premiere: Freitag, 15. Februar, 20 Uhr im Studio; weitere Vorstellun­gen: Samstag, 23. Februar sowie am 6., 15. und 24. März. Karten können unter 02166 6151100 und auf www.theater-kr-mg.de bestellt werden.

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FOTO: MATTHIAS STUTTE Markus Heinrich, Debra Hays, Gabriela Kuhn und Matthias Wippich (v.l.) in „Let’s Stop Brexit – Keep Calm and Drink Tea“.

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