Mit erweitertem Horizont zurück
Lehrer der Leonardo da Vinci Gesamtschule Ratheim waren bereits mehrmals innerhalb des Erasmus-Projektes zu Gast in der Türkei. Nun reiste eine kleine Delegation aus fünf europäischen Ländern nach Istanbul.
HÜCKELHOVEN Drei Lehrkräfte der Gesamtschule Hückelhoven nahmen an der zweiten und abschließenden Erasmusfahrt für das Jahr 2018 teil. Im Rahmen des Projektes „Today a dreamer, tomorrow a leader“besuchten insgesamt 15 Lehrerinnen und Lehrer aus fünf verschiedenen europäischen Ländern die Stadt Istanbul, unter ihnen Azad Calik, Lehrer und Koordinationsassistent in Ratheim, Lehrerin Meryem Cicek, Erasmus-Koordinatorin und Erasmus-Moderatorin, und Benjamin Forg, Lehrer und Erasmusteam-Mitglied.
Die „Nene Hatun Grundschule“im Stadtteil Sultanbeyli war diesmal das Ziel der Teilnehmer. Für die deutschen Lehrerinnen und Lehrer war das eine einmalige Gelegenheit, den direkten Vergleich zwischen zwei benachbarten Stadtteilen zu ziehen. Obwohl die beiden Schulen per Luftlinie nur 7,61 Kilometer voneinander entfernt sind, so sollte der Unterschied wie Tag und Nacht wirken. Der Stadtteil selbst hat 324.709 Einwohner (Stand: 1. 2. 2017) und ist geprägt von hoher Arbeitslosigkeit und Armut.
„Schuldirektor Veysel Gül adressiert viele Probleme auch an die hohe Anzahl an syrischen Migrantenfamilien, die leider zum größten Teil aus bildungsfernen Schichten stammen“, berichtet Azad Calik. Dennoch waren die Kinder engagiert und motiviert. Nach einem Gespräch mit einem jüngeren Schüler fasst Erasmuskoordinatorin Meryem Cicek zusammen: „Es ist nicht zu fassen, wie glücklich und unberührt junge Menschen sein können. Trotz dieser harten Umstände haben diese Kinder nicht die Lust verloren, zu lachen und zu arbeiten.“Einige dieser Kinder sind in Sultanbeyli/Istanbul geboren und berichten, sie hätten noch nie das Meer gesehen, obwohl der Ort nur 25 Kilometer vom nächsten Strand entfernt ist.
„Teilweise erschreckend, teilweise aber auch inspirierend ist die Wirkung solcher Erasmusfahrten, da die Pädagogen mit einem erweiterten Horizont und einer anderen Sicht auf heimische Umstände blicken und mit frischem Wind die Hürden des Alltags meistern“, fasst Calik die Eindrücke zusammen. Nicht nur die Lehrkräfte werden Zeugen solch einer einmaligen Erfahrung, ab Februar haben erstmals auch sechs Schülerinnen und Schüler der Leonardo da Vinci Gesamtschule die einmalige Gelegenheit, in das Schulleben von Verona in Italien zu schnuppern. Seit Anfang des Schuljahres bereiten sie sich zusammen mit dem Erasmus-Team an der Schule auf dieses nächste Treffen vor.
Meryem Cicek, die 2013 das damals noch neue Programm „Erasmus“an der Schule etabliert hat, musste von Beginn an viel Engagement zeigen. „Sie hat Partner und Projekte gesucht und Erasmus Plus an unserer Schule manifestiert“, berichtet Lehrerkollege Benjamin Forg. Meryem Cicek sei es zu verdanken, dass an der Schule seit 2014 insgesamt 20 Fahrten in europäische Partnerländer absolviert wurden und über 36 Kinder daran teilnehmen durften. Bei den jetzt anstehenden nächsten Projekten können es bis 2020 nochmal fast 40 Kinder werden. Seit November ist Meryem Cicek nun auch Moderatorin für Erasmus, arbeitet für den pädagogischen Austauschdienst in Bonn und für die Bezirksregierung Düsseldorf.
„Das Maß meiner Aufgaben wird dadurch natürlich angehoben“, sagt die Lehrerin. „Das bedeutet für mich, dass ich ein umso kompetenteres Team brauche. Meine Prämisse ist es, Kollegen wie Azad Calik soweit für die Projekte vorzubereiten, dass sie eigenständig agieren können.“