Patent sucht Kapital
Dirk Stens baut ganz besondere Trommeln. Die Instrumente werden weltweit von exzellenten Drummern gespielt.
LÜRRIP Möglichst lange und voller klingen: fünf Worte auf dem Weg zum Patent. Das hat Dirk Stens zwar längst. Aber es war ein nervenaufreibender und zeitraubender Weg, erinnert er sich. Ein australischer Trommelbauer hat ihm über fast zehn Jahre das Leben schwer gemacht: „Der hatte etwas Ähnliches entwickelt, musste seine Klage vor dem Patentgericht in München aber zurückziehen.“Außerdem sah seine Lösung nicht so gut aus, schiebt er nicht ohne Genugtuung hinterher. Den Namen des Drummers nennt er aus verständlichen Gründen nicht.
Der Mönchengladbacher hat etwas Simples entwickelt, das bei Schlagzeugern in aller Welt jedoch Begeisterung auslöst. In den Holzkesseln seiner Trommeln kann sich der Ton entwickeln, ohne auf störende Verschraubungen der Stimmvorrichtung zu stoßen: „Diese Halterungen habe ich außen auf zwei Ringe gesetzt, die die Trommel umgeben, ohne sie zu berühren.“Seine Trommeln haben vier Ringe, zwei für das Halten der Felle und zwei für deren Stimmung durch die so genannten „Tube-Lugs“, Böckchen. Die Kessel schweben dadurch frei im Raum. Der Klang kann sich ungestört entwickeln.
„Wunderbar“attestieren dem findigen Entwickler exzellente Schlagzeuger etwa seiner Snare. Zu ihnen gehört Marc Schulman (Cher, Pink), er allein spielte in 30 Konzerten auf Stens’ Snare, auch Carl Brazil (Robbie Williams) und Simon Philips (u.a. Toto, Mike Oldfield). Viele Drummer kennt der Lürriper persönlich. Auch ein Solodrummer des Frankfurter Sinfonieorchesters hat ihm bescheinigt, „dass der Ton meiner Snare voller klingt und länger steht. Und damit eine hohe Dynamik hat. Auf ihr kann ebenso langsam, wie schnell, wie auch laut und leise gespielt werden.“Eben so wie die klassische Musik es verlangt.
Begonnen hat alles bei Rock am Ring 1985: „Danach stand fest, dass ich etwas mit Drums machen wollte“, sagt der gelernte Karosseriebauer. Er nahm Unterricht, versuchte sich in Bandprojekten, stellte allerdings schnell fest, „dass für mich die Arbeit in Bands eine sehr anstrengende Sache war, weil es oft Besetzungswechsel gab und ohnehin verschiedene Charaktere und Musikrichtungen kaum unter einen Hut zu bekommen waren.“
Stattdessen arbeitete er sich intensiv in die Technik des Instrumentes ein, bildete sich weiter über Fachmagazine, Drum Camps und den Besuch von Musikmessen. In dieser Zeit begann er auch an den Halterungen der Drums zu tüfteln. Mehr als 20 Jahre war er „DrumTech“von Charly Terstappen: „Ihm habe ich die Drums auf- und abgebaut, wenn er nicht gerade mit Westernhagen auf Tour war.“
Sein Patent hat Dirk Stens bisher an Snares umgesetzt, aber es sei natürlich auch auf alle anderen Trommeln übertragbar. Die Kessel für die Snare, die zentrale Trommel eines Schlagzeugsets, lässt Stens beim Münchener Trommelbauer Alex Zachow fertigen: „Der hat Anfang der 1980er das Schlagzeug für den damaligen Drummer der Spider Murphy Gang gebaut. In Alex´ Manufaktur entstehen die Trommeln in Fassbauweise. Den Rest besorge ich mir über andere Zulieferer.“Auf den ersten Blick sähen seine Snares aus wie ein Vintageprodukt, „denn in den 1920er Jahren sahen die Drums ähnlich aus, natürlich ohne seine patentierte Lösung für den optimalen Klang. Stens vermarktet seine Trommeln unter dem Markennamen „O´Brian Handmade Drums“. „Den Namen habe ich auf einem LKW entdeckt, als ich als Rucksacktourist in Irland unterwegs war. Er hat mir sofort gefallen.“
Gerne würde er eine eigene Manufaktur aufbauen. Allerdings fehlt Dirk Stens dazu das nötige Geld. Gespräche mit Banken waren bislang nicht sehr erfolgreich. Und das trotz eines ausgeklügelten Businessplans: „Die Finanzexperten kennen sich mit Drums einfach nicht aus.“Die Verbesserung von Klangverhalten sei halt nicht ein sichtbares Produkt. Aber der Enthusiast gibt nicht auf: „Ich brauche für meine Manufaktur eigentlich nicht viel mehr als eine Doppelgarage, für eine Werkbank. Ich restauriere auch Trommeln.“Außerdem brauche er ein Fahrzeug für die Auslieferung.
Vorstellbar ist für ihn auch, dass er Patente entwickelt und an große Firmen wie Yamaha oder DW Drums verkauft. DW sei mit ein 150 Mitarbeitern weltweit „top of the line. Baut das ganze Spektrum von Mittelklasse Drums bis zu Top Sets. Ein sehr innovatives Unternehmen.“Dirk Stens hat bereits vielversprechende Kontakte zu John Good von DW Drums. „Er hat mir Mut gemacht.“Und angeboten, dass Stens erst seine Entwicklungen patentieren lässt und ihm erst dann vorstellt: „Wenn er überzeugt ist, kauft er sie.“