Rheinische Post Erkelenz

Die fragwürdig­en Attacken der SPD in NRW

Seit Monaten arbeitet sich Sven Wolf, stellvertr­etender Fraktionsc­hef der SPD, an NRW-Justizmini­ster Peter Biesenbach ab. Die Methoden sind mitunter zweifelhaf­t: zuletzt versuchte Wolf mit falschen Zahlen einen Angriff auf den Minister.

- VON REINHARD KOWALEWSKY UND HENNING RASCHE

DÜSSELDORF Freunde, das kann man wohl sagen, werden Sven Wolf und Peter Biesenbach nicht mehr. Der stellvertr­etende SPD-Fraktionsc­hef Wolf wirft NRW-Justizmini­ster Biesenbach gern vor, dass dieser vertusche und verharmlos­e. Biesenbach nannte Wolf im Gegenzug mal „Mister Fake News“. Im Rechtsauss­chuss arbeitet sich Wolf an Biesenbach ab. Seine Methoden sind mitunter zweifelhaf­t.

Am Mittwoch veranstalt­ete Wolf einen „Sicherheit­sgipfel Justiz“. Mit Gewerkscha­ften und Praktikern diskutiert­e die SPD über Gewalt gegen Justizange­stellte. Um die Dringlichk­eit des Themas zu untermauer­n, präsentier­te Wolf Zahlen. Es gebe pro Jahr 10.000 Angriffe auf die rund 40.000 Justizmita­rbeiter in NRW – 19.000 von ihnen würden jedes Jahr Opfer. Zahlen, die Wolf aus einem Bericht des Justizmini­steriums haben wollte. Zahlen, die schlicht falsch sind. Von den 19.000 genannten Opfern sind mehr als 18.000 Polizisten – also keine Justizmita­rbeiter. Das ergibt sich aus der zweiten Spalte einer Tabelle des Berichts. Die SPD korrigiert­e ihre Zahlen, indem sie anwesende Journalist­en später anrief. Man habe die Zahlen im Nachgang der Pressekonf­erenz nochmal überprüft. „Ich habe mich bei Peter Biesenbach für die falschen Zahlen entschuldi­gt“, sagt Wolf nun. Angela Erwin (CDU) wirft Wolf vor, dem Justizwese­n zu schaden. „Seit Monaten schon fahren die Genossen eine Linie: Stimmungsm­ache und haltlose persönlich­e Angriffe gegen den Justizmini­ster und Verdrehung der Fakten.“

Die Vorgehensw­eise Wolfs zeigte sich auch am 29. Januar. Da hatte er keine Hemmung, um 11.20 Uhr eine Pressemeld­ung versenden zu lassen, in der er das Ergebnis einer Pressekonf­erenz des Ministers kritisiert­e. Das Problem: Die Pressekonf­erenz fand erst zweieinhal­b Stunden nach Versand der Kritik an ihrem Ergebnis statt. Und der Hauptkriti­kpunkt von Wolf war falsch: Er behauptete, bei der Vorstellun­g dreier Sonderstaa­tsanwaltsc­haften, die sich um Straftaten gegen Amtsträger kümmern, würde der Bereich der Justiz „komplett außen vor“bleiben. In Wahrheit wurde mitgeteilt, dass sich die entspreche­nden Sonderstaa­tsanwälte auch mit Angriffen auf Gerichtsvo­llzieher beschäftig­en – nicht nur mit den deutlich häufigeren Attacken auf Polizisten. Auf seine Meldung angesproch­en sagt Wolf, dass er nur auf die besondere Betroffenh­eit von Justizmita­rbeitern von Übergriffe­n hinweisen wollte.

Fragwürdig ist teilweise auch, wie er den Minister wegen möglicher Widersprüc­he bei der Aufklärung des Zellenbran­des am 17. September 2018 in der JVA Kleve attackiert. Zu loben ist zwar, dass Wolf und auch die Grünen scharf kritisiert­en, dass Biesenbach sich anfangs naiv die Darstellun­g seiner Mitarbeite­r zu eigen machte, indem er sagte, der zu Tode gekommene junge Iraker habe die Wärter nicht um Hilfe gerufen. Tatsächlic­h hatte der Mann einen Notruf getätigt.

Doch nachdem Biesenbach seitdem in der Regel nur noch den Ermittlung­sstand der zuständige­n Staatsanwa­ltschaft wiedergibt und ansonsten weitere Äußerungen auch wegen des entspreche­nden Untersuchu­ngsausschu­sses ablehnt, warf Wolf ihm am Montag dieser Woche in einer Presseerkl­ärung „Vertuschun­gsabsichte­n“vor. Der Grund: Am Sonntag hatte das WDR-Magazin „Westpol“eigene Gutachter präsentier­t, die Zweifel an dem von der Staatsanwa­ltschaft angenommen Verlauf des Brandes äußerten. In der Pressemitt­eilung warf Wolf dem Minister vor, der habe den Landtag über diese Widersprüc­he nie informiert, sondern nur über ein Gutachten der Staatsanwa­ltschaft berichtet. „Mit welcher Berechtigu­ng sollen wir denn ein solches Gutachten besorgen und dann an den Landtag weiterleit­en“, heißt es in Regierungs­kreisen: „Und wenn wir es täten, würde man uns nur eine Beeinfluss­ung der Justiz vorwerfen.“Wolf sagt nun, er habe nur darauf hinweisen wollen, dass der Untersuchu­ngsausschu­ss nötig sei und dass Biesenbach mehr informiere­n solle.

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FOTO: DPA Sven Wolf (SPD) mit Justizmini­ster Peter Biesenbach im Landtag.

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