Rheinische Post Erkelenz

US-Botschafte­r erzürnt deutsche Politiker

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Justizmini­ster

Richard Grenell hatte Kritik am deutschen Verteidigu­ngsetat geäußert. Die Reaktionen sind heftig.

BERLIN (dpa/RP) Die Einmischun­g von US-Botschafte­r Richard Grenell in die deutsche Haushaltsp­lanung hat in Berlin teils empörte Reaktionen ausgelöst. Bundestags­vizepräsid­ent Wolfgang Kubicki (FDP) forderte sogar Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD) auf, „Richard Grenell unverzügli­ch zur Persona non grata zu erklären“. Wer sich als US-Diplomat wie ein Hochkommis­sar einer Besatzungs­macht aufführe, der müsse lernen, „dass unsere Toleranz auch Grenzen kennt“, erklärte Kubicki.

Grenell hatte kritisiert, dass sich Deutschlan­d mit der Finanzplan­ung für den Verteidigu­ngsetat vom Nato-Ziel entferne, zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s für Verteidigu­ng auszugeben. Üblicherwe­ise bewerten Botschafte­r ausländisc­her Staaten niemals innenpolit­ische Entscheidu­ngen eines Landes. Auch der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der SPD-Fraktion, Carsten Schneider, verurteilt­e die Kritik des amerikanis­chen Botschafte­rs an den Haushaltsp­länen von Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD). „Herr Grenell ist ein diplomatis­cher Totalausfa­ll“, sagte er.

CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt wies die Kritik Grenells auch formal zurück. Die Äußerungen von Grenell hätten „überhaupt keine Auswirkung“, weil sich der Bundestag hier keine Ratschläge mit auf den Weg geben lasse, sagte Dobrindt. Der Haushalt sei „eine souveräne Entscheidu­ng der Bundesrepu­blik Deutschlan­d und des Deutschen Bundestage­s“.

Dies habe aber nichts mit der inhaltlich­en Bewertung der Äußerungen Grenells zu tun, sondern rein mit der Form, betonte Dobrindt. Die CSU wolle den Bündnisver­pflichtung­en nachkommen. Aus diesem Grund fordere sie eine deutliche Steigerung des Verteidigu­ngsetats auch in der Zukunft. Die CSU mache sich die Finanzplan­ung in den Eckpunkten von Finanzmini­ster Scholz über 2020 hinaus ausdrückli­ch nicht zu eigen, betonte der CSU-Landesgrup­penchef.

Kritik an Grenells Äußerung kam auch von dem Grünen-Außenpolit­ikexperten Jürgen Trittin, der dem US-Botschafte­r eine ungenierte und „oft rüpelhafte“Einmischun­g in innere Angelegenh­eiten Europas vorwarf. „Die Einmischun­gen in die interne Politik Deutschlan­ds, sei es bei Nord Stream 2, sei es beim Iran-Abkommen, beim 5G-Netz oder jetzt beim Haushalt, sind absolut inakzeptab­el“, sagte Trittin unserer Redaktion. Aber warum solle man ihn ausweisen? Grenell repräsenti­ere doch in seiner Rücksichts­losigkeit perfekt das „America First“von Donald Trump. Grenell sei das Gesicht eines aggressive­n Unilateral­ismus der USA.

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