Wirbel um Türkisch-Verbot in BMW-Werk
Ein Vorarbeiter soll Mitarbeiter angewiesen haben, ausschließlich auf Deutsch miteinander zu sprechen. Die Belegschaft wehrte sich dagegen. Der Konzern bestreitet, dass es sich um eine Dienstanweisung gehandelt hat.
DÜSSELDORF In einem Fahrzeug-Aufbereitungszentrum des Automobilkonzerns BMW soll ein Vorarbeiter den Mitarbeitern untersagt haben, auf Türkisch miteinander zu sprechen. Das berichtet die „Bild“-Zeitung. In dem Werk in Garching arbeiten 100 Beschäftigte, rund 20 von ihnen haben türkische Wurzeln. Die Vorschrift, nur noch Deutsch zu sprechen, bezog sich dem Bericht zufolge auf die Arbeits- und die Sozialräume. Auslöser für die Maßnahme sollen nach „Bild“-Informationen aus Werkskreisen Beschwerden von Kollegen über Lästereien in türkischer Sprache im Pausenraum gewesen sein. Neben den Vorgaben zur Sprache soll der Vorarbeiter die türkisch-deutschen Kollegen in eine einzige Schicht versetzt haben. Die betroffenen Mitarbeiter fühlten sich diskriminiert und beschwerten sich bei ihrem Betriebsrat. Auch die Personalabteilung beschäftigte sich mit dem Vorgang.
Der Konzern bestätigte auf Anfrage, dass es eine entsprechende Beschwerde gegeben habe. Ein Sprecher bestritt jedoch, dass es sich um eine Dienstanweisung gehandelt habe: „Den Mitarbeitern der BMW Group wird in keiner Weise vorgeschrieben, in welcher Sprache sie private Unterhaltungen führen sollen.“Er bestätigte jedoch, dass den Mitarbeitern mitgeteilt worden sei, arbeitsspezifische Themen bitte auf Deutsch zu besprechen: „In einer Arbeitsbesprechung wurde lediglich darum gebeten, dann Deutsch zu sprechen, wenn verschiedene Nationalitäten beisammen sind und es sich um Arbeitsthemen handelt, da nur so sichergestellt werden kann, dass alle Mitarbeiter aller Nationalitäten auch auf dem gleichen Stand sind.“Zudem widersprach er der Darstellung, dass Mitarbeiter nach Nationalitäten in Schichten eingeteilt worden seien.
Die IG Metall Bayern wollte sich zwar nicht konkret zu dem Einzelfall in Garching äußern, ein Sprecher der Gewerkschaft sagte jedoch: „Jeder kann die Sprache sprechen, die er möchte. Toleranz und Vielfalt sind eine Stärke in unseren Betrieben.“
Die gleiche Position nimmt die Industriegewerkschaft auch in Nordrhein-Westfalen ein: „Die IG Metall steht für ein diskriminierungsfreies Miteinander am Arbeitsplatz“, sagte der IG-Metall-Bezirksvorsitzende, Knut Giesler, im Gespräch mit unserer Redaktion. Dazu gehöre auch, dass Menschen ihre Muttersprachen sprächen und man ihre Kultur und Lebensweise achte und respektiere. „Das gilt für alle Seiten und ist in der heutigen Zeit mit ihren multinationalen Unternehmen eigentlich auch eine Selbstverständlichkeit. Gerade in der Arbeitswelt zeigt sich doch nicht erst seit gestern, dass ein gutes und konstruktives Miteinander möglich ist – unabhängig von Herkunft, Religion oder Pass“, sagte Gewerkschafter Giesler.
Die nordrhein-westfälische Integrations-Staatssekretärin Serap Güler (CDU) wies jedoch darauf hin, dass es nie schön sei, in Gegenwart von Menschen, die einer Sprache nicht mächtig seien, sich genau in dieser zu unterhalten. „Egal, ob auf dem Arbeitsplatz oder im privaten Umfeld. Dies wird zu Recht oft als respektlos wahrgenommen.“
Ein Verbot, dass sich vor allem nur auf eine Sprache beschränkt, hält Staatssekretärin Güler dennoch für übertrieben: „Da gibt es sicher andere Möglichkeiten an die Belegschaft heranzutreten und deutlich zu machen, dass die gewünschte Sprache während einer Schicht die ist, die jeder versteht. Beispielsweise durch interne Compliance-Regel. Dies ist in vielen Unternehmen, die weltweit aktiv sind, auch der Fall. Oft sogar nicht Deutsch, sondern mittlerweile Englisch.“Ähnliche Fälle aus NRW seien der Landesregierung nicht bekannt.