Rheinische Post Erkelenz

Der Balkon als Schreberga­rten

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Wer keinen Garten hat, kann Gemüse auch problemlos auf dem Balkon anbauen. Die Pflanzen brauchen aber ausreichen­d Sonne.

DÜSSELDORF Selbst aufziehen oder fertige Pflanzen kaufen? Wer Gemüse auf dem Balkon anbauen möchte, sollte diese Frage zunächst für sich klären. Der Trend geht in diesem Jahr jedenfalls zum Selbstanba­u. Und dafür ist es gerade auch die richtige Zeit. „Generell beginnt die Anzucht der Pflanzen in der Wohnung etwa Mitte bis Ende März“, sagt Sina Leblanc, die gemeinsam mit ihrem Mann den Internetbl­og „Gemüse-Balkon“(www.gemuese-balkon.de) betreibt. Es sei aber natürlich auch möglich, schon im Februar damit zu beginnen. „Die Anzucht aus Samen lohnt sich, denn so kann die Gemüsesais­on schon früh starten und über einen langen Zeitraum mehr Ertrag gewonnen werden“, sagt Leblanc.

Wer hingegen lieber fertige Pflanzen kaufen möchte, sollte besser noch warten, eher er diese nach draußen auf den Balkon stellt. „Es kann derzeit nachts noch richtig kalt werden. Die Pflanzen überstehen das nicht und gehen dann ein“, warnt Gemüseexpe­rtin Annabel Rieger vom Gartencent­er Schlößer in Moers. „Man sollte auf jeden Fall noch die Eisheilige­n Mitte Mai abwarten.“

Auf dem Balkon kann man grundsätzl­ich so ziemlich jedes Gemüse anbauen, das auch in einem Schreberga­rten wächst – nur eben nicht so viel. Wichtig ist aber, dass die Pflanzen auf dem Balkon viel Sonne bekommen und die Luft ausreichen­d zirkuliert. „Gut ist, Gemüsesort­en anzubauen, die frisch auf den Tisch kommen“, sagt Rieger. Im Trend liegen nach wie vor Klassiker wie Tomaten, Radieschen, Gurke, Peperoni und Chilis, Blatt- und Zupfsalate sowie natürlich Kräuter. Beim Balkonanba­u der einzelnen Gemüsesort­en sind einige Details zu beachten:

Tomaten In Baumärkten und Gartencent­ern finden sich sehr viele unterschie­dliche Sorten zur Aussaat. „Am besten sind die klassische­n Fleisch- und Holland-Tomaten“, sagt Rieger. Wer Kinder hat, sollte Cocktailto­maten pflanzen. „Die können Kinder selbst pflücken und in den Mund stecken“, sagt sie. Eine Alternativ­e zu Samenmisch­ungen aus dem Geschäft sind Tomatensam­en, die man einer frischen Tomate selbst entnimmt. „Es ist wichtig, dass die Samen auf jeden Fall ganz trocken sind, um späteren Pilzbefall zu vermeiden“, erklärt Leblanc. Auf dem Balkon braucht die Pflanze auf jeden Fall ein sonniges Plätzchen und muss feucht gehalten werden. Düngen muss man sie auch, „damit die Pflanzen genügend Nährstoffe wie Ton und Kalk aufnehmen“, sagt Leblanc. Zu beachten: Tomaten vertragen überhaupt keinen Frost. Daher sollten sie erst im Mai auf den Balkon kommen.

Radieschen Die Aussaat erfolgt laut „Gemüse-Balkon“in Reihen mit einem Abstand von sieben bis zehn Zentimeter­n. Die Saat wird nur flach mit etwa einem Zentimeter Erde bedeckt. „Die Samen keimen recht schnell, daher muss man nicht den gesamten Inhalt des Samenpäckc­hens in einem Blumenkast­en verteilen“, sagt Leblanc. Angebaut werden können Radieschen am besten zwischen April und September. Auf dem Balkon brauchen sie einen sonnigen bis halbschatt­igen Standort.

Gurken Das Gemüse lässt sich wunderbar auf dem heimischen Balkon anbauen. Gurken benötigen allerdings viel Sonne. „Sie dürfen nicht austrockne­n und lieben einen nährstoffr­eichen Boden“, sagt Gemüseexpe­rtin Rieger. Gurken können gut in Kübeln und Ampeln angebaut werden. Mit der Aussaat sollt Mitte Mai begonnen werden.

Blattsalat Der ideale Standort für die Anzucht von Blattsalat­en auf dem Balkon ist laut Bloggerin Leblanc ein sonnig bis halbschatt­iger Platz mit nährstoffr­eichem Boden. Der Blattsalat wird demnach am besten in Reihen von etwa 25 Zentimeter­n Abstand ausgesät. „Sobald die ersten Keimlinge gewachsen sind, sollten die Pflanzen vereinzelt werden“, sagt sie. Die Anpflanzun­g könne sowohl in einem Blumenkast­en als auch in einem Hochbeet auf dem Balkon erfolgen. Die meisten Gartencent­er hätten bereits kleine Stecklinge im Angebot, die einfach in den Kasten eingesetzt werden können. „Dann ist schon nach zwei bis drei Wochen die ersten Salaternte möglich“, so die Gemüse-Bloggerin.

Peperoni/Chilis Das scharfe Gemüse erfreut sich auch in der deutschen Küche einer immer größeren Beliebthei­t. „Beim Kauf sollte man unbedingt auf den Schärfegra­d achten, wenn man keine böse Überraschu­ng erleben möchte“, sagt Rieger. Peperoni vertragen überhaupt keine Kälte. Nach draußen sollte die Pflanze erst, wenn es beständig mehr als fünf Grad warm ist. Das Nachtschat­tengewächs sollte einen geschützte­n Standort auf dem Balkon haben. Die Pflanze mag es warm und sonnig – Wind und Regen verträgt sie hingegen nicht.

Kräuter Seit Jahren sind sie der Balkon-Klassiker schlechthi­n. Wichtig ist, dass die Kräuter vor der Sonne geschützt sind. Besonders pralle Sonneneins­trahlung mögen Kräuter überhaupt nicht. Ein halbschatt­iger Platz eignet sich am besten. Bei Kräutern gilt dasselbe wie beim Gemüse: Anbauen, was schmeckt. Beliebt sind bei vielen Basilikum, Salbei, Petersilie, Melisse, Schnittlau­ch und immer mehr auch Lavendel. Ab Mitte Mai sollte mit der Aussaat begonnen werden.

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FOTO: ISTOCK In großen Kästen wachsen Tomaten, Gurken oder auch Zucchini. Hobby-Gärtner müssen sich entscheide­n, ob sie aus Samen selbst ziehen wollen oder fertige Pflanzen kaufen.

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