War es ein Drama, ein Märchen, Fantasie?
Das Junge Theater Bonn spielte in der Erkelenzer Stadthalle das Stück „Löcher – Das Geheimnis von Green Lake“. Die Inszenierung von Moritz Seibert nach dem Roman von Louis Sachar bewirkte lange und kontroverse Diskussionen.
ERKELENZ Es gehe um die „ganz großen Dinge“, meinte der Kulturmanager Christoph Stolzenberger, als er vor dem Gastspiel des Jungen Theaters Bonn in der Erkelenzer Stadthalle das Publikum mit einleitenden Worten auf die Aufführung von „Löcher – Das Geheimnis von Green Lake“einstimmte. Was damit gemeint war, darüber waren sich die Besucher nach der Aufführung nicht ganz einig, zu vielschichtig waren die angerissenen Themen wie Freundschaft, Verlässlichkeit, der auf der Familie lastende Fluch. Handelte es sich um ein Drama, ein Märchen, eine konstruierte Fantasie? In gewisser Weise blieben Löcher in der Handlung, im Geschehen – ganz im Sinne des Titels. Insofern erreichte auch diese Aufführung ihnen Zweck: Es wurde lange und kontrovers darüber diskutiert.
An den schauspielerischen Leistungen der zumeist jugendlichen Darsteller gab es dabei die wenigsten Zweifel. Sie wurden mit lang anhaltendem Applaus gebührend verabschiedet. Das mit wenigen Mitteln gestaltete Bühnenbild mit einer löchrigen Plane im Hintergrund und rechteckigen Holzgestellen ließ der Fantasie freien Lauf und stellte sowohl den tristen Zustand in einem Erziehungslager inmitten der Wüste dar als auch das häusliche Umfeld oder andere Schauplätze des Geschehens. Zum Teil in direkter Ansprache an das Publikum und zum Teil in Rückblenden wurde in der Inszenierung von Moritz Seibert der Roman von Louis Sachar umgesetzt, wobei das Spiel der insgesamt 14 Akteure nicht immer leicht zu verfolgen war, was zum Teil aber auch an der Akustik lag.
Stanley (Oscar Kafsack) kommt nach einem vermeintlichen Diebstahl in ein Umerziehungslager für Jugendliche mitten in der texanischen Wüste. Dort hatte es bis vor mehr als 100 Jahren einen See gegeben, der urplötzlich ausgetrocknet war. Seitdem hat es nicht mehr geregnet an dieser Stelle. Dass der Grund dafür in der Familiengeschichte von Stanley zu finden ist, weiß niemand; allerdings glaubt der „Boss“(Andrea Brunetti), dass dort auf dem ehemaligen Seegrund ein Schatz zu finden ist, weshalb er die Jugendlichen tagtäglich Löcher in den Wüstenboden graben lässt. Stanley findet mit Hilfe von Zero (Ilkay Pfaff) tatsächlich den Schatz, der nicht nur den Fluch von seiner Familie nimmt, für die sein Urgroßvater vor seiner Auswanderung von Irland nach Amerika verantwortlich ist, sondern – wie wundersam – auch wieder zum Einsetzen des Regens und damit zum Wiedererblühen der Natur mitsamt See führt.
Von der Schuld und dem Fluch befreit, gibt es das Happy End. Stanley ist unschuldig. Seine Freundschaft zu Zero hat beiden das Überleben gesichert. Die Jugendlichen in dem Umerziehungslager, X-Ray (Ruben Marvel Linke), Deo (Yannic Currlin) Magnet (Alexander Stümpel) Zig Zag (Tristan Witzel), Torpedo (Lewin Mayer-Tasch) und Derrick (Till Voges), werden zu Kumpeln. Und Stanleys Vater (Jan Herrman) findet in der Aufführung, die auch witzige Elemente enthielt, endlich das Patentrezept gegen Schweißgeruch in Schuhen.