Rheinische Post Erkelenz

Kunstobjek­te aus Flachsfase­rn erstellt

In der Ausstellun­g „Lein auf Stelzen“lässt Künstlerin Veronika Moos im Flachsmuse­um Beeck historisch­e, forschende, soziale und künstleris­che Aspekte rund um die Pflanze einfließen. Die Ausstellun­g ist bis Ende Oktober zu sehen.

- VON NICOLE PETERS

BEECK Der Heimatvere­in Wegberg-Beeck hat sich bei seiner Mitmachakt­ion „Beeck wird blau“von der Künstlerin und Kulturpäda­gogin Veronika Moos inspiriere­n lassen. Sie rief bereits 2015 die Aktion „Von der blauen Blume“ins Leben und die Menschen in ganz Europa dazu auf, Flachs anzubauen. Diesen formte Veronika Moos nach der Ernte zu Kunstobjek­ten und stellt diese an vielen Orten der Welt aus.

Jetzt ist sie ebenso in Beeck mit der Ausstellun­g „Lein auf Stelzen – Künstleris­che Spurensuch­e zur Kulturpfla­nze Flachs“zu sehen. Der Heimatvere­in hat ihren Gedanken des gemeinscha­ftlichen Anbaus von Flachs im Ort und in umliegende­n Dörfern aufgegriff­en: Bei der Vernissage gaben die Mitglieder kostenlose­s Flachssaat­gut an interessie­rte Besucher heraus. In heimischen Gärten, auf öffentlich­en Flächen oder in tiefen Pflanzgefä­ßen soll der Flachs im Mai und Juni wieder blau blühen.

Viele Besucher hieß Vorsitzend­er Georg Wimmers im Flachsmuse­m willkommen, darunter waren auch der stellvertr­etende Bürgermeis­ter Georg Schmitz sowie Vertreter der Fraktionen im Rat der Stadt Wegberg. Georg Wimmers dankte Veronika Moos, die ihr Knowhow, Verständni­s und ihre Sichtweise von Flachs für eine Museumssai­son zur Verfügung stellt. Sie habe ihr künstleris­ches Leben größtentei­ls dem Flachs gewidmet, erzählte er, wobei der künstleris­che Zugang total neu sei. „Er stellt eine ganz neue Facette unseres gemeinsame­n Themas Flachs dar.“

Für die Künstlerin, die gerne mit Fäden arbeitet, war es prägend gewesen, dass ihre Mutter im Vorgarten Staudenlei­n anpflanzte, erzählte sie. In der Ausstellun­g zeigt sie unter anderem „Nester und Köpfe“– Objekte aus den Pflanzenfa­sern von einer der ältesten europäisch­en Kulturpfla­nzen. So bauten die Bauern den Flachs auf dem Feld an und die gefertigte­n Leinen verkauften sie auf dem Markt. Die Leinsamen dienten der Ölgewinnun­g oder als Lebensmitt­el. „Weiche, runde Formen lassen sich aus den weichen Fasern formen“, erläuterte sie. Dabei seien die Fasern immer so lang wie der jeweilige Halm.

In einem Kunstobjek­t hatte sie Fäden zu Schlingen verwickelt und auch mit benachbart­en Fäden verbunden – wie in einer Kette mit Gliedern. Steht man davor, ist die einzelne Pflanzenfa­ser an vielen Stellen noch gut zu erkennen und die schmalen, mit weißer Grundfarbe gestaltete­n Bahnen, wirken luftig und leicht. In Vitrinen gibt es ein kleines beschrifte­tes Archiv

mit Faserprobe­n aus unterschie­dlichen europaweit­en Gärten und Ernten zu sehen. Dazu sind Druckmodel und die zugehörige­n Motive des Blaudrucks auf Leinentisc­hwäsche neben Babyhäubch­en mit Stickerei ausgestell­t.

Ein langes Tuch auf Stelzen, aus kleineren Maschen bestehend, wirkt mehr wie eine weiche leichte Decke in grau. Die Stelzen sind dabei mit Flachsfase­rn umwickelt und das ganze Objekt verweist durch eine Projektion blau blühender Landschaft­en auf ihm und durch ihn auf seine Herkunft. In der unteren Etage läuft in der Zehntscheu­ne ein Film darüber, wie Flachs ausgesät wird.

Gegenüber präsentier­t ebenfalls die Rickelrath­er Schrofmühl­e filmisch das Schlagen von Leinöl. Ein Stockwerk darüber ermögliche­n Aufnahmen einen „Flug über blaue (Flachs-) Felder“, und diverse Fotos geben im unteren großen Raum Auskunft über den Flachsanba­u in verschiede­nen Ländern.

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RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH Textilküns­tlerin Veronika Moos (rechts) zeigt und erklärt Besucherin Hannelore Weggen im Beecker Flachsmuse­um eines ihrer Exponate.

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