Rheinische Post Erkelenz

Mahnung an Kinder und Eltern

Unser Gastautor Heinrich Otto Deichmann hat die Geschäfte bei der Schuhhande­lskette von seinem Vater Heinz-Horst Deichmann übernommen. Hier schreibt er, was das vierte Gebot für Familienun­ternehmer bedeutet.

- VON HEINRICH DEICHMANN

Das vierte Gebot ist für mich aktueller denn je, passt es doch genau in die Situation unserer alternden Gesellscha­ft. Es geht hier nicht einfach darum, den Gehorsam der Kinder gegenüber den Eltern einzuforde­rn. Es geht um den Zusammenha­lt einer Gesellscha­ft, die ihre Wurzeln im christlich­en Menschenbi­ld hat. Die zehn Gebote haben unser Grundgeset­z geprägt und sind zum moralische­n Grundkonse­ns unseres Volkes geworden. Dazu gehört der Verzicht auf Mord, Diebstahl, Ehebruch und Lüge und als positive Aussage die Sorge um den Zusammenha­lt der Familie.

Was beim vierten Gebot besonders auffällt: Es ist das einzige, das mit einer konkreten Verheißung verbunden ist. Es heißt dort: „… auf dass es dir wohl ergehe und du lange lebest auf Erden.“Diese Verheißung deutet an, was die Folge der Ehre und Fürsorge für die Alten ist: Irgendwann wird man auch selbst alt sein und hoffentlic­h diese Zuwendung erfahren – vorausgese­tzt auch die nächste Generation beherzigt dieses Gebot.

Der Begriff der „Ehre“kann heute sehr unterschie­dlich interpreti­ert werden. Hat es überhaupt eine religiöse Bedeutung? Ich glaube ja. „Ehre sei Gott in der Höhe“sangen die Engel in der Weihnachts­geschichte. Die Ehre Gottes ist Fundament des Glaubens und sie beeinfluss­t die Menschen und ihr Zusammenle­ben. Diese Ehre knüpft die liebevolle Verbindung zwischen Menschen, die füreinande­r Verantwort­ung übernehmen und dabei Gottes Liebe zu uns Menschen als Maßstab nehmen.

Nach biblischem Verständni­s hat

der Menschen seine Ehre und Würde von Gott. Die Zuwendung Jesu zu den Armen und Schwachen soll unser Maßstab sein. Das bedeutet: Den Schwächste­n und Geringsten soll ein besonderes Maß an Ehre erwiesen werden. Dahinter steht die Überzeugun­g, dass jeder Mensch ein Ebenbild Gottes ist, von ihm erschaffen, gewollt und geliebt. Die Eltern zu ehren, ist also auch ein kleines Glaubensbe­kenntnis.

Ich selbst habe es als großen Segen empfunden, dass ich mit meinen Eltern und speziell mit meinem Vater, ein gutes Verhältnis hatte. Das war umso wichtiger, als ich ihm in der Leitung unseres Unternehme­ns nachgefolg­t bin. So ein Generation­enwechsel gelingt nur, wenn beide Seiten daran arbeiten. Das weiß auch die Bibel. Während das 4. Gebote im Alten Testament die Kinder mahnt, appelliert Paulus im Neuen Testament auch an die Eltern: So werden im Brief an die Epheser die Kinder zwar aufgeforde­rt, ihren Eltern zu gehorchen, aber es heißt auch: „Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn.“

Im wirtschaft­lichen Bereich gehört es auch dazu, älteren Mitarbeite­rn Respekt entgegenzu­bringen und ihnen angesichts der sich immer schneller verändernd­en Anforderun­gen zu helfen, weiter mitzukomme­n und ihnen zu signalisie­ren, dass ihre Erfahrung wertvoll ist.

Seit vielen Jahrzehnte­n veranstalt­en wir bei Deichmann regelmäßig Feiern für unsere Jubilare. Ich bin immer wieder fasziniert, wenn ich bei diesen Veranstalt­ungen Menschen begegne, die manchmal schon 45 Jahre für unser Unternehme­n gearbeitet haben. Sie haben unsere Firmenkult­ur in all den Jahren mitgeprägt. In der gemeinsame­n Arbeit von Älteren und Jüngeren kommen Erfahrung und Veränderun­gsbereitsc­haft zusammen und nutzen der Entwicklun­g der Firma.

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FOTO: ULLSTEIN Heinrich Deichmann übernahm die Leitung des Unternehme­ns von seinem Vater Heinz-Horst, der den Schuhhändl­er viele Jahre lang leitete und groß machte. HeinzHorst Deichmann starb 2014 in Essen.

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