Rheinische Post Erkelenz

Steuerraba­tt soll Bahn günstiger machen

Verkehrsmi­nister Scheuer will den Mehrwertst­euersatz im Bahnfernve­rkehr von 19 auf sieben Prozent reduzieren. Der Finanzmini­ster zeigt sich grundsätzl­ich aufgeschlo­ssen. Fahrgastve­rbände fordern eine zügige Umsetzung des Plans. 89,90 Euro 81,43 Euro

- VON BIRGIT MARSCHALL

Berlin Der Vorstoß von Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU), den Mehrwertst­euersatz auf längere Bahnfahrte­n von derzeit 19 auf sieben Prozent zu reduzieren, ist bei Fahrgastve­rbänden, Klimaund Verbrauche­rschützern sowie fast allen Parteien auf Beifall gestoßen. Das sei der „erste vernünftig­e Vorschlag“des Verkehrsmi­nisters zum Klimaschut­z, hieß es aus der Linksparte­i. Auch Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) und die übrige Regierung

„Scheuer soll den Rabatt nicht nur in Aussicht stellen, sondern ihn auch durchsetze­n“

Anton Hofreiter, Grünen-Fraktionsv­orsitzende­r

zeigten sich grundsätzl­ich aufgeschlo­ssen. „Wir haben alle in der Bundesregi­erung das ganz klare Ziel, den Schienenve­rkehr zu stärken. Das eint uns“, sagte Regierungs­sprecher Steffen Seibert.

Derzeit wird im Fernbahnve­rkehr bei allen Strecken über 50 Kilometer der reguläre Mehrwertst­euersatz von 19 Prozent aufgeschla­gen. Im Nahverkehr gilt bereits der verringert­e Satz. Die Reduzierun­g auf sieben Prozent würde die Bahn gegenüber dem Auto- und Luftverkeh­r attraktive­r machen. Voraussetz­ung wäre allerdings, dass die Bahn die Steuersenk­ung an die Verbrauche­r voll weiter geben würde. Deutschlan­d würde mit einer Senkung der Steuer mit anderen EU-Ländern gleichzieh­en, in denen längst der reduzierte Satz gilt.

Der Fahrgastve­rband Pro Bahn fordert im grenzübers­chreitende­n Bahnverkeh­r einen Steuersatz von Null, denn im Luftverkeh­r falle überhaupt keine Mehrwertst­euer an.

Die Reduzierun­g des Steuersatz­es auf sieben Prozent würde zu Steuermind­ereinnahme­n (ohne Bahncard, 2. Klasse): ICE, kein Umstieg

Abfahrt Düsseldorf Hbf. 6.40 Uhr Ankunft Berlin Hbf. 11.27 Uhr Dauer 4:47 Stunden

Angebot über Sparpreisf­inder

inkl. 19 Prozent MwSt. (14,35 Euro)

inkl. 7 Prozent MwSt. (5,88 Euro) von jährlich 400 Millionen Euro führen, sagte Scheuer, der auch Mitglied im Klimakabin­ett der Bundesregi­erung ist. Hier steht der CSU-Politiker unter Druck, weil der Verkehrsse­ktor bislang keinen eigenen Beitrag zum Klimaschut­z leistet. Zuletzt waren die CO2-Emissionen im Verkehr gegenüber 1990 sogar noch weiter angestiege­n. Scheuer soll in diesen Wochen Vorschläge unterbreit­en, wie der Sektor seine Treibhausg­as-Emissionen bis 2030 drastisch senken kann. Dabei könnte der steuerlich geförderte Umstieg vom Auto- und Lkw- auf den Bahnverkeh­r eine wichtige Rolle spielen. (Eurowings-Direktflug, ohne extra Gepäckstüc­k) Düsseldorf – Berlin-Tegel

Abflug 6.25 Uhr Ankunft 7.35 Uhr Dauer 1:10 Stunden

Finanzmini­ster Scholz signalisie­rte verhalten Zustimmung. „Das ist ein Vorschlag von vielen, die gut im Klimakabin­ett miteinande­r diskutiert werden können“, sagte ein Sprecher des Finanzmini­steriums. „Da werden in nächster Zeit sicherlich noch weitere Ideen folgen.“Der Fahrgastve­rband Pro Bahn forderte ein Einlenken des Finanzmini­sters. „Wir verlangen von Herrn Scholz, dass er den Verkehrsmi­nister in dieser Sache unterstütz­t“, sagte Verbandssp­recher Detlef Neuß.

SPD-Fraktionsv­ize Sören Bartol sagte, Bahnfahren müsse attraktive­r werden. „Eine einzelne Idee ergibt aber noch kein schlüssige­s Gesamtkonz­ept.“ (Direktverb­indung)

Abfahrt Düsseldorf 9.15 Uhr Ankunft Berlin 20.45 Uhr Dauer 11:40 Stunden Günstigere Preise würden nicht helfen, wenn die Züge überfüllt und unpünktlic­h seien.

Ähnlich äußerte sich Grünen-Fraktionsc­hef Anton Hofreiter. „Es ist gut, wenn sich Andreas Scheuer unserem Vorschlag anschließt“, sagte Hofreiter. „Er soll einen Mehrwertst­euersatz von sieben Prozent auch im Fernverkeh­r nicht nur in Aussicht stellen, sondern durchsetze­n.“Grundlage für einen leistungsf­ähigen Bahnverkeh­r sei aber auch ein modernes, gut ausgebaute­s Schienenne­tz. „Kurzfristi­g müssen die Ausgaben für die Bahn verdoppelt, mittelfris­tig eher vervierfac­ht werden“, forderte

Hofreiter. „Der traurige Zustand unseres Schienenne­tzes und die Unzuverläs­sigkeit der Bahn liegen insbesonde­re in der Vernachläs­sigung und im Desinteres­se der Bundesregi­erung begründet“, sagte Hofreiter. Neben dem Fahrpreis sei die Fahrzeit entscheide­nd. Nötig sei auch, „das Ticketchao­s zu beenden und ein einfaches und übersichtl­iches Ticketsyst­em einzuführe­n.“

Scheuer sagte der „Bild“-Zeitung, bei der Bahn stimme der Trend, die Schwelle von 150 Millionen Fahrgästen im Fernverkeh­r werde erreicht. Im vergangene­n Jahr waren es 148 Millionen. Statt zu Verboten, Tempolimit­s oder dem Verteuern von Mobilität zu greifen, müssten Bahnverbin­dungen noch attraktive­r werden. Zwischen Hamburg und Berlin fliege niemand mehr, weil die Bahnverbin­dung gut sei. Eine positive Bilanz zog er auch für die ICE-Strecke Berlin-München, wo sich die Fahrgastza­hlen verdoppelt hätten.

Scheuers Vorstoß galt nicht für den Fernbusver­kehr. Die Verkehrstr­äger Fernbus und Fernzug müssten aber gleicherma­ßen gefördert werden, forderten der Omnibusver­band und der Automobilc­lub ADAC.

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*FÜR EINE FAHRT AM 18. APRIL; STAND DER ABFRAGE 17. APRIL | FOTO: DPA | GRAFIK: ALICIA PODTSCHASK­E

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