Öfter mal einen Gang runterschalten
Es ist wichtig, dass die Menschen im Alltag auch mal zur Ruhe kommen.
Du sollst den Tag des Herren heiligen. Es gibt in unserer heutigen Zeit nur noch wenige Ruhezonen. Alles ist durchgetaktet. Immer steht irgendetwas an. Familie. Beruf. Freizeit. Seit meiner Jugend bin ich sehr eng mit der katholischen Kirche verbunden. Die Pfarrgemeinde St. Bruno im Düsseldorfer Stadtteil Unterrath war so etwas wie ein Hafen für mich.
Das hört sich aus heutiger Sicht vielleicht etwas antiquiert an, aber ich bin ja auch 62 Jahre alt. Ich war Messdiener, bin bei Freizeiten mitgefahren. Das hat eine nachhaltige Bindung geschaffen. Mittlerweile hat sich vieles verändert. Glaube ist für mich nicht mit einem festen Ort verbunden und erst Recht nicht mit einem Tag. Er begleitet mich in meinem Leben, und ich bin froh, diesen Halt zu haben.
Früher war der Sonntag frei. Und er ist weitestgehend nicht angetastet worden. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, da gab es in St. Bruno vier Messen und sogar noch eine Vorabendmesse. Heutzutage gibt es in vielen Regionen überhaupt keine religiösen Rückzugsräume mehr. Es gibt für diese Entwicklung viele Gründe. Die Gesellschaft hat sich gewandelt. Und ja, auch der Fußball nimmt ein großes Stück vom Platz ein.
Der Fußball – ich meine nicht die Profis. Da denke ich vor allem an die Basis, die Kinder und Jugendlichen, die Hunderttausende von Amateuren, die am Wochenende sehr viel gemeinsam erleben. Für mich ist ganz klar, dass es Grenzen gibt. Ein Immermehr, Immerweiter kann es nicht geben. Dazu zähle ich insbesondere eine Ausweitung von Champions-League-Spielen am Wochenende.
Wo bleibt denn noch das normale Vereinsleben? Für viele ist es auch eine soziale Heimat. Um mich nicht misszuverstehen: es ist natürlich kein Religionsersatz. Wie soll das am Ende alles noch in Einklang gebracht werden? Wir alle müssen Kompromisse schließen. Einiges ist aber nicht miteinander zu vereinbaren. Zur Ruhe kommen, zur Besinnung kommen, das kommt im dritten Gebot zum Ausdruck. Und es sollte uns allen Ansporn sein, sich solche Momente zu bewahren.
Ich versuche mich jedenfalls immer mal wieder neu zu justieren. Ich sehe den Fußball als Funktionär oft aus einem anderen Blickwinkel. Es gibt manches, mit dem auch ich mich nur schwer anfreunden kann. Das Spiel gerät immer mehr in den Hintergrund, andere Dinge sind plötzlich viel wichtiger. Und auch auf Verbandsebene könnten wir uns manchmal glaubwürdiger präsentieren, um das Vertrauen der Menschen zu rechtfertigen. Es muss ein täglicher Ansporn sein, sich fair und hilfsbereit zu verhalten und einander Respekt zu zollen. Eine Botschaft, die weit über den Fußball hinaus gilt. Entscheidend ist auch auf dem Platz, also macht uns aus, wie wir uns im Alltag verhalten. Es tut uns allen gut, wenn wir öfter mal einen Gang runterschalten und uns unseres Glaubens besinnen.