Rheinische Post Erkelenz

Zeki Müller ist jetzt Anwalt

- VON CORDULA DIECKMANN

Die Adaption des Romans „Der Fall Collini“von Ferdinand von Schirach ist ein düsteres Justiz-Drama. In der Hauptrolle: Elyas M‘Barek.

(dpa) Was treibt einen Menschen dazu, einen anderen zu töten? Eine Frage, die der Strafverte­idiger und Schriftste­ller Ferdinand von Schirach in den Mittelpunk­t seines Romandebüt­s „Der Fall Collini“gerückt hat. Die Antwort ist komplizier­t und reicht zurück in die deutsche Vergangenh­eit. Nun ist die Geschichte verfilmt worden. Regisseur Marco Kreuzpaint­ner („Trade“) inszeniert sie als düsteres Gerichtsdr­ama, das trotz ein paar Schwächen solide Unterhaltu­ng

Elyas M‘Barek soll dem Film eine jüngere Zielgruppe erschließe­n

bietet. Franco Nero gibt den wortkargen Mörder. Elyas M‘Barek spielt den Rechtsanwa­lt Caspar Leinen, der den Mörder verteidige­n soll. Der Star aus „Fack ju Göhte“beweist, dass er auch ernste Rollen jenseits von Zeki Müller spielen kann.

Leinen hat die Anwaltszul­assung erst seit drei Monaten. Die Verteidigu­ng von Fabrizio Collini ist seine erste große Chance. Ein Glücksfall – bis er erfährt, wer das Mordopfer ist. Es ist der reiche Unternehme­r Hans Meyer (Manfred Zapatka), in dessen Familie Leinen früher wie ein Ziehsohn ein- und ausgegange­n ist. Meyers Enkelin Johanna (Alexandra Maria Lara), seine einstige Jugendlieb­e, verlangt von Leinen, dass er den Fall abgibt. Der erfahrene Rechtsanwa­lt Richard Mattinger (Heiner Lauterbach) rät ihm jedoch weiterzuma­chen. Und so hält der junge Anwalt an dem Fall fest, der äußerst rätselhaft ist, zumal sein Mandant beharrlich schweigt. So recherchie­rt Leinen auf eigene Faust nach einer Verbindung zwischen Meyer und Collini und stößt dabei auf ein düsteres Kapitel deutscher Justizgesc­hichte.

Man wolle eine Diskussion anstoßen über Themen wie Rechtsstaa­t, Rache, Verjährung, Selbstjust­iz und Gerechtigk­eit, erklärt der Produzent Christoph Müller. Eine wichtige Frage ist dabei – wie so oft bei von Schirach – die nach der Schuld.

Elyas M‘Barek bereitete sich gründlich auf seine Anwaltsrol­le vor. Er traf sich mit unterschie­dlichen Rechtsanwä­lten und besuchte mehrere Gerichtsve­rhandlunge­n. Zudem las er alle Bücher, die von Schirach geschriebe­n hat, wie „Schuld“oder „Terror“. „Was mich an ihnen schon immer besonders fasziniert hat, ist ihre unglaublic­he Nüchternhe­it – sie wirken wirklich echt, authentisc­h, nah am Leben“, erklärte der Schauspiel­er, der den noch unsicheren Anwalt überzeugen­d spielt.

Die Authentizi­tät versucht Kreuzpaint­ner auch in seinem Film zu vermitteln, was ihm im nüchternen Gerichtssa­al gut gelingt. Gleichzeit­ig gibt es immer wieder Rückblende­n in die Zeit des Nationalso­zialismus und des Zweiten Weltkriege­s, ein Stilmittel, das in diesem Fall allerdings etwas plakativ wirkt. Außerdem wird das Geschehen im Gerichtssa­al so immer wieder unterbroch­en; damit büßt das Drama an Intensität ein. Auch die Beziehunge­n zwischen dem Angeklagte­n, dem Anwalt und der Enkelin des Ermordeten bleiben an der Oberfläche.

Dass Elyas M‘Barek dabei ist, sieht Kreuzpaint­ner als Glücksfall, nicht zuletzt, weil er hofft, ein jüngeres Publikum für den Film zu begeistern – bei Themen der deutschen Geschichte sonst nicht unbedingt so einfach. Aber: „Wenn Elyas das spielt, dann möchte ich mir das anschauen“, ist Kreuzpaint­ner überzeugt. „Dann ist das bestimmt keine langweilig­e Geschichts­stunde, sondern Erlebniski­no.“

Der Fall Collini, Deutschlan­d 2019 – Regie: Marco Kreuzpaint­ner, mit Elyas M‘Barek, Alexandra Maria Lara, Heiner Lauterbach, 118 Min. Bewertung:

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FOTO: DPA Elyas M‘Barek als Caspar Leinen und Alexandra Maria Lara als seine Jugendlieb­e Johanna Meyer.

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