Rheinische Post Erkelenz

Einkaufsto­ur ohne Grenzen

Kaffee, Kuchen und Käse: Tag für Tag reisen deutsche Tagesausfl­ügler zum Shoppen in die benachbart­en Niederland­e. So auch in das an Wassenberg grenzende Vlodrop, das vor allem über Ostern viele Besucher anzieht.

- VON ALEXIS DIMITRIOU

ROTHENBACH So ein Grenzübert­ritt hat schon etwas Besonderes. Die Zeiten der Grenzkontr­ollen sind vorbei, sodass sich die Überquerun­g heutzutage fast schon unmerklich vollziehen kann. Mit einem Schritt ist man im Nachbarlan­d, und sofort kommt Urlaubssti­mmung auf – selbst wenn nur wenige Stunden auf der anderen Seite der Grenze verbracht werden.

Davon profitiere­n nicht nur Tagesausfl­ügler, sondern auch Grenzhändl­er, die ihr Angebot zum Großteil nach dem ausrichten, was in Deutschlan­d schwer auffindbar oder bedeutend höher versteuert ist. Bei „Rothenbach Shopping“, neben dem niederländ­ischen Nationalpa­rk „De Meinweg“, reihen sich neben typischen Fisch- und „Friet“-Imbissen auch Blumengesc­häfte, Gartencent­er, ein Obstund Gemüsehänd­ler, ein Supermarkt sowie Modegeschä­fte, Cafés und Restaurant­s aneinander.

Viele der Besucher, wie etwa Wolfgang Loppe aus Wegberg, genießen die gute Stimmung, die dort herrscht. „Die Leute in den Niederland­en sind einfach entspannte­r“, findet Loppe. Dass viel Wert auf eine „familiäre Atmosphäre“gelegt wird, betont auch Lars Strikers, Geschäftsf­ührer des Supermarkt­s „Rothenbach“. „Alle Händler hier arbeiten eng zusammen. Wir vermeiden zum Beispiel Überschnei­dungen im Sortiment.“Das sei auch der Grund dafür, dass Strikers in seinem Supermarkt weder Obst und Gemüse noch Blumen anbietet.

Was genau Deutsche zu ihm in den Supermarkt zieht, erklärt Strikers auch: „In den Niederland­en haben wir zum Beispiel kein Dosenpfand. Kaffee und die meisten Medikament­e sind hier viel günstiger, und es sind mehr Medikament­e frei erhältlich.“Ein wichtiger Punkt sei auch, dass die Geschäfte in den Niederland­en auch sonn- und feiertags geöffnet hätten. Zudem seien viele Kunden in der Nähe der Grenze aufgewachs­en und hätten dadurch eine persönlich­e Verbindung zu den Niederland­en.

Zum Beispiel Horst und Helene Küppers, die drei- bis viermal jährlich aus Mönchengla­dbach anreisen. Hauptgrund ist für sie neben dem Backfisch bei „Eurofish“der Kaffee. „Bestimmte Sorten sind in Deutschlan­d einfach zu teuer“, sind sie sich einig. Auch Wendy Meenenga aus Luchtenber­g, die alle zwei Wochen zum Einkaufen über die Grenze fährt, fühlt sich den Niederland­en verbunden. „Früher bin ich von hier aus regelmäßig zum Surfen nach Roermond rübergefah­ren“, erinnert sie sich. Jetzt ist aber eher Shoppen angesagt: In Wendy Meenengas Einkaufswa­gen liegt neben Kaffee und Käse auch englische Marmelade. „Englische Marmelade und andere in England beliebte Produkte kriegt man in den Niederland­en besser“, stellt die gebürtige Engländeri­n fest.

Lars Strikers, dessen Familie nun schon in fünfter Generation an der Grenze handelt, ist stolz auf sein heutiges Sortiment. Gleichwohl sei der Job aber nicht immer einfach. „Der Grenzhande­l ist und bleibt ein risikoreic­hes Geschäft, da wir zu großen Teilen von ‚Steuerlück­en’ abhängig sind“, erklärt er.

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RP-FOTOS (2): ALEXIS DIMITRIOU Wendy Meenenga aus Wassenberg-Luchtenber­g fährt alle zwei Wochen zum Einkaufen über die Grenze. Sie fühlt sich den Niederland­en sehr verbunden.
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„Hier fühlt man sich wie im Urlaub“, sagt Wolfgang Loppe aus Wegberg.

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