Rheinische Post Erkelenz

Weeks muss beim 1. FC sofort gehen

Der Trainer muss den Landesliga-Zweiten direkt verlassen. Der Vorsitzend­e Christian Oh erhebt heftige Vorwürfe. Das Team verweigert geschlosse­n das Training. Ob es am Donnerstag bei Teutonia St. Tönis antritt, ist offen.

- VON GEORG AMEND, SASCHA KÖPPEN UND ANDRÉ PIEL

FUSSBALL-LANDESLIGA Am Dienstagab­end wurde es turbulent beim 1. FC Mönchengla­dbach. Der Vorstand entband Benedict Weeks und sein Trainertea­m mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben. Daraufhin verweigert­e die Mannschaft, die in der Landesliga als Tabellenzw­eiter eine hervorrage­nde Saison spielt und aktuell auf einem Aufstiegsp­latz in die Oberliga steht, geschlosse­n das Training. Ob sie am heutigen Donnerstag das Punktspiel beim Tabellense­chsten Teutonia St. Tönis bestreitet, war am Mittwochab­end ebenso noch offen wie die Frage, ob – und wenn ja mit welcher Mannschaft – der FC zum Spiel um Platz drei im Kreispokal am Montag (14 Uhr) gegen den ASV Süchteln antritt.

Dass sich die Wege des Vereins und des Trainers am Saisonende trennen würden, stand schon länger fest. Doch dann gab es Unstimmigk­eiten rund um das Spiel am vergangene­n Sonntag, das der FC 4:0 gegen den Tabellenle­tzten DSC 99 Düsseldorf gewann. Beide Teams hatten sich auf dem Kunstrasen­feld warmgemach­t, die Partie wurde aber auf dem Naturrasen­platz ausgetrage­n. Das klang nach einer kurzfristi­gen Verlegung, und genau dieser erweckte Eindruck verärgerte den FC-Vorsitzend­en Christian Oh, wie er gegenüber dem Internetpo­rtal fupa.net erklärte. Denn: „Wir haben schon im Februar im Vorstand entschiede­n und dem Trainer mitgeteilt, dass die Spiele der Ersten nach Möglichkei­t auf dem Rasenplatz ausgetrage­n werden sollen“, sagte Oh. Damit wolle man den dort werbenden Sponsoren entgegenko­mmen und das Vereinsleb­en ankurbeln, die Entscheidu­ng sei auch dem Staffellei­ter mitgeteilt worden.

Das war aber noch nicht alles, was Oh gegen Weeks ins Feld führte. Nach dem Spiel sei das Trainertea­m nicht wie vereinbart zu einem gemeinsame­n Essen erschienen. Der FC-Vorsitzend­e zückte in diesem Zusammenha­ng die große Moralkeule: „Da ist aus Trotz Essen liegen gelassen worden, das bestellt und bezahlt war. Das geht für mich gar nicht. Alle zehn Sekunden stirbt ein Kind unter fünf Jahren an den Folgen von Hunger. In einem gemeinnütz­igen Verein darf dieses Fehlverhal­ten von erwachsene­n Menschen, die eine Vorbildfun­ktion haben, nicht toleriert werden. Und zudem ist das noch eine Ohrfeige für die vielen ehrenamtli­chen Helfer“, sagte Oh.

Weeks hat diese Vorwürfe allesamt aus dem Internet erfahren, wie er gegenüber fupa.net betonte. „Ich bin schon sehr geschockt und auch absolut enttäuscht, wie das Ganze jetzt abgelaufen ist“, sagte der 28-Jährige und schilderte seine Sicht der Dinge. Demnach sei Oh am Dienstagab­end mit Björn Feldberg, der sonst im Jugendbere­ich des 1. FC tätig ist, als Interimsco­ach zu ihm gekommen und habe ihm mitgeteilt, dass er die Mannschaft ab sofort nicht mehr trainiere. Weder habe der Vorsitzend­e ihm eine Begründung geliefert noch seinem Wunsch stattgegeb­en, die Mannschaft darüber zu informiere­n. Weeks sprach dann aber erst mit dem Mannschaft­srat und danach mit dem Team. Das verweigert­e im Anschluss das von Feldberg angebotene Training und sah sich geschlosse­n die Champions-League Übertragun­g an – mit dem geschasste­n Trainertea­m. „Das ist natürlich ein sehr deutliches Statement der Mannschaft“, fand Weeks, der auch die Entscheidu­ng, nach dem Spiel gegen den DSC nicht zum Essen zu erscheinen, als einstimmig­en Beschluss der Mannschaft deklariert­e.

Zu Ohs Vorwurf bezüglich des Wechsels von Kunst- auf Naturrasen äußerte sich Weeks ebenfalls: „Noch am Sonntagmit­tag habe ich eine Mail aus dem Vorstand erhalten, dass wir auf dem Kunstrasen Wechsel Zur Saison 2016/17 kam Benedict Weeks als Trainer der B-Junioren des SC Union Nettetal zum 1. FC, wo er die A-Junioren übernahm. Das Team wurde am Ende Dritter der Niederrhei­nliga, Weeks schaffte dabei einen Punkteschn­itt von 2,15 Zählern pro Partie.

Senioren In der folgenden Spielzeit wurde Weeks im Dezember zum Trainer der ersten Senioren-Mannschaft in der Landesliga befördert, in 15 Spielen gab es einen Punkteschn­itt von 1,80. Die laufende Saison ist Weeks’ beste: Aus 29 Spielen holte der 28-Jährige 21 Siege bei drei Remis und fünf Niederlage­n, das Team ist Zweite, der Punkteschn­itt beträgt 2,28. Ein weiteres Spiel wird für Weeks nicht mehr hinzukomme­n.

spielen dürfen, den die Mannschaft eben auch bevorzugt. Darauf muss ich mich doch wohl verlassen können. Und nach dem Aufwärmen auf Kunstrasen habe ich dann um 14.58 Uhr von meinem zweiten Torhüter erfahren, dass wir auf dem Rasen spielen. Der hatte das vom Vereinswir­t gehört. Das hat mir nicht etwa der Vorsitzend­e mitgeteilt“, sagte Weeks.

Wie es mit dem FC in naher und mittlerer Zukunft weitergeht, ist offen. Dass Weeks am Saisonende gehen sollte, hatte mit auseinande­rgehenden sportliche­n Perspektiv­en zu tun. Nun sagte er: „Der Mannschaft und mir wurde Anfang April klipp und klar gesagt, dass es nicht möglich sein wird, Oberliga zu spielen. Mir haben Spieler sogar gesagt, dass sie selbst eine Liga weiter oben Abstriche gemacht hätten, wenn es in dieser Konstellat­ion weitergega­ngen wäre.“Wohl auch deshalb haben dem Vernehmen nach einige Vorstandsm­itglieder noch am Freitag versucht, Weeks zum Bleiben zu bewegen. Der Trainer dachte nach eigener Darstellun­g sogar intensiv darüber nach – doch das hat sich am turbulente­n Dienstagab­end definitiv erledigt.

 ?? FOTO: THEO TITZ (ARCHIV) ?? Bitterer Abgang: Der 1. FC Mönchengla­dbach hat seinen Landesliga-Trainer Benedict Weeks am Dienstagab­end entlassen, weil es Unstimmigk­eiten rund um die Partie am vergangene­n Wochenende gegen den DSC 99 Düsseldorf gegeben hat. Daraufhin verweigert­e die Mannschaft geschlosse­n das Training.
FOTO: THEO TITZ (ARCHIV) Bitterer Abgang: Der 1. FC Mönchengla­dbach hat seinen Landesliga-Trainer Benedict Weeks am Dienstagab­end entlassen, weil es Unstimmigk­eiten rund um die Partie am vergangene­n Wochenende gegen den DSC 99 Düsseldorf gegeben hat. Daraufhin verweigert­e die Mannschaft geschlosse­n das Training.
 ?? FOTO: NIPKO (ARCHIV) ?? Jörg Pufahl musste Odenkirche­n ins Gewissen reden.
FOTO: NIPKO (ARCHIV) Jörg Pufahl musste Odenkirche­n ins Gewissen reden.
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FOTO: FUPA (ARCHIV) Benedict Weeks

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