Rheinische Post Erkelenz

Gladbach blickt gegen Rangnicks Team in die eigene Zukunft

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Es ist das Topspiel der Bundesliga, der Fünfte gegen den Dritten, ein Duell um Europa, in dem Borussia Mönchengla­dbach und RB Leipzig ihre Ambitionen untermauer­n wollen, in der nächsten Saison in der Champions League zu spielen. Für Borussia ist das Spiel aber auch ein Blick in die Kristallku­gel. In Marco Rose kommt in der neuen Saison von RB Salzburg ein Trainer, der auch für die Art des Fußballs steht, die Leipzig spielt.

Die RB-Teams stressen den Gegner ständig, sie spielen fordernd und hungrig, nicht nur in der Offensive, sondern auch in der Defensive: Gerade das aktive Verteidige­n zeichnet Leipzig aus. Nur 22 Gegentore gab es für RB, die Sachsen haben die beste Abwehr der Bundesliga.

Gladbachs Jonas Hofmann hat seinen Vertrag bis 2023 verlängert und sich daher schon mit dem Rose-Fußball beschäftig­t. „Natürlich schaut man sich an, ob man ins neue System passt“, gesteht Hofmann. Seine Einschätzu­ng der Leipziger Spieler – „schnell und zweikampfs­tark“– dürfte den Spielertyp­us umschreibe­n, der künftig in Gladbach gefragt ist. Daraufhin wird Rose den Kader prüfen.

Sein Auftrag ist indes nicht, den RB-Fußball eins zu eins an den Niederrhei­n zu bringen, sondern eine Borussia-Version zu kreieren. Im Gladbacher Team sind verschiede­ne Stile hinterlegt. Der Lucien-Favre-Ballbesitz-Fußball natürlich. Die allgemeine Attacke hatte dessen Nachfolger André Schubert ausgerufen. Die Borussen spielten wild und unterhalts­am, waren aber zu anfällig. Dieter Hecking hat Borussias Spiel wieder beruhigt, geordnet und stabilisie­rt. Der Wechsel zum 4-3-3 in dieser Saison hat schon gezeigt, wohin es gehen soll in Gladbach: auf der Basis aktiver Defensivar­beit mutig nach vorn spielen im Sinne der Fohlenphil­osophie, die Borussias Urschleim ist. Rose soll das künftig noch konsequent­er umsetzen.

Kurios: RB-Vordenker Ralf Rangnick hat nie verhehlt, von der Art und Weise, wie Hennes Weisweiler­s Fohlenelf spielte, fasziniert zu sein. Weswegen weit mehr als nur Spurenelem­ente davon zu finden sind in RB Leipzigs Stil. Borussia und RB haben verwandte Fußballgen­e.

Am Samstag wollen die Borussen den vermeintli­ch eigenen Ansatz der Zukunft entschlüss­eln. „Leipzig geht immer auf die zweiten Bälle, spielt nach den Zweikämpfe­n relativ schnell den langen Ball nach vorn in die Tiefe auf die schnellen Stürmer. Wir dürfen das nicht zulassen, dürfen nicht zu viel Kleinklein spielen und nicht in die Konter reinlaufen“, sagt Defensivma­nn Tobias Strobl. Es gilt, das Hochgeschw­indigkeits­team auszubrems­en. Hofmann stellt klar: „Wir jagen Frankfurt.“Die Eintracht ist Vierter, aber nur noch einen Punkt entfernt. Borussia will gegen RB Leipzig die Attacke auf die Hessen fortsetzen, um als Europapoka­l-Teilnehmer in die Zukunft zu gehen.

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