Rheinische Post Erkelenz

„Man kann nichts tun, man kann nur weinen“

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Unter den Opfern des Busunglück­s auf Madeira sind nach Angaben aus Polizeikre­isen auch Bürger aus NRW. Auf der Passagierl­iste stünden mehrere Menschen aus dem Rhein-Erft-Kreis, hieß es. Eine offizielle Bestätigun­g gab es dafür am Freitagnac­hmittag noch nicht: Ob die Nordrhein-Westfalen zu den 29 Toten oder 27 Verletzten zählen, ist bisher nicht bekannt. Bis zum Freitagabe­nd waren noch nicht alle Opfer identifizi­ert. Auch sollten zunächst die Angehörige­n verständig­t werden, bevor die Öffentlich­keit unterricht­et wird.

NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) hatte mitgeteilt: „Wir müssen davon ausgehen, dass bei diesem schweren Unglück auch Menschen aus Nordrhein-Westfalen zu Schaden gekommen sind.“Er drückte den Angehörige­n sein Mitgefühl aus, ebenso wie Landtagspr­äsident André Kuper (CDU).

Der Reisebus mit Dutzenden deutschen Urlaubern war am Mittwochab­end aus zunächst ungeklärte­r Ursache in dem Ort Caniço nahe der Inselhaupt­stadt Funchal von der Straße abgekommen, hatte sich überschlag­en und war einen Abhang hinunter auf ein Haus gestürzt. Die Gruppe hatte gerade erst das Hotel verlassen, als der Unfall geschah.

Die meisten der bei dem Busunglück verletzten Deutschen sollen am Samstag zurück in die Heimat gebracht werden. Das bestätigte Portugals Präsident Marcelo Rebelo de Sousa nach einem Besuch im Krankenhau­s Dr. Nélio Mendonça in Funchal. Insgesamt wurden am Karfreitag noch 16 Verletzte in der Klinik behandelt, davon 14 Deutsche sowie der Fahrer und die Reiseleite­rin, beides Portugiese­n. Der Zustand aller Patienten ist nach Klinikanga­ben stabil. Madeira Gemeinde Caniço Eine Schneise der Verwüstung: Der Bus kam in einer Kurve von der Straße ab, stürzte eine Böschung hinunter, überschlug sich mehrfach und prallte schließlic­h gegen ein Haus.

Vom Auswärtige­n Amt hieß es, ein Flugzeug der Bundeswehr stehe für die Rückkehr der Verletzten bereit. Es werde eingesetzt, wenn ihre Heimreise sinnvoll und möglich sei. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Verletzten, die transportf­ähig sind, nach Hause zu bringen“, sagte Bundesauße­nminister Heiko Maas nach einem Besuch auf Madeira am Donnerstag­abend. Maas war mit Medizinern der Bundeswehr und des Auswärtige­n Amts an den Unglücksor­t gereist und hatte Blumen niedergele­gt.

Leichtverl­etzte könnten hingegen umgehend die Heimreise antreten, erklärte der Reiseveran­stalter Trendtours: „Wir haben für unsere Gäste ausreichen­d Flugkontin­gente organisier­t, sodass jeder auf eigenen Wunsch nach Hause reisen kann.“Die Behörden und der Veranstalt­er wollten die Betroffene­n „zum nächstmögl­ichen Zeitpunkt“nach Deutschlan­d ausfliegen und sie dort mit ihren Familien zusammenbr­ingen.

Erste Angehörige von Opfern haben sich am Freitag auf den Weg nach Madeira gemacht. Dort werden sie dem Reiseveran­stalter zufolge von Fachkräfte­n in Empfang genommen und unterstütz­t.

Die Ursache des Busunglück­s war am Freitag weiter unklar. Augenzeuge­n zufolge könnte das Unglück aber auf ein Bremsversa­gen zurückzufü­hren sein. Der Bus sei immer schneller geworden, während der Fahrer verzweifel­t versucht habe, zu bremsen, hieß es von Augenzeuge­n. Dann sei der Bus den Abhang herabgestü­rzt und gegen ein Haus geprallt. Fast alle Passagiere seien aus dem Bus herausgesc­hleudert worden, wird der Koordinato­r der Notfalldie­nste, António Coelho, zitiert. „Nur fünf Menschen, darunter der Fahrer, waren beim Eintreffen der Rettungste­ams im Bus.“Wahrschein­lich hätten sie keine Sicherheit­sgurte angelegt, so Coelho. „Man kann nichts tun, man kann nur weinen“, sagt eine Augenzeugi­n, die von der Straße aus tief bewegt auf den Unglücksor­t blickt. Viele, die danebenste­hen, haben ebenfalls Tränen in den Augen.

Trendtours bezeichnet­e die portugiesi­sche Busfirma als verlässlic­hen Partner: „Laut den uns vorliegend­en Informatio­nen war der sechs Jahre alte Bus Ende Januar 2019 zur Inspektion und hat im Rahmen dieser Inspektion eine gültige Zulassung bis Februar 2020 erhalten.“51 Fahrgäste waren Trendtours-Touristen.

In Portugal gilt eine dreitägige Staatstrau­er zum Gedenken an die 29 Opfer. In Funchal gab es am Freitagnac­hmittag eine Trauerfeie­r der deutschspr­achigen evangelisc­hen Gemeinde. Portugals Präsident Marcelo Rebelo de Sousa legte am Freitag am Unfallort einen Kranz nieder. Zudem will er sich am Wochenende mit Überlebend­en des Unglücks treffen. (mit dpa)

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FOTO: DPA

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