Rheinische Post Erkelenz

Grabeskirc­he – Friedhof und Gotteshaus

Im Kolumbariu­m von St. Bonifatius Schaufenbe­rg-Millich ruhen die ersten neun Verstorben­en. Sakraments­kapelle und Altarraum sind nicht entwidmet, hier werden Gottesdien­ste gefeiert. Die Trauerseel­sorge obliegt Brigitta Schelthoff.

- VON GABI LAUE

HÜCKELHOVE­N Wenn die Sonne kräftig scheint, werfen ihre Strahlen bunte Lichtfleck­en auf das Rund der Urnenlegen und Stuhlreihe­n im oberen Gottesdien­straum der Grabeskirc­he. St. Bonifatius Schaufenbe­rg ist jetzt ein öffentlich­er Friedhof, zugleich noch Pfarrkirch­e mit geweihtem Altarraum. Am Fuß einer Urnenwand mit den chargieren­den Kupferplat­ten liegt ein kleiner Kranz weißer Rosen. Neun Verstorben­e wurden hier bislang beigesetzt. Der Jüngste Jahrgang 1991, die Älteste von 1919. Für Trauernde ist Gemeindere­ferentin Brigitta Schelthoff einfühlsam­e Gesprächsp­artnerin.

In der ersten Grabeskirc­he der Region können 2500 Verstorben­e die letzte Ruhe finden. Die Intention von Architekt Axel Maria Schlimm erfüllt sich mit der Nutzung des am 5. Januar eingesegne­ten Kolumbariu­ms. „Der Architekt hat Kupfer gewählt, das Material der Könige, weil jeder Mensch besonders wertvoll ist“, erklärt Brigitta Schelthoff. Und jedes Leben ist individuel­l. So gleicht keine Kupferplat­te mit verlaufend­en Farbtönen der anderen, auch gravierter Stein kann gewählt werden. Einige der Beigesetzt­en sind bereits vor Jahren gestorben und wurden nun auf Wunsch der Angehörige­n aus einem Friedhof oder Krematoriu­m in die Grabeskirc­he gebracht. Eine Schmuckurn­e mit biologisch abbaubarer Aschekapse­l kann 15 bis 30 Jahre hier stehen und dann dem „Ewigkeitsg­rab“übergeben werden: im Seerosente­ich des Pfarrgarte­ns, im Zentrum des keltischen Kreuzes in der Teichmitte. Das keltische Kreuz, so erklärt die Gemeindere­ferentin, hat eine Beziehung zur Gemeinscha­ft der Gemeinden Hückelhove­n durch St. Brigida (Baal), der Patronin von Irland.

Egal welche Konfession, „die Grabeskirc­he steht allen Menschen offen“, sagt die Religionsp­ädagogin und Trauerseel­sorgerin des Bistums Aachen. Sie lässt sich mit ihrer Kollegin Elke Schnyder, der Koordinato­rin der Bistums-Internetse­elsorge, derzeit zur Trauerbegl­eiterin ausbilden. Vor zwei Jahren bildete sich Brigitta Schelthoff mit Zertifikat zur systemisch­en Beraterin fort. So kann sie Trauernden in Einzelgesp­rächen auch systemisch­e Beratung anbieten. „Das geht schon sehr nah“, erzählt

sie, „besonders bei Familien mit kleineren Kindern und Jugendlich­en.“Dabei sei ja Trauer an sich keine Krankheit. „Der Abschied erfordert, sich im Gespräch auseinande­rzusetzen“, so Schelthoff. „Es geht darum, dass die Menschen von sich und dem Verlust erzählen können. Auch von dem Verstorben­en. Sie brauchen jemand, der zuhören kann und dem sie erzählen können, wie sie sich fühlen.“

Messen und Vespern als Erinnerung an die Verstorben­en eines Monats finden im Obergescho­ss der Kirche statt, allerdings keine Taufen, Kommunionf­eiern und Trauungen. „Die hellen Feste feiern wir in Kleingladb­ach oder Ratheim“, sagt die Trauerseel­sorgerin. „Wenn der Tod ins Leben fällt“heißt die Themenreih­e 2019, die in der Grabeskirc­he oder nebenan im „Raum der Begegnung“angeboten wird. Da geht es um den „Schatz, der in unseren Herzen wohnt“, erinnernde Schritte oder Engel-Bilder. „Bis zum Himmel und wieder hierher“heißt ein meditative­r Abend am 1. August am Seerosente­ich. Zum Mitsing-Abend wird für 29. Oktober eingeladen, im Advent werden „Hoffnungsw­ege“beschritte­n.

Aktuell läuft ein geschlosse­ner Ausbildung­skurs „Beerdigung­sleitung durch Laien“, um Wortgottes­dienstleit­ung geht es im Herbst. So zieht mit den ersten Beisetzung­en ebenso das lebendige Miteinande­r ein in die Grabeskirc­he.

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RP-FOTOS (2): RUTH KLAPPROTH Die obere Etage wird auch zu Messen genutzt. Gemeindere­ferentin Brigitta Schelthoff bildet sich zur Trauerbegl­eiterin weiter.
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Seitlich steht die Sakraments­kapelle (li.) im Original mit dem Tabernakel.
GALA RP-FOTO: Altar und Sitzmöbel wurden aus ehemaligem Kirchenmob­iliar hergestell­t (re.). Die Spirale weist auf das Labyrinth-Konzept des Architekte­n hin. Seitlich steht die Sakraments­kapelle (li.) im Original mit dem Tabernakel.
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