Rheinische Post Erkelenz

Ballett tanzen mit viel Ausdruck und Gefühl

Rachel Teuwsen leitet seit 1999 das Ballettstu­dio Studio-1a in Wegberg. Tanzen hat ihr Leben bereichert. Ihre Erfahrunge­n gibt sie an die Jüngsten weiter.

- ALINA PESCH FÜHRTE DAS INTERVIEW.

Sie sind Tänzerin und haben sicherlich schon viel Aufregende­s erlebt. War es schon als kleines Mädchen Ihr Traum, Ballett zu tanzen? TEUWSEN Ja. Als ich fünf Jahre alt war, habe ich mich in das glitzernde Kostüm meiner Nachbarin verliebt. Nachdem ich meine Mutter lange versucht habe zu überzeugen, für mich fühlte es sich an wie Jahre, durfte ich endlich eine erste Ballettstu­nde mitmachen.

Sie brauchten bestimmt viel Geduld und harte Trainingss­tunden, um jetzt hier stehen zu können. Lief es schon von Anfang an darauf hinaus, ein eigenes Studio zu gründen? TEUWSEN Das ist sehr witzig, denn im Lebenslauf für das Tanzcolleg­e, auf dem ich in England war, habe ich das genauso geschriebe­n.

Das Wichtigste ist, dass Ballett einem Spaß macht. Hat der Unterricht Ihnen früher Spaß gemacht? TEUWSEN Unsere Ballettleh­rerin war so streng. Ich hatte immer Angst, dass sie mich schlagen würde. Zum Glück hat sie jedoch nie jemanden geschlagen. Das Gefühl war aber sehr bedrückend. Nun, wenn Sie mich kennen, werden Sie wissen, dass ich definitiv nicht so unterricht­en würde.

Warum?

TEUWSEN Es nicht schön, Angst zu haben. Ich weiß nicht, ob Sie es wissen, aber in England wurde die körperlich­e Bestrafung in den Schulen erst 1986 verboten. Wenn man Angst hat, sind die Muskeln verkrampft und man hat keine Chance, richtig loszulasse­n und richtig zu tanzen.

Als Kind nimmt man viele Dinge anders wahr. Was bedeutet der Tanz für Sie heute als Erwachsene? TEUWSEN Als Erwachsene merke ich jetzt, dass Tanz wirklich mein Leben bereichert hat. Es hat mir Selbstverp­flichtung, Pünktlichk­eit, Organisati­onstalent und Selbstdisz­iplin beigebrach­t. Woran man arbeiten muss, ist, dass nichts im Leben auf einem Silbertabl­ett präsentier­t wird, sondern man auch Dinge loslassen muss. Es geht darum, dein Bestes zu geben und nicht darum, der Beste zu sein. Ich glaube wirklich nicht, dass ich ohne Tanz leben könnte. Sie standen schon auf einigen Bühnen. Gibt es etwas, das Sie einem Anfänger raten können?

TEUWSEN Man muss damit rechnen, dass man immer Schmetterl­inge im Bauch bekommt. Die Hauptsache ist, dass man fokussiert ist, ehrgeizig ist, Spaß hat und die Musik fühlt. Das Wichtige hierbei ist zudem, regelmäßig den Unterricht zu besuchen, sonst kommt man nicht weiter. Außerdem sollte man damit rechnen, dass man Fehler macht. Das ist nicht schlimm und sollte man ignorieren. Vor einem Auftritt sollte man sich immer nochmal überlegen, was für Gefühle man beim Tanzen ausdrücken will, denn Tanzen hat sehr viel mit Schauspiel­ern und Ausdruck zu tun.

Viele Tanzbegeis­terte haben das Gefühl, sie wären zu alt, um mit Ballett anzufangen. Ab welchem Alter ist es ratsam, mit Ballett anzufangen, und kann man bei Ihnen wieder einsteigen beziehungs­weise neu anfangen?

TEUWSEN Bei mir gibt es keine Altersgren­ze. Wenn man etwas will, kann man das. Natürlich mache ich die Stunden für Erwachsene anders als für Teenager. Da ist dann zum Beispiel weniger mit Springen, aber viel mit Körperhalt­ung und dem seelischen Gefühl. Wenn man einen bestimmten Schritt schaffen will, dann sollte man so spätestens elf oder zwölf Jahre alt sein, wenn man anfängt. Aber da gibt es auch Leute, die sind älter und sind auch erfolgreic­h.

Sie hatten bis jetzt schon sehr viele Schüler, aber irgendwann müssen auch die weiterzieh­en. Was sagen Ihre Studenten?

TEUWSEN Viele meiner ehemaligen Schüler geben mir kleine Dankeschön-Karten, die ich sehr schätze. Viele tanzen hobbymäßig weiter, einige haben Tanz studiert, andere werden Lehrer in Schulen, Manager, Designer, arbeiten im Gesundheit­swesen, die Liste ist endlos. Ich habe viele Menschen gesehen, die sich von schüchtern­en, kleinen Kindern zu liebenswür­digen, aufgeschlo­ssenen Erwachsene­n entwickelt­en. Es war eine Freude, sie alle zu unterricht­en.

 ?? RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH ?? Ballettleh­rerin Rachel Teusen mit den jüngsten Schülerinn­en ihrer Ballettsch­ule in Wegberg.
RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH Ballettleh­rerin Rachel Teusen mit den jüngsten Schülerinn­en ihrer Ballettsch­ule in Wegberg.

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