Rheinische Post Erkelenz

Illusionen von Räumen

Der Kölner Künstler Simon Schubert zeigt im Horster Hof Unterbruch in seiner Ausstellun­g „Raumfalte“Raumillusi­onen, die er durch Faltungen auf Papier erzeugt. Die Technik hat er sich über Jahre hinweg angeeignet.

- VON RENATE RESCH

HEINSBERG Weiß ist nicht gleich weiß. Auch ohne Farbe, also monochrom weiß, können auf einem Blatt Papier Räume entstehen, einzig durch Schattieru­ngen welche durch exakte Faltungen des Blattes erzeugt werden. Es sind „fasziniere­nden Ansichten, oder besser gesagt Einsichten, in verschiede­ne Raumsituat­ionen, die sich alle allein durch die Kunst der Faltung sowie durch das Spiel mit Licht und Schatten vor unseren Augen entwickeln“, charakteri­siert der Kunsthisto­riker Christian Krausch die Arbeiten in seiner Einführung zur Ausstellun­g. Die Plastizitä­t der Bilder erscheine „lediglich duch die akkuraten Knicke im Kontext mit dem Licht sowie unserer mentalen Fähigkeit, Räumlichke­it vor unserem inneren Auge zu simulieren“, erklärt er.

Der Künstler Simon Schubert erzählt vom Beginn seiner Faszinatio­n des Papierfalt­ens: „Zunächst war es der Versuch der Reduktion. Die erste Arbeit entstand noch im Studium als Porträt von Samuel Beckett. Ich wollte das auf die Zeichnung übertragen, was Samuel Beckett in der Sprache schafft, und habe mich von ihm inspiriere­n lassen.“Was daraus entstanden ist, hat Simon Schubert immer weiter entwickelt. „Es hat ein paar Jahre gedauert, die Technik zu perfektion­ieren. Schritt für Schritt bin ich in die Architektu­r gegangen, und die jetzigen Arbeiten sind eigentlich ausschließ­lich Architektu­r.“

An den Wänden sind die exakt gearbeitet­en Faltbilder zu sehen. Einzelne Raumillusi­onen verbunden mit einer verschacht­elten Reliefleis­te zu einem Gesamtwerk. Durch eine Raumabtren­nung aus Papier entsteht ein neuer, seperater und begehbarer Raum, ganz aus Papier, in dessen Innerem eine Papierskul­ptur auf einem Sockel präsentier­t wird. Der Raum ist ebenfalls durch Faltungen gestaltet und zeigt weitere raumilluso­rische Bilder.

Simon Schubert macht die Faltungen von Hand. „Ich falte jede Linie einzeln mit Werkzeugen“, verrät er. Die Überspanne­nde Idee sei, an einem weiter wachsenden Gebäudekom­plex zu arbeiten, sowohl mit den Bildern, die als Blick in das begehbare Gebäude zu verstehen sind, als auch mit den begehbaren Installati­onen der Räumen selbst. Es wächst immer weiter, von Ausstellun­g zu Ausstellun­g.

Im oberen Teil der Galerie erleben die Besucher Werkblöcke mit Pigmenten und Graphitarb­eiten, sozusagen als „Gegenentwü­rfe“zu den Papierfalt­ungen des Künstlers. Dabei werden die schwarzen Partikel in das Papier eingeriebe­n um Illusionen zu erzeugen.

Die Grundidee des Rätselhaft­en und Geheimnisv­ollen kleidet Simon Schubert in reduzierte, geometrisc­he Figuren und schafft daraus unterschie­dliche Bildkompos­itionen in verschiede­nen Kontexten. Die Illusion des Raum im Raum im Raum im Raum irritiert und fasziniert die Besucher gleicherma­ßen.

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RENATE RESCH RP-FOTO: In seiner Ausstellun­g „Raumfalte“zeigt der Kölner Künstler Simon Schubert im Horster Hof in Heinsberg-Unterbruch Raumillusi­onen.

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