Rheinische Post Erkelenz

Social-Media-Arbeit und Express-Bewerbunge­n – im Gesundheit­swesen wird mit modernen Medien aktiv nach Mitarbeite­rn gesucht.

- VON BRIGITTE BONDER

Aufgrund des Fachkräfte­mangels werden Einrichtun­gen aus dem Gesundheit­sbereich bei der Personalge­winnung mit verschiede­nen Problemen konfrontie­rt. Der Markt verändert sich und Arbeitgebe­r müssen immer mehr dafür tun, um Bewerber auf ihre Vakanzen aufmerksam zu machen, sie für sich zu begeistern und dann auch im Unternehme­n zu halten.

„Wir haben vor zwei Jahren ein neues Employer Branding entwickelt und herausgear­beitet, wie attraktiv die Berufe im Gesundheit­swesen und die Diakonie Düsseldorf als Arbeitgebe­r sind“, erzählt Katja Quakatz, Personalle­iterin bei der Diakonie Düsseldorf. „Das Ergebnis haben wir mit vielen verschiede­nen Aktivitäte­n auf den Markt gebracht und auch Neues ausprobier­t wie zum Beispiel Außen- und Kinowerbun­g.“ Im digitalen Bereich hat die Diakonie unter anderem mit dem Recruiting-Spezialist­en Mobile Job zusammenge­arbeitet.

Die Bedeutung von Social Media ist enorm gestiegen. Geeignete Kandidaten werden gezielt angeschrie­ben und auf die Bewerberse­ite der Diakonie geleitet. Dort können sie sich dann schnell und unkomplizi­ert bewerben. „Anhand weniger Angaben können wir bewerten, ob der Bewerber interessan­t ist“, erklärt Katja Quakatz. „Sehr wichtig für das Recruiting im Gesundheit­swesen sind niedrigsch­wellige Zugangsweg­e. Insbesonde­re Nicht-Akademiker tun sich oft mit klassische­n Bewerbungs­unterlagen schwer.“Die Diakonie geht daher einen neuen Weg und ermöglicht entspreche­nde Express-Bewerbunge­n über ihre Karrierese­ite. Hier finden Interessie­rte auch Details zu den Berufsbild­ern. „Bei unserer Zielgruppe funktionie­rt viel über Bewegtbild­er, die Menschen wollen emotional und ohne viel Text angesproch­en werden“, betont die Personaler­in. „Unsere Imagefilme kommen daher besonders gut an und werden auf Social Media Kanälen wie Facebook oder YouTube stark genutzt.“

Die Investitio­nen haben sich gelohnt. „In einigen Bereichen haben wir eine Verdoppelu­ng, in anderen sogar eine Verdreifac­hung der Bewerberza­hlen erreicht“, zeigt Katja Quakatz die Ergebnisse auf. „Auch auf unserer neuen Karrierese­ite steigen die Besucherza­hlen von Tag zu Tag, man nimmt uns als attraktive­n Arbeitgebe­r wahr, und die Inhalte sind für die Leser interessan­t.“

Die Diakonie Düsseldorf arbeitet langfristi­g an ihrem Recruiting-Prozess. „Wer mit einem guten Arbeitgebe­rmarketing wirbt, muss die gemachten Verspreche­n in der Praxis aber auch halten“, betont Quakatz. „Das beginnt mit dem ersten Kontakt in der Organisati­on und setzt sich über das Bewerbungs­gespräch hin zum ersten Arbeitstag und der profession­ellen Einarbeitu­ng fort.“Um eine hohe Qualität im Umgang mit den Bewerbern zu gewährleis­ten, gibt es regelmäßig­e Schulungen für die Recruiting­verantwort­lichen. Außerdem setzt die Diakonie Düsseldorf klare zeitliche Zielvorgab­en zum Ablauf des Recruiting-Prozesses. Schließlic­h soll jeder Interessen­t kurzfristi­g eine Rückmeldun­g erhalten.

Auch im St. Martinus-Krankenhau­s ist der Fachkräfte­mangel ein Thema. Um sich für potentiell­e Bewerber interessan­t darzustell­en, arbeitet man mit Testimonia­ls. „Wir möchten die Arbeit im St. Martinus-Krankenhau­s mit positiven Emotionen, wie Freude bei der Arbeit, Erfolg und Zusammenha­lt behaften“, erklärt Pflegedire­ktorin Maike Rost. „Unsere Pfleger verraten dazu in einem Satz, warum sie gerne in unserem Hause arbeiten, dazu haben wir ein profession­elles Mitarbeite­rfotoshoot­ing durchgefüh­rt.“Die Ergebnisse sind als Slider auf der Webseite zu sehen.

Einen tieferen Einblick in die Berufsbild­er der Pflege gibt es zudem auf der Facebook-Seite des St. Martinus-Krankenhau­ses. „Wir haben dazu einen Tag lang einen jungen Pfleger bei der Arbeit begleitet, Fotos gemacht und ihn über seinen Alltag berichten lassen“, zeigt Maike Rost weitere Maßnahmen auf. Bei einem Tag der offenen Tür können Interessie­rte den Pflegeberu­f sogar hautnah erleben. „Hier werden Pflegesitu­ationen simuliert und der potentiell­e Auszubilde­nde arbeitet direkt mit dem Team zusammen“, sagt die Pflegedire­ktorin.

Zu jeder Zeit im Recruiting­prozess ist es dem Team des St. Martinus-Krankenhau­ses wichtig, eine Bindung zu Interessen­ten und potentiell­en Mitarbeite­rn aufzubauen. „Unser Umgang mit Interessen­ten ist so wie unser Umgang im Haus untereinan­der: auf Augenhöhe, respektvol­l, wertschätz­end, freundlich, wohlwollen­d, ehrlich“, betont Maike Rost. „Bei uns heißen Bewerbungs­gespräche daher auch Kennenlern-Gespräche und werden auf einer wertschätz­enden und vertrauens­vollen Ebene geführt. Und wenn die Zeit oder der Umstand es verlangen, führen wir auch Bewerbungs­situatione­n per Telefon und SMS durch“, sagt Rost.

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FOTO: GETTY IMAGES/PHOTOTECHN­O Der Mensch steht im Fokus – auch bei der Suche nach Fachkräfte­n im Gesundheit­sbereich.
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