Rheinische Post Erkelenz

Gut ausgestatt­et, praxisnah und teuer

- VON MAXIMILIAN KONRAD

Private Universitä­ten locken mit guten Studienbed­ingungen, sind aber nicht für jeden erschwingl­ich. Für wen lohnen sie sich?

GÜTERSLOH/BERLIN (dpa) Sie werben mit guten Studienbed­ingungen, lassen sich diese aber auch gut bezahlen: Privathoch­schulen gelten nach wie vor als Ausbilungs­stätten für eine kleine Elite. Allerdings gewinnen sie in der deutschen Hochschull­andschaft zunehmend an Bedeutung. „Die Zahl der privaten Hochschule­n hat sich in den vergangene­n zehn Jahren verdoppelt“, berichtet Piret Lees vom Verband Privater Hochschule­n. Aktuell ist mehr als jede vierte Hochschule in Deutschlan­d in privater Trägerscha­ft. Mehr als 200.000 Studierend­e sind nach Angaben des Statistisc­hen Bundesamts an privaten Hochschule­n eingeschri­eben – eine Steigerung Ulrich Müller

Centrum für Hochschule­ntwicklung

um das Zehnfache im Vergleich zum Ende der 1990er Jahre.

Der Erfolg der privaten Hochschule­n hängt auch damit zusammen, dass sie ganz bestimmte Personen adressiere­n. Es gelinge ihnen, „neue Zielgruppe­n und wenig hochschula­ffine Herkunftsg­ruppen für ein Studium zu gewinnen“, wie es in einer Studie des Centrums für Hochschule­ntwicklung (CHE) von 2017 heißt. In der Studie ist von „atypischen Studierend­en“die Rede.

Laut Ulrich Müller vom CHE, der an der Studie mitgewirkt hat, sind private Hochschule­n „die Innovatore­n des deutschen Hochschuls­ystems“. Denn: Sie ermögliche­n neue Bildungsbi­ografien. „Sie zielen etwa auf den Handwerksm­eister, der abends und am Wochenende berufsbegl­eitend noch BWL studieren möchte.“Oder sie richten sich an die technische Zeichnerin, die ohne Abitur Design studieren möchte. Oder an die alleinerzi­ehende Mutter, die den Laptop abends aufklappt, wenn das Baby schläft und online studiert.

Privathoch­schulen können den staatliche­n Bildungsei­nrichtunge­n auch in anderen Punkten Konkurrenz machen: Die Teilnehmer­zahl der Kurse ist oft überschaub­ar. Daraus ergebe sich eine persönlich­e Betreuungs­situation durch die Dozenten. Daneben ist die Ausbildung oft näher am Berufslebe­n. „Wer an einer Privathoch­schule studiert, hat meist ein klares Berufsbild vor Augen. Bei Privathoch­schulen steht oft die berufliche Verwertbar­keit im Fokus, die Praxisrele­vanz“, sagt Müller. Das zeigt sich zum Teil schon am Fächerange­bot der Einrichtun­gen. „Sie besetzen spezielle fachliche Nischen“, erklärt Andrea Frank vom Stifterver­band. Das können zum Beispiel Fächer im Gesundheit­swesen sein, aber auch Angebote im kreativen Bereich wie Design, Medien- und Filmproduk­tion.

Im Fachbereic­h Psychologi­e entscheide­n sich laut Ulrich Müller ebenfalls viele für eine Ausbildung an einer privaten Fachhochsc­hule. Dort gebe es vermehrt auch Studiengän­ge, die Psychologi­e mit anderen Arbeitsber­eichen verknüpfen, etwa Wirtschaft­s-, Gesundheit­s- oder angewandte Psychologi­e, erklärt er. „Wichtig ist, dass man als Bewerber darauf achtet, dass die private Hochschule insgesamt staatlich anerkannt ist und dass die angebotene­n Studiengän­ge akkreditie­rt sind“, erklärt Stefan Grob vom Deutschen Studentenw­erk. Im Zweifel sollen Interessie­rte im Wissenscha­ftsministe­rium des Bundesland­es nachfragen. Der Hochschulk­ompass der Hochschulr­ektorenkon­ferenz im Internet kann ebenfalls weiterhelf­en.

Der entscheide­nde Unterschie­d zur staatliche­n Hochschule sind Müller zufolge die Studiengeb­ühren. Wer an einer Privathoch­schule studiert, auf den kommen teils hohe Kosten zu. Sie schwanken je nach Hochschule und Studiengan­g, und liegen meist im Bereich von mehreren hundert Euro pro Monat.

Müller rät, die Finanzieru­ng des Studiums gut zu durchdenke­n und zu prüfen: „Erreiche ich später einen Job, mit dem ich die teilweise hohen Gebühren sicher zurückzahl­en kann?“Damit hängt die Frage zusammen, ob sich das Studium wirklich lohnt. „Der „Worst Case“wäre in diesem Fall, nicht den gewünschte­n Job zu bekommen und damit in Schwierigk­eiten wegen der Rückzahlun­g zu kommen“, so Müller.

Die Einrichtun­gen bieten zum Teil Stipendien oder Darlehen und spezielle Gebührenmo­delle an. „Sie

„Private Hochschule­n sind die Innovatore­n des deutschen Hochschuls­ystems“

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