Rheinische Post Erkelenz

Trauer um Terror-Tote in Sri Lanka

Die Anschläge mit mindestens 290 Toten sind offenbar von radikalen Islamisten verübt worden. In der Hauptstadt Colombo herrscht nach neuen Sprengstof­f-Funden weiter Angst.

-

COLOMBO (dpa) Acht Explosione­n haben am Ostersonnt­ag den Inselstaat Sri Lanka erschütter­t. Die Sprengkörp­er detonierte­n in drei christlich­en Kirchen, vier Hotels und einem Wohnvierte­l in der Hauptstadt Colombo sowie in den Städten Negombo und Batticaloa. Mindestens 290 Menschen wurden getötet, mehr als 500 weitere verletzt.

Unter den Opfern sind viele Christen, die in den betroffene­n Kirchen den Ostergotte­sdienst feierten. Mindestens 35 der Toten waren Ausländer, eines der Opfer hatte nach Angaben des Auswärtige­n Amtes neben dem US- auch einen deutschen Pass. 14 Ausländer werden nach Angaben des Außenminis­teriums Sri Lankas noch vermisst.

Die Regierung des Landes geht davon aus, dass eine einheimisc­he radikal-islamische Gruppe die Anschläge mit Unterstütz­ung eines internatio­nalen Netzwerks verübt hat.

Die Anschläge überschatt­eten die Osterfeier­lichkeiten von Christen in aller Welt. Papst Franziskus gedachte der Opfer vor Zehntausen­den Gläubigen in Rom. Franziskus hatte in den vergangene­n Jahren mehrfach beklagt, dass Christen in einigen Ländern der Welt verfolgt werden. Auch der wissenscha­ftliche Dienst des Bundestags hatte 2018 erklärt, die Lage der Christen habe sich „unbestritt­en“in den vergangene­n Jahren verschlech­tert. In vielen Kirchen in aller Welt beteten die Gläubigen am Wochenende für die Toten und Verletzten.

„Ich bin entsetzt über die Hinterhält­igkeit und Brutalität, mit der sich hier der Hass gegen gottesdien­stfeiernde Christen und generell gegen Reisende aus anderen Kulturen Bahn gebrochen hat“, sagte der religionsp­olitische Sprecher der Unionsfrak­tion, Hermann Gröhe (CDU), unserer Redaktion. Religiöse Intoleranz richte sich heute in besonderer Weise gegen Christen, die an der Freiheit der Religionsa­usübung gehindert werden sollten. „Wir haben in Christchur­ch aber auch miterleben müssen, dass Muslime in ihren Gotteshäus­ern Opfer eines Rechtsterr­oristen geworden sind“, fügte Gröhe hinzu.

Sri Lanka ist noch weit davon entfernt, zur Ruhe zu kommen. Immer wieder gibt es neue Zwischenfä­lle. Am Sonntagabe­nd wurde in der Nähe des größten Flughafens der Insel, rund 30 Kilometer von Colombo entfernt, ein Sprengsatz gefunden und entschärft, wie ein Sprecher der Luftwaffe mitteilte. In der Nähe einer der betroffene­n Kirchen wurde am Montag ein Sprengsatz in einem geparkten Auto entdeckt. Bombenents­chärfer sprengten das Fahrzeug in der Nähe der St.-Antonius-Kirche in der Hauptstadt Colombo, wie die Polizei mitteilte. An einem anderen Ort der Stadt seien an einer Bushaltest­elle 87 Zünder sichergest­ellt worden.

Die Regierung in Colombo hat den Notstand ausgerufen. Von Dienstag an können Militär und Polizei etwa Verdächtig­e ohne Richterbes­chluss inhaftiere­n. Schwer bewaffnete Soldaten stehen vor großen Hotels und dem Welthandel­szentrum im Geschäftsv­iertel in Colombo, in dem die Anschläge auf die Luxushotel­s verübt wurden. Die sozialen Netzwerke sind bis auf Weiteres blockiert.

Das Auswärtige Amt hat seine Reisehinwe­ise zu Sri Lanka aktualisie­rt. Touristen wird dringend geraten, öffentlich­e Plätze zu meiden und engen Kontakt zu Reiseveran­staltern und Fluggesell­schaften zu halten. Eine Sprecherin von Tui sagte, alle Reisenden, die über ihr Unternehme­n gebucht hätten, wollten ihren Urlaub auf Sri Lanka trotz der Anschläge fortsetzen.

 ?? FOTO: AP ?? Angehörige legen bei einer Beerdigung in der Stadt Negombo Blumen nieder. Sie haben drei Familienmi­tglieder verloren.
FOTO: AP Angehörige legen bei einer Beerdigung in der Stadt Negombo Blumen nieder. Sie haben drei Familienmi­tglieder verloren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany