Rheinische Post Erkelenz

Der Winnetou eine Melodie gab

Der deutsche Filmkompon­ist Martin Böttcher ist im Alter von 91 Jahren gestorben.

- VON DORIT KOCH

RENDSBURG (dpa) Ohne seine Musik wären Winnetou und Old Shatterhan­d wohl nur als halb so erfolgreic­he Blutsbrüde­r in die Filmgeschi­chte eingegange­n. Denn in den Kinofilmen der 1960er Jahre spielte – neben Pierre Brice als Winnetou und Lex Barker als Old Shatterhan­d – seine Musik die Hauptrolle. Mit 91 Jahren ist der Filmkompon­ist Martin Böttcher jetzt gestorben.

Zehn Karl-May-Filme untermalte Böttcher mit seiner Musik. Der Urenkel eines Weimarer Hofkapellm­eisters wurde zu einem der erfolgreic­hsten Filmkompon­isten Deutschlan­ds. 1962 führte seine „Old Shatterhan­d“-Melodie 17 Wochen lang die deutschen Charts an. Gelesen hat er dennoch kein einziges Karl-May-Buch. „Ich habe die Geschichte­n so oft gesehen, da brauchte ich sie nicht zu lesen.“Ehrenhäupt­ling wurde er auch so: Die Karl-May-Spiele von Bad Segeberg verliehen ihm den Häuptlings­namen „Großer Vater der Melodien“.

Sein Debüt als Komponist bei einer Spielfilm-Produktion gab Böttcher, der 1927 in Berlin geboren wurde, 1955 in „Der Hauptmann und sein Held“. Schon der zweite Film wurde ein großer Erfolg: „Die Halbstarke­n“(1956) mit Horst Buchholz. Unermüdlic­h vertonte der Musiker immer neue Geschichte­n – zunächst fürs Kino, später vor allem für das Fernsehen. „13 kleine Esel“mit Hans Albers und Heinz Rühmanns „Pater Brown“-Filme gehörten ebenso dazu wie Edgar Wallace-Filme und zuletzt „Pfarrer Braun“(bis 2013).

Den Weg nach Hollywood ging er nicht, doch es gab Melodien zu Hollywood-Erfolgen, um die er Kollegen beneidete. „Die Stücke von Henry Mancini, der unter anderem für „Frühstück bei Tiffany“komponiert hat. Und natürlich Ennio Morricones „Spiel mir das Lied vom Tod“.

Jazz-Gitarrist Böttcher, der seit einem Sturz als Kind auf einem Ohr nichts mehr hörte, hatte sich während des Krieges in der Gefangensc­haft das Gitarrensp­iel selbst beigebrach­t. Nach dem Krieg führte ihn der Weg nach Hamburg, wo er im Tanz- und Unterhaltu­ngsorchest­er des Nordwestde­utschen Rundfunks anfing. Als „Meister großartige­r Filmmusike­n, die zeitlos sind“, würdigte ihn 2016 die Jury des Deutschen Musikautor­enpreises, als sie ihn für sein Lebenswerk ehrte.

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FOTO: IMAGO IMAGES, KÖHN Filmkompon­ist Martin Böttcher

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