Rheinische Post Erkelenz

Für Tennis-Damen wird die Zeit knapp

Mit einem Sieg gegen Lettland hält das deutsche Fed-Cup-Team die Klasse. Doch der Titelgewin­n scheint weit weg.

- VON ROBERT SEMMLER

RIGA (dpa) Die deutschen Tennis-Damen jubelten am Ende nicht einmal überschwän­glich. Der 3:1Sieg im Fed-Cup-Abstiegssp­iel in Lettland war auch ohne Angelique Kerber, die den Jubel krank vor dem Laptop verfolgte, souverän herausgesp­ielt und beschert der DTB-Auswahl weiterhin zurecht einen Platz unter den acht Top-Ländern der Welt. Doch für die Generation um Kerber läuft die Zeit für den erhofften dritten Triumph im Nationenwe­ttbewerb langsam ab.

Vielleicht tritt 2020 die beste Besetzung auch in der ersten Runde an, nachdem Kerber und Julia Görges in den vergangene­n beiden Jahren jeweils wegen der direkt folgenden Turniere am Persischen Golf abgesagt hatten. Doch auch Kerber weiß, dass langfristi­g auch Gedanken auf den Fed Cup verwendet werden sollten. Sie selbst ist jetzt wie Andrea Petkovic 31 Jahre alt, Julia Görges ist 30, Doppel-Spezialist­in Anna-Lena Grönefeld wird bald 33, und gleichwert­iger Ersatz unter den Jüngeren fehlt. „Natürlich wäre es schön, wenn wir irgendwann mal als Team und als Generation den Fed Cup gewinnen können“, sagte Kerber. Aber: „Am Ende des Tages entscheide­t immer noch die Spielstärk­e, unsere Mädels sind sehr gut und stehen zurecht in dem Team“, sagte Kapitän Jens Gerlach. „Wir wünschen uns alle in Deutschlan­d, dass auch schnellstm­öglich die Jungen wieder Fuß fassen.“

Der Nachfolger der jetzigen Damentenni­s-Chefin Barbara Rittner, die das Geschehen in der Arena Riga in Deutschlan­d-Teamkleidu­ng entspannt von der Bank aus verfolgen konnte, ist mit der Bereitscha­ft der Spielerinn­en zufrieden. Seine Erfahrung der vergangene­n beiden Jahre sei: „Die spielen gern für Deutschlan­d.“Lächelnd fügte Gerlach hinzu: „Ich hoffe, die Mädels mögen mich auch. Von daher tue ich alles, dass mir alle zur Verfügung stehen und dass wir das Ding mal in Angriff nehmen können.“

Der Fed Cup sei einer ihrer Lieblingsw­ettkämpfe, meinte die im Vorjahr auch auf eigenen Wunsch hin pausierend­e Petkovic. „Ich hab‘ aber wieder Lunte gerochen und wollte unbedingt dabei sein“, sagte die Darmstädte­rin, die 2014 auch das verlorene Finale in Tschechien bestritt – die größte Cup-Chance für eine deutsche Auswahl seit den Siegen während der Ära Steffi Graf 1987 und 1992. Auch Grönefeld betonte, sie habe immer Fed Cup gespielt. „Das zeigt, wie wichtig das für mich ist. Wir geben nicht auf, wir wollen das Ding gewinnen, das hat einen hohen Stellenwer­t für uns“, unterstric­h die Team-Älteste.

Die Jüngste in Riga war mit 28 Jahren die für Kerber nachnomini­erte Mona Barthel – sie ersetzte am Samstag dann sogar noch die müde Görges und sorgte mit dem 6:4, 6:3 gegen Jelena Ostapenko schon im dritten Einzel für den uneinholba­ren 3:0-Vorsprung. Eine derartige Tiefe im Aufgebot hatten die Lettinnen nicht, das Fehlen von Spitzenspi­elerin Anastasija Sevastova und die anhaltende Formschwäc­he der früheren French-Open-Siegerin Ostapenko verhindert­en den Aufstieg.

Beide treffen beim WTA-Turnier in Stuttgart in dieser Woche kurioserwe­ise in der ersten Runde aufeinande­r, wie die Auslosung am Samstag ergab. Dann will auch Kerber nach überstande­ner Grippe und fast zwei Wochen ohne Training wieder fit sein. Barthel dagegen ist nur im Doppel dabei, sie hätte als 90. der Weltrangli­ste eigentlich am Wochenende die Qualifikat­ion bestreiten müssen – und wurde stattdesse­n zur Matchwinne­rin in Riga, wo sie zum ersten Mal seit der gewonnen Relegation gegen Serbien vor sechs Jahren Einzel spielte. „Ich war einfach froh, dabei zu sein“, sagte Barthel. Die Woche im Fed-Cup-Team bringe immer Spaß. Die lange Umarmung von Petkovic hatte sich die Norddeutsc­he nach dem cool herausgesp­ielten Sieg über Ostapenko redlich verdient.

 ?? FOTO: ROMAN KOKSAROV/AP/DPA  ?? Das deutsche Team mit Fed-Cup-Kapitän Jens Gerlach (v.l.), Mona Barthel, Anna-Lena Grönefeld, Andrea Petkovic und Julia Görges feiert den Sieg über Lettland.
FOTO: ROMAN KOKSAROV/AP/DPA Das deutsche Team mit Fed-Cup-Kapitän Jens Gerlach (v.l.), Mona Barthel, Anna-Lena Grönefeld, Andrea Petkovic und Julia Görges feiert den Sieg über Lettland.

Newspapers in German

Newspapers from Germany