Rheinische Post Erkelenz

Überwältig­ende Johannespa­ssion

Keine Hand rührte sich zum Applaus, nachdem der letzte Ton der Johannespa­ssion von Bach erklungen war und sich Stille in der Pfarrkirch­e St. Lambertus breit machte. Die dramatisch­e Aufführung bewegte das Publikum sichtlich und nachhaltig.

- VON KURT LEHMKUHL

ERKELENZ Andächtig und ergriffen verließen die Besucher das Gotteshaus, in dem sie zuvor eine bewegende und beeindruck­ende Aufführung des Meisterwer­ks von Johann Sebastian Bach miterlebt hatten. Sie kamen mit ihrem schweigend­em Auszug einer Bitte von Pfarrer Werner Rombach nach, „um die Stimmung mitzunehme­n“, wie er bei der Begrüßung der Besucher in der fast restlos besetzten Kirche sagte. Bach habe mit seiner Johannespa­ssion die Besucher mitnehmen wollen in das Leben und Sterben von Jesu, erläuterte der Pfarrer. Seine Ankündigun­g, ein „gigantisch­es musikalisc­hes Werk“würde in der Kirche erklingen, setzten die Interprete­n unter der Gesamtleit­ung von Kantor Stefan Emanuel Knauer eindrucksv­oll um. Knauer selbst hatte die Aufführung der Johannespa­ssion von Bach als den oratorisch­en Höhepunkt der diesjährig­en kirchenmus­ikalischen Darbietung­en in der Pfarrei Christköni­g bezeichnet. Seine Annahme, das Vokalensem­ble aus zwölf Solisten und die Philharmon­ie Düsseldorf mit ihren alten Instrument­en würden dieses ergreifend­e Werk in historisch­er Stimmung zu Gehör bringen, wurde eindrucksv­oll bestätigt.

Dank der schriftlic­hen Erläuterun­gen und des Textes konnte jeder der Aufführung folgen, bei der die Akustik nicht immer perfekt war, was allerdings nicht an der Qualität

der Interprete­n lag. Die zwölf Sängerinne­n und Sänger überzeugte­n ebenso wie die Philharmon­ie unter der Führung von Konzertmei­sterin Anke Becker. Schnell hatte sich der Zuhörer an den nicht gekannten Jens Lauterbach, Tenor Manfred Bühl, Bass Wolfgang Georg, Bass Christian Palm, Bass

Philharmon­ie Düsseldorf mit alten Instrument­en und Konzertmei­sterin Anke Becker

Kantor Stefan Emanuel Knauer, Leitung

Klang der historisch­en Instrument­e gewöhnt und konnte sich intensiv auf den Gesang und auf die Struktur des Werks konzentrie­ren. Eine besondere Bedeutung kam dabei dem Tenor Mark Heines zu, dem die Rolle zugewiesen war, als Evangelist Johannes rezitativ den Handlungsa­blauf darzustell­en. Beklemmend war die Interpreta­tion des leugnenden Petrus, verkörpert durch den Bassisten Christian Palm, und geradezu körperlich spürbar war Heines mit dem darauf folgenden „weinete bitterlich“. Die sprichwört­liche Totenstill­e nach dem Satz von Jesus, gesungen von Bassist Manfred Bühl, „Es ist vollbracht“wurde zum dramatisch­en Höhepunkt der Aufführung.

Zu derer nachhaltig­en Wirkung bei den Zuhörern trugen die Sopranisti­nnen Susan Kuhlen, Christine Léa Meier und Dorothe Wohlgemuth ebenso bei wie die Altistinne­n Esther Borghorst, Angela Froemer und Mechthild Alt sowie der Tenor Jens Lauterbach und der Bass Wolfgang Georg, der den hadernden Pilatus verkörpert­e. Gemeinsam bildeten zwölf Solisten einen Chor, der nicht nur in den Chorälen die Zuhörer in seinen Bann zog, sondern auch in seiner Darstellun­g als Volk plastisch und stimmungsv­oll auftrat.

Getragen von den überzeugen­den Darbietung­en der Musiker und Sänger, beeindruck­t von der Dramatik des Werkes von Bachs und mitgenomme­n von der Interpreta­tion durch die Akteure verließen die Zuhörer schweigsam die Kirche St. Lambertus und traten nachdenkli­ch den Heimweg an, den abschließe­nden Satz des Johannespa­ssion nachhaltig im Gehör: „Ich will dich preisen ewiglich.“

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RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH Zwölf Solisten und die Philharmon­ie Düsseldorf führten in der Kirche St. Lambertus Bachs Johannespa­ssion auf.

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