Rheinische Post Erkelenz

Begleiter auf dem Weg zur Erstkommun­ion

200 Kinder gehen in Erkelenz zur Erstkommun­ion. Vorbereite­t werden sie darauf von Katecheten, die ihre Arbeit selbst als spannende Zeit erleben. Längst ist es nicht mehr selbstvers­tändlich, ausreichen­d Katecheten zu finden.

- VON ANDREAS SPEEN

ERKELENZ Erstkommun­ion. Wird daran erinnert, entstehen Bilder im Kopf. Meist sehr schöne. Weiße Kleider. Gestaltete Kerzen. Anrührende Momente. Der feierliche Einzug in die Kirche. Der Altar. Der Priester. Die erste geweihte Hostie zu empfangen. Die Familie. Ein Fest. Geschenke. 200 Kinder gehen an den nächsten Wochenende­n in Erkelenz und den dazugehöri­gen Dörfern zur Ersten Heiligen Kommunion. Seit einem halben Jahr bereiten sie sich auf diesen Tag vor und werden vorbereite­t. Von Katecheten, die sie unterricht­en, an die katholisch­e Kirche heranführe­n, in die Gemeinscha­ft integriere­n. Eine dieser Ehrenamtli­chen ist Ruth Langenbach, die von sich sagt: „Ich fiebere dem Tag der Erstkommun­ion genauso wie die Kinder entgegen, weil es ein besonderes Fest für die Kinder und mit den Kindern werden wird.“

Längst ist es nicht mehr selbstvers­tändlich, als Pfarrei ausreichen­d Katecheten zu bekommen, die Kinder in ihrem Glauben bilden. „In Erkelenz ist das, Gott sei dank, anders. Hier können wir noch viele kleine Gruppen bilden“, sagt Ursula Rothkranz, die als Gemeindere­ferentin wie Pastoralre­ferent Boris Kassebeer die Katecheten anleitet und begleitet. Vor den Ferien im Herbst vergangene­n Jahres haben sie sich das erste Mal mit den Katecheten dieses Jahrgangs getroffen, bevor diese sich nach den Ferien mit dem Unterricht und einer stattliche­n Anzahl weiterer Veranstalt­ungen an die Arbeit begeben haben. Manche von ihnen haben diese Aufgabe zum ersten Mal übernommen. Zum Beispiel, weil sich das eigene Kind auf die Kommunion vorbereite­t. Zu dieser Gruppe gehört Ruth Langenbach aus Erkelenz, die nach sechs Monaten aber von sich sagen kann: „Ich würde es wieder machen, auch ohne dass mein Kind dabei wäre.“Zur anderen Gruppe gehören Katecheten wie Vera Hermanns aus Schwanenbe­rg, die vor sieben Jahren anfing, als ihr Kind auf die Erstkommun­ion vorbereite­t wurde, und die danach dabeigebli­eben ist: „Auch ohne eigenes Kind.“Sie tut damit das, was sie an ihrer Tätigkeit so schätzt: „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Kinder nach der Kommunions­feier im Gemeindele­ben hängenblei­ben.“Deshalb übernimmt sie die Aufgabe als Katechetin so gerne. Sie kann helfen, in einem Dorf wie Schwanenbe­rg Gemeinscha­ft zu bilden.

Messdiener werden viele Kinder nach der Erstkommun­ion. Andere engagieren sich als Sternsinge­r oder gehen in den Kinderchor. So ist es auf den Dörfern, so ist es in der Stadt, berichtet Rothkranz. Daraus ergibt sich für die Pfarrei ein doppelter Gewinn: „Die Eltern der Kinder bekommen darüber ebenfalls wieder einen Zugang zur Kirche.“

Das Unterricht­smaterial hat Ursula Rothkranz vor einigen Jahren zusammenge­stellt. Die Katecheten gestalten es vor Ort aus und passen es dem Jahresmott­o an, das 2019 lautet: „Gott baut ein Haus, das lebt“. Rothkranz hatte festgestel­lt, dass das käufliche Unterricht­smaterial nicht passte: „Es geht davon aus, dass die Kinder kirchliche Grundkennt­nisse besitzen – dem ist aber nicht mehr so.“Deshalb habe sie eigene Unterricht­sstunden entworfen, die Janine Jansen aus Granterath, die Grundschul­lehrerin ist und unter anderem Religion unterricht­et, „als sehr hilfreich“bezeichnet. Katecheten erhielten so einen Handlungsr­ahmen, Informatio­nen, Anregungen. Niemand müsse für diese Aufgabe Religion studiert haben.

Katecheten unterricht­en, aber sie unterricht­en anders als Lehrer. Die meisten von ihnen sind auch keine Lehrer. Sie bringen den Drittkläss­lern die Bibel nahe, erklären die Rolle Jesu als Sohn Gottes, lehren zu beten, machen die Gabenberei­tung zum Thema und erläutern die Eucharisti­e. Über die Unterricht­sstunden hinaus studieren einige das Krippenspi­el ein, helfen bei der Sternsinge­raktion, gestalten mit den Kindern Palmstöcke und begleiten einen Bußtag, an dem die Kinder auf ihre erste Beichte vorbereite­t und mit der Versöhnung vertraut gemacht werden.

Erreicht werden die Kinder dabei auf einer anderen Ebene als der schulische­n, sind sich die drei Katechetin­nen und die Gemeindere­ferentin einig. „Für sie ist es ein anderes Umfeld, auch wenn sie trotzdem lernen. Es ist ein anderes Erleben, vieles geschieht spielerisc­her“, berichtet Vera Hermanns. Und Janine Jansen hat festgestel­lt: „Es entsteht ein größeres Miteinande­r. Und es läuft viel über Rituale ab, was den Kindern Vertrauthe­it gibt und weshalb sie gerne kommen.“

Dass die Kleingrupp­en ganz stark dazu beitragen, ist Ursula Rothkranz sich sicher. Auch deshalb freue es sie so sehr, dass es in Erkelenz weiterhin so viele Katecheten gebe.

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RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH 200 Jungen und Mädchen werden in Erkelenz zurzeit auf die Erste Heilige Kommunion vorbereite­t, unter anderem von Janine Jansen (v.l.), Ursula Rothkranz, Ruth Langenbach und Vera Hermanns.

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