Rheinische Post Erkelenz

Traorés Rückkehr zum richtigen Zeitpunkt

- VON KARSTEN KELLERMANN

Es hätte die Saison von Ibrahima Traoré werden können. Der Borusse gehört zu der selten gewordenen Spezies der echten Außenstürm­er. Seine Spielkunst besteht darin, hakenschla­gend die Abwehr des Gegners zu öffnen, sie zu verwirren, sie zu entwirren. Das 4-3-3-System, das Borussia mit Beginn dieser Saison einführte, ist ein Ansatz, der Männern wie Traroé eine herrliche Bühne bietet.

Trotzdem ist es nicht Traorés Saison geworden. Als sie begann, war er verletzt, dann war der Job auf rechts vergeben an Thorgan Hazard, weil sich Trainer Dieter Hecking entschied, aus Mittelstür­mner Alassane Plea einen Linksaußen zu machen. Er kam daher nur dreimal in der Startelf zum Einsatz, immer daheim mithin, als Lückenreiß­er gegen tief stehende Teams: Stuttgart, Nürnberg und Augsburg. Dann musste er aber an der Leiste operiert werden, weil sie ständig Probleme machte. Zwei Monate fehlte er.

Nun gegen RB Leipzig feierte Traoré sein Comeback. Vier Minuten dauerte es, acht Ballaktion­en hatte Traoré, eine davon war die Flanke in den Strafraum, die der Großchance vorausging, die Jonas Hofmann ungenutzt ließ.

Wer sich seine Statistik anschaut, kann die These formuliere­n: Traoré kommt zur rechten Zeit zurück. Denn sein erster Startelf-Einsatz war der gegen den VfB, seinen Ex-Verein, in der Hinrunde. Traoré war Heckings Überraschu­ngseffekt. Borussia gewann 3:0. Die anderen Spiele mit Traoré in der Startelf wurden jeweils 2:0 gewonnen, erst gegen Nürnberg, gegen das er seinen einzigen Saison-Assist eingesamme­lt hat, dann gegen Augsburg.

Aus seiner Statistik – mit Traoré in der Anfangsfor­mation holte Borussia neun Punkte und 7:0 Tore – abzuleiten, dass er am Samstag (Anstoß 15.30 Uhr) beim Rückspiel in Stuttgart zwangsläuf­ig in der Startelf steht, wäre voreilig. Traoré hat lange gefehlt. Doch dass er eine Denkoption für Hecking ist, darf man annehmen. Mindestens als Joker dürfte der Trainer den Dribbler auf der Rechnung haben.

Hecking hat oft betont, dass Traoré mit seinen Qualitäten einer sei, der jederzeit den Unterschie­d ausmachen könne. Doch musste Hecking während seiner Zeit in Gladbach vor allem auf diese Qualitäten verzichten, weil Traoré oft verletzt war. Nur 31 Einsätze hatte er in den zweieinhal­b Hecking-Jahren bisher, immer wieder musste er neu anfangen nach einer Verletzung. Wie jetzt gegen Leipzig.

Da Kapitän Lars Stindl wegen seines Schienbein­bruchs nicht mehr zur Verfügung steht, ist Hecking froh, eine Alternativ­e mehr für die Offensive zu haben. Zumal Traoré das Merkmal erfüllt, das Hecking als einen Unterschie­d seines Team zu denen, die vielleicht schon weiter sind, definiert hat: Geschwindi­gkeit. „Es wird die Aufgabe Borussias sein, am Tempo dieses Kaders zu arbeiten“, sagte Hecking. Traoré, dessen Vertrag bis 2021 datiert ist, gehört wie Thorgan Hazard, Patrick Herrmann oder Denis Zakaria zu den flottesten Borussen.

374 Minuten hat Traoré in dieser Saison bisher gespielt. 360 mögliche sind übrig. In denen will Traoré möglichst aktiv dazu beitragen, dass Borussia am Ende das Ziel Europa erreicht.

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FOTO: MARIUS BECKER/DPA Yann Sommer will mit seinen Paraden die Borussen nach Europa bringen. Zwölfmal blieb er in dieser Saison schon ohne Gegentor.
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FOTO: DIRK PÄFFGEN Ibrahima Traoré feierte gegen Leipzig sein Comeback.
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Sebastian Hochrainer

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