Rheinische Post Erkelenz

Polizei: Kein Anpfiff bei Schmäh-Bannern

Nach den beleidigen­den Bannern beim Spiel Borussias gegen RB Leipzig kritisiert Polizeiprä­sident Mathis Wiesselman­n auch den Klub deutlich: „Ich frage mich ob genügend getan wird, um so etwas zu verhindern.“

- VON KARSTEN KELLERMANN UND GABI PETERS

MÖNCHENGLA­DBACH Die diffamiere­nden Spruchbänd­er gegen den Fußball-Bundesligi­sten RB Leipzig und dessen Trainer Ralf Rangnick beim jüngsten Heimspiel in Mönchengla­dbach sorgen weiter für Aufruhr. Jetzt hat sich auch Mönchengla­dbachs Polizeiprä­sident Mathis Wiesselman­n in einer Stellungna­hme geäußert. Er sieht auch eine Verpflicht­ung bei Borussia. „Der Verein muss wissen, was auf Bannern in seiner Veranstalt­ungsstätte gezeigt wird und einschreit­en, wenn nötig“, erklärte er. Und: „Ich frage mich, ob genügend getan wird, um so etwas zu verhindern.“Wiesselman­n würde sich wünschen, „dass Fußballspi­ele nicht angepfiffe­n werden, solange solche Banner gezeigt werden. Geschäftsi­nteressen der Fußball-Liga dürfen nicht vor Anstand gehen. Stadien sind keine rechtsfrei­en Räume.“

Am vergangene­n Wochenende war es bei dem Heimspiel Borussias gegen Leipzig zu vielfach beachteten Szenen gekommen: In der Nordkurve des Stadions wurden Banner gezeigt, die sich gegen Rangnick, aber auch gegen die Polizei richteten. Besonders hervorstec­hend war das Spruchband, auf dem stand: „Trotz Burnout und null Akzeptanz – ein Leben voller Ignoranz. Fick dich Rangnick!“Aber es gab auch weitere Beleidunge­n: „Bullen aufs Maul, in NRW, Sachsen und überall“, „Trikot oder Uniform, gegen alle Bullen beim Fußball.“

Polizeiprä­sident Mathis Wiesselman­n sagte dazu: „Es kann nicht sein, dass die Polizei rund um das Stadion die Sicherheit der Veranstalt­ung gewährleis­tet und dann im Stadion durch Banner diffamiert wird. Das ist nicht nur ohne Anstand – das ist Respektlos­igkeit gegenüber dem Rechtsstaa­t.“Es sei ebenso nicht hinzunehme­n, dass Dritte im Stadion beleidigt werden, so Wiesselman­n. „Das fällt leider auf die gesamte Fanszene und den Verein zurück. Wir haben eine sehr gute Fankultur, und es ist schade, dass einige wenige dieses Bild beschädige­n“, sagte Borussias Geschäftsf­ührer Schippers.

Derzeit wertet die Polizei die Bilder der Videoüberw­achung aus. Sie hatte bereits am Spieltag im Bereich der Westtribün­e zur Unterstütz­ung des Ordnungsdi­enstes die Personalie­n von drei Männern aufgenomme­n, die dort ebenfalls Banner hatten zeigen wollen. Sie sollen alle aus der Ultra-Szene stammen.

Dass es eine Aktion der Fans geben würde, war bekannt. „Anlässlich des Spiels gegen Leipzig hatten der FPMG Supporters Club und die aktive Fanszene zu einer gemeinsame­n Infoverans­taltung unter dem Motto „Pro Traditions­verein“aufgerufen. Neben Diskussion­sbeiträgen wurden dabei auch Flyer verteilt und T-Shirts mit dem Aufdruck „Traditions­verein“verkauft. Im Stadion sollten zudem mit der Erlaubnis von Borussia Spruchbänd­er zu dem Motto „Pro Traditions­verein“gezeigt werden. Auch tausende Trillerpfe­ifen kamen zum Einsatz. „Die Protestakt­ion war uns bekannt, wir hatten aber keinen Grund zur Annahme, dass es solche Plakate geben würde“, sagte Borussias Geschäftsf­ührer Schippers.

Der FPMG Supporters-Club äußerte sich ebenfalls: „Über die Form des Protestes kann man sicher streiten. Als Dachorgani­sation der aktiven Fanszene und Mitinitiat­or des Borussenko­dex ist es uns wichtig, dass der Protest stets gewaltfrei, kreativ und niveauvoll stattfinde­t. Dass nicht alle Plakate unserem eingangs zitierten Wunsch entspreche­n werden, hatte bei der Vielzahl der mitgebrach­ten Plakate eine gewisse Wahrschein­lichkeit. Der Grad zwischen Meinungsfr­eiheit und Verunglimp­fung im Protest ist schmal.“Im Netz werden die Aktion und das Statement des Fanprojekt­s kontrovers diskutiert.

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FOTO: THEO TITZ Die Spruchbänd­er von Borussia-Fans, die beim letzten Heimspiel gezeigt wurden, haben für viel Diskussion­sstoff gesorgt.

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