Landwirte fürchten neue Dürre
Die Trockenheit des vergangenen Sommers hat Spuren hinterlassen: Landwirte sorgen sich um Wasservorräte und ihre Ernte. Der Regen der kommenden Tage bringt wenig Hilfe.
DÜSSELDORF Deutschland droht ein weiterer Dürresommer. Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) sind die Böden nicht nur deutlich trockener als in den vergangenen Jahren. „Sollte die trockene Witterung in den kommenden Monaten anhalten, könnte sich die Dürre des Jahres 2018 wiederholen oder sogar übertroffen werden“, sagt der Leiter der DWD-Agrarmeteorologie, Udo Busch. Eines der Hauptprobleme: In vielen Regionen konnte der fehlende Regen aus dem Jahr 2018 nicht aufgeholt werden. Die Folge seien leere Wasserspeicher in den tieferen Bodenschichten. Die Niederschläge der nächsten Tage seien mancherorts wieder nur der Tropfen auf den heißen Stein, hieß es vom DWD. Besonders betroffen seien Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Aber auch auch in NRW macht sich der Mangel bemerkbar. „Die Samen liegen zwar im feuchten Boden, aber oben drauf ist die Erde völlig hart“, sagt Landwirt Erich Gussen aus Düren. Er hat die Niederschlagsmengen aufgezeichnet. „Im Winter hat es bei uns etwa 280 bis 290 Liter pro Quadratmeter geregnet.“Das sei nicht besonders viel, aber normalerweise auch kein Grund zur Sorge. Aber so reiche die Niederschlagsmenge nicht einmal aus, um das Defizit auszugleichen: Das liegt bei 300 Litern pro Quadratmeter. Der Landwirt macht sich Gedanken, wie er sich künftig auf Extremwitterungen einstellen kann: „Langfristig müsste man überlegen, andere Kulturen zu pflanzen, die weniger Wasser brauchen und früher geerntet werden können. Viele Kollegen bauen nun Dinkel an“, erzählt er. Ansonsten gebe es auch die Überlegung, Pflanzen künstlich zu bewässern.
Die Warnungen des Deutschen Wetterdienstes vor einem weiteren Dürresommer machen nach den Worten von Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied viele Landwirte nervös. Der Verbandschef betonte, dass sich die Bauern seit geraumer Zeit auf den Klimawandel eingestellt hätten. „Wir haben uns in einer eigenen Klimastrategie selbst Emissionsreduktionsziele gesetzt.“Man setze auch auf wassersparende Anbauverfahren oder auf Fruchtfolgen und Zwischenfrüchte. „Benötigt werden aber auch neue Züchtungsmethoden, um trockenheits- und hitzetolerante Pflanzensorten zügiger zu erhalten.“Bei Obstanbauer Roland Schmitz-Hübsch laufen die Bewässerungsanlagen seit Tagen: „Dass wir so früh anfangen, ist ungewöhnlich“, sagt er. Das vergangene Jahr hat in seinem Betrieb Spuren hinterlassen: Durch die hohen Bewässerungskosten und den Ausfall sei ein Verlust im hohen fünfstelligen Bereich entstanden. Von der Dürre waren 2018 auch die Viehbauern betroffen: Ernteausfälle und vertrocknetes Gras ließen Futter knapp werden. So auch bei Sebastian Bützler aus Bad Münstereifel. Gefüttert werden die Kühe mit Heu und Mais aus eigenem Anbau. „Wir mussten so viel wie nie dazu kaufen“, erzählt er. Normalerweise behält er einen Schnitt Gras als Reserve. Da der Vorrat aufgebraucht ist, hat er Mais dazugekauft. „Wenn es nun wieder wenig regnet, wäre er natürlich auch verloren“, sagt er.
Die Landwirte hoffen nun auf einen feuchten und kühlen Mai. „Zwei Dürreperioden hintereinander sind fatal“, sagt Bützler.