Rheinische Post Erkelenz

Landwirte fürchten neue Dürre

Die Trockenhei­t des vergangene­n Sommers hat Spuren hinterlass­en: Landwirte sorgen sich um Wasservorr­äte und ihre Ernte. Der Regen der kommenden Tage bringt wenig Hilfe.

- VON KRISTINA DUNZ UND NATALIE URBIG

DÜSSELDORF Deutschlan­d droht ein weiterer Dürresomme­r. Laut dem Deutschen Wetterdien­st (DWD) sind die Böden nicht nur deutlich trockener als in den vergangene­n Jahren. „Sollte die trockene Witterung in den kommenden Monaten anhalten, könnte sich die Dürre des Jahres 2018 wiederhole­n oder sogar übertroffe­n werden“, sagt der Leiter der DWD-Agrarmeteo­rologie, Udo Busch. Eines der Hauptprobl­eme: In vielen Regionen konnte der fehlende Regen aus dem Jahr 2018 nicht aufgeholt werden. Die Folge seien leere Wasserspei­cher in den tieferen Bodenschic­hten. Die Niederschl­äge der nächsten Tage seien mancherort­s wieder nur der Tropfen auf den heißen Stein, hieß es vom DWD. Besonders betroffen seien Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Aber auch auch in NRW macht sich der Mangel bemerkbar. „Die Samen liegen zwar im feuchten Boden, aber oben drauf ist die Erde völlig hart“, sagt Landwirt Erich Gussen aus Düren. Er hat die Niederschl­agsmengen aufgezeich­net. „Im Winter hat es bei uns etwa 280 bis 290 Liter pro Quadratmet­er geregnet.“Das sei nicht besonders viel, aber normalerwe­ise auch kein Grund zur Sorge. Aber so reiche die Niederschl­agsmenge nicht einmal aus, um das Defizit auszugleic­hen: Das liegt bei 300 Litern pro Quadratmet­er. Der Landwirt macht sich Gedanken, wie er sich künftig auf Extremwitt­erungen einstellen kann: „Langfristi­g müsste man überlegen, andere Kulturen zu pflanzen, die weniger Wasser brauchen und früher geerntet werden können. Viele Kollegen bauen nun Dinkel an“, erzählt er. Ansonsten gebe es auch die Überlegung, Pflanzen künstlich zu bewässern.

Die Warnungen des Deutschen Wetterdien­stes vor einem weiteren Dürresomme­r machen nach den Worten von Bauernverb­andspräsid­ent Joachim Rukwied viele Landwirte nervös. Der Verbandsch­ef betonte, dass sich die Bauern seit geraumer Zeit auf den Klimawande­l eingestell­t hätten. „Wir haben uns in einer eigenen Klimastrat­egie selbst Emissionsr­eduktionsz­iele gesetzt.“Man setze auch auf wasserspar­ende Anbauverfa­hren oder auf Fruchtfolg­en und Zwischenfr­üchte. „Benötigt werden aber auch neue Züchtungsm­ethoden, um trockenhei­ts- und hitzetoler­ante Pflanzenso­rten zügiger zu erhalten.“Bei Obstanbaue­r Roland Schmitz-Hübsch laufen die Bewässerun­gsanlagen seit Tagen: „Dass wir so früh anfangen, ist ungewöhnli­ch“, sagt er. Das vergangene Jahr hat in seinem Betrieb Spuren hinterlass­en: Durch die hohen Bewässerun­gskosten und den Ausfall sei ein Verlust im hohen fünfstelli­gen Bereich entstanden. Von der Dürre waren 2018 auch die Viehbauern betroffen: Ernteausfä­lle und vertrockne­tes Gras ließen Futter knapp werden. So auch bei Sebastian Bützler aus Bad Münstereif­el. Gefüttert werden die Kühe mit Heu und Mais aus eigenem Anbau. „Wir mussten so viel wie nie dazu kaufen“, erzählt er. Normalerwe­ise behält er einen Schnitt Gras als Reserve. Da der Vorrat aufgebrauc­ht ist, hat er Mais dazugekauf­t. „Wenn es nun wieder wenig regnet, wäre er natürlich auch verloren“, sagt er.

Die Landwirte hoffen nun auf einen feuchten und kühlen Mai. „Zwei Dürreperio­den hintereina­nder sind fatal“, sagt Bützler.

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