Rheinische Post Erkelenz

Einfach mal laufen!

Gehen ist eine verkannte Mobilitäts­strategie. Meist ist man schneller als gedacht.

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Menschen wandern wieder. Sie laufen die schönsten Routen und schwärmen von der wohltuende­n Wirkung des Waldes. Auch das lustvolle Spazieren durch die Stadt erfreut sich neuer Wertschätz­ung. Über die Wiederentd­eckung des Flaneurs werden ganze Bücher geschriebe­n. Während also über Dieselmoto­ren gestritten wird und die Städte Überholspu­ren für die E-Mobilität einrichten, tun manche Menschen etwas Naheliegen­des: Sie besinnen sich doch tatsächlic­h auf die eigenen Kräfte.

Seltsamerw­eise kommt dabei eines zu kurz: das gute, alte zu Fuß gehen. Also ein Gehen, das nicht heimlichen

Zwecken wie der Erholung dient, sondern nur der offensicht­lichen Aufgabe, ans Ziel zu kommen. Man läuft einfach zum Treffen mit den Freunden, geht in die Schule oder zum Arbeitspla­tz. Früher war das keine Erwähnung wert, aber wer heute weiter als eine Bushaltest­ellendista­nz marschiert, erntet manchmal ungläubige Blicke.

Ja, man kann einfach laufen! Man muss kein Leihfahrra­d nehmen, nicht auf E-Roller springen, nur weil sie überall herumstehe­n. Und natürlich muss man auch nicht für jede Strecke das Auto bewegen und die gewonnene Zeit mit der Parkplatzs­uche verbringen. Zu Fuß wäre man längst da. Natürlich stehen dem auf dem Land oft die Distanzen entgegen. Wenn man bis zum Bäcker eine halbe Stunde braucht, ist das für die Sonntagsbr­ötchen keine realistisc­he Option. Allerdings ist man eben auch schnell dabei, alles als „zu weit“zu empfinden, statt einfach zu laufen.

Es gehört oft noch zum Erinnerung­sschatz von Familien, dass Oma oder Opa erzählen, wie weit sie früher gelaufen sind. Unvorstell­bar, heißt es dann. Für solche Distanzen fehlt heute die Zeit, kürzere sollte man ruhig wieder für möglich halten.

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