Rheinische Post Erkelenz

Prognose: Bis 2025 verschwind­et jeder zehnte Handelssta­ndort

Die Branche erwartet für 2019 zwar ein Plus von zwei Prozent, aber die Perspektiv­en werden trüber. Vor allem kleine Händler geraten unter Druck.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Deutschlan­ds Einzelhand­el wird in diesem Jahr zwar voraussich­tlich zum zehnten Mal in Folge wachsen, aber die Stimmung in der Branche verschlech­tert sich. Das hat die jüngste Umfrage des Branchenve­rbandes HDE unter 1000 Unternehme­n ergeben. Für die erste Hälfte des laufenden Jahres rechen demnach nur noch 30 Prozent der befragten Firmen mit steigenden Umsätzen, während 37 Prozent sinkende Erlöse erwarten. Vor einem Jahr war das Verhältnis noch genau umgekehrt gewesen. Insgesamt rechnet der Verband für 2019 mit einem Umsatzplus von zwei (real: 0,5) Prozent auf 537,4 Milliarden Euro.

Die Handelsbra­nche wird derzeit gespalten. Einerseits wächst der Online-Handel weiterhin stark (in diesem Jahr voraussich­tlich um 8,5 Prozent auf 57,8 Milliarden Euro), während der HDE für das stationäre Geschäft nur ein Plus von 1,3 Prozent voraussagt. Nominal wohlgemerk­t. Rechnet man die Inflation ein, dürfte kaum noch Wachstum übrigbleib­en.

Das trifft in Deutschlan­d vor allem die kleinen Mittelstän­dler, die zunehmend unter Druck geraten. „Die aktuelle Lage wird von den Kleinunter­nehmen vielfach als schlecht bezeichnet“, so der HDE. Die Umsatzerwa­rtung bestätigt das: Während große Unternehme­n mit mehr als 100 Mitarbeite­rn für das laufende Jahr nach Angaben von HDE-Hauptgesch­äftsführer Stefan Genth mit einem Plus von 36 Prozent rechnen, erwarten die kleinsten Unternehme­n der Branche (weniger als fünf Beschäftig­te) drei Prozent Minus. Sie drückt vor allem zunehmende Bürokratie (Beispiel: Datenschut­z-Grundveror­dnung), die wachsende Digitalisi­erung, durch die ein enormer Preisdruck entstanden ist, und die durch den wachsenden Online-Handel abnehmende Zahl von Kunden in den Innenstädt­en.

Somit haben vor allem die kleinen Mittelstän­dler aus Sicht des Verbandes Unterstütz­ung durch die Politik dringend nötig. Genth fordert unter anderem eine Reform der Gewerbeste­uer, einen Abau von Bürokratie und eine „faire Finanzieru­ng“der Energiewen­de. „Es kann nicht sein, dass der Handel sechs Prozent des Stroms verbraucht, aber die Unternehme­n zehn Prozent der EEG-Umlage tragen müssen“, so Genth.

Dabei werden die Unternehme­n derzeit noch von der guten Konjunktur getragen, die sich aber zu verschlech­tern droht. In der Branche gilt es laut Genth derzeit noch 450.000 Handelssta­ndorte, von denen nach einer Prognose des Handelsfor­schungsins­tituts IFH bis zum Jahr 2025 jeder zehnte wegfallen könnte.

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