Elliott steigt bei SAP ein
Der Hedgefonds gilt als Managerschreck. Doch bei SAP gibt sich der Investor sanft.
FRANKFURT (rtr) SAP bekommt es mit dem Investor Elliott zu tun. Der für seinen harschen Umgang mit Firmenvorständen bekannte Hedgefonds gab am Mittwoch seinen Einstieg bei Europas größten Softwarekonzern bekannt, der nach einem unerwartet umsatzstarken ersten Quartal die Gewinnziele anhob.
Elliott schlug ungewöhnlich sanfte Töne an und lobte den SAP-Vorstand für seine Strategie. Der Konzern habe sich die richtigen Ziele gesetzt. „Wir sind davon überzeugt, dass das Management-Team von SAP auf ein sehr erfolgreiches Ergebnis zusteuern kann“, erklärten Elliott-Partner Jesse Cohn und Portfolio-Manager Jason Genrich. In der oberen Führungsebene von SAP war die Strategie zuletzt indes weniger gut angekommen: Zwei Vorstandsmitglieder kehrten dem Konzern innerhalb weniger Wochen den Rücken, hochrangige Tech-Experten verließen das Unternehmen.
Der Walldorfer Konzern äußerte sich nicht konkret zum Einstieg von Elliott und erklärte lediglich knapp: „SAP ist in der glücklichen Lage, dass uns eine Reihe von Aktionären regelmäßig Feedback gibt – wir begrüßen dieses Feedback, das wir ernst nehmen, vor allem da wir unsere Pläne, unsere Ziele bis 2023 zu erfüllen oder zu übertreffen, vorantreiben.“Anleger zeigten sich begeistert: SAP-Aktien stiegen um bis zu sieben Prozent auf ein Rekordhoch von 109,30 Euro und steuerten auf den größten Tagesgewinn seit gut zehn Jahren zu.
Elliott hatte zuletzt unter anderem beim Industriekonzern Thyssenkrupp, beim Energiekonzern Uniper und beim Anlagenbauer Gea das Management unter Druck gesetzt. Thyssenkrupp habe erheblichen Spielraum für Verbesserungen, erklärte Elliott etwa nach dem Einstieg bei Thyssenkrupp im vorigen Jahr. Vorstandschef Heinrich Hiesinger und Aufsichtsratschef Ulrich Lehner räumten später ihre Posten und verwiesen auf eine fehlende Rückendeckung für ihre Strategie. Bis heute ist unklar, wie hoch
die Beteiligung von Elliott an Thyssenkrupp war oder ist – die Meldeschwelle von drei Prozent hat der Investor nie überschritten.
SAP ist für den Hedgefonds von Paul Singer das erste Technologieinvestment in Europa. Die Beteiligung hat nach Angaben von Elliott einen Wert von 1,2 Milliarden Euro, das sind knapp ein Prozent des aktuellen Börsenwertes des Walldorfer Konzerns von rund 130 Milliarden Euro. In den USA ist Elliott unter anderem am Online-Händler Ebay oder am Computerbauer Dell beteiligt. „Elliott unterstützt die heute bekannt gegebenen Initiativen vollumfänglich“, erklärte der Hedgefonds. Es sei für den Konzern nun an der Zeit, die Früchte aus den vergangenen Investitionen zu ernten.
SAP-Chef Bill McDermott treibt seit zehn Jahren den Wandel vom reinrassigen Anbieter von Software für Unternehmensplanung zum Cloud-Konzern voran, der Anwendungen als Abo über die Datenwolke verkauft. Um im Wettbewerb mit Konkurrenten wie Salesforce oder Oracle besser bestehen zu können, hatte McDermott zu Jahresbeginn ein Restrukturierungsprogramm und den Abbau von rund 4400 der weltweit 96.500 Stellen angekündigt. Trotz der Abgänge will SAP zum Jahresende aber mehr als 100.000 Mitarbeiter zählen. Dennoch sorgte das Programm für Unruhe, der Betriebsrat kritisierte, dass durch den Stellenabbau Know-how verloren gehe.