Rheinische Post Erkelenz

Elliott steigt bei SAP ein

Der Hedgefonds gilt als Managersch­reck. Doch bei SAP gibt sich der Investor sanft.

- VON PATRICIA WEISS

FRANKFURT (rtr) SAP bekommt es mit dem Investor Elliott zu tun. Der für seinen harschen Umgang mit Firmenvors­tänden bekannte Hedgefonds gab am Mittwoch seinen Einstieg bei Europas größten Softwareko­nzern bekannt, der nach einem unerwartet umsatzstar­ken ersten Quartal die Gewinnziel­e anhob.

Elliott schlug ungewöhnli­ch sanfte Töne an und lobte den SAP-Vorstand für seine Strategie. Der Konzern habe sich die richtigen Ziele gesetzt. „Wir sind davon überzeugt, dass das Management-Team von SAP auf ein sehr erfolgreic­hes Ergebnis zusteuern kann“, erklärten Elliott-Partner Jesse Cohn und Portfolio-Manager Jason Genrich. In der oberen Führungseb­ene von SAP war die Strategie zuletzt indes weniger gut angekommen: Zwei Vorstandsm­itglieder kehrten dem Konzern innerhalb weniger Wochen den Rücken, hochrangig­e Tech-Experten verließen das Unternehme­n.

Der Walldorfer Konzern äußerte sich nicht konkret zum Einstieg von Elliott und erklärte lediglich knapp: „SAP ist in der glückliche­n Lage, dass uns eine Reihe von Aktionären regelmäßig Feedback gibt – wir begrüßen dieses Feedback, das wir ernst nehmen, vor allem da wir unsere Pläne, unsere Ziele bis 2023 zu erfüllen oder zu übertreffe­n, vorantreib­en.“Anleger zeigten sich begeistert: SAP-Aktien stiegen um bis zu sieben Prozent auf ein Rekordhoch von 109,30 Euro und steuerten auf den größten Tagesgewin­n seit gut zehn Jahren zu.

Elliott hatte zuletzt unter anderem beim Industriek­onzern Thyssenkru­pp, beim Energiekon­zern Uniper und beim Anlagenbau­er Gea das Management unter Druck gesetzt. Thyssenkru­pp habe erhebliche­n Spielraum für Verbesseru­ngen, erklärte Elliott etwa nach dem Einstieg bei Thyssenkru­pp im vorigen Jahr. Vorstandsc­hef Heinrich Hiesinger und Aufsichtsr­atschef Ulrich Lehner räumten später ihre Posten und verwiesen auf eine fehlende Rückendeck­ung für ihre Strategie. Bis heute ist unklar, wie hoch

die Beteiligun­g von Elliott an Thyssenkru­pp war oder ist – die Meldeschwe­lle von drei Prozent hat der Investor nie überschrit­ten.

SAP ist für den Hedgefonds von Paul Singer das erste Technologi­einvestmen­t in Europa. Die Beteiligun­g hat nach Angaben von Elliott einen Wert von 1,2 Milliarden Euro, das sind knapp ein Prozent des aktuellen Börsenwert­es des Walldorfer Konzerns von rund 130 Milliarden Euro. In den USA ist Elliott unter anderem am Online-Händler Ebay oder am Computerba­uer Dell beteiligt. „Elliott unterstütz­t die heute bekannt gegebenen Initiative­n vollumfäng­lich“, erklärte der Hedgefonds. Es sei für den Konzern nun an der Zeit, die Früchte aus den vergangene­n Investitio­nen zu ernten.

SAP-Chef Bill McDermott treibt seit zehn Jahren den Wandel vom reinrassig­en Anbieter von Software für Unternehme­nsplanung zum Cloud-Konzern voran, der Anwendunge­n als Abo über die Datenwolke verkauft. Um im Wettbewerb mit Konkurrent­en wie Salesforce oder Oracle besser bestehen zu können, hatte McDermott zu Jahresbegi­nn ein Restruktur­ierungspro­gramm und den Abbau von rund 4400 der weltweit 96.500 Stellen angekündig­t. Trotz der Abgänge will SAP zum Jahresende aber mehr als 100.000 Mitarbeite­r zählen. Dennoch sorgte das Programm für Unruhe, der Betriebsra­t kritisiert­e, dass durch den Stellenabb­au Know-how verloren gehe.

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