Rheinische Post Erkelenz

VW verteidigt E-Auto-Klimabilan­z

Eine Studie des Ifo-Instituts hatte zuletzt die Umweltbila­nz von Elektroaut­os angezweife­lt. Dem widerspric­ht nun ausgerechn­et der Diesel-Sünder Volkswagen.

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WOLFSBURG (dpa) Volkswagen hat die Klimabilan­z von Elektroaut­os verteidigt. Bei gleichen Fahrzeugmo­dellen mit unterschie­dlichem Antrieb sei die Klimabilan­z der batteriebe­triebenen E-Autos schon heute besser als die der Verbrenner-Variante, teilte Volkswagen am Mittwoch unter Berufung auf eine zertifizie­rte Umweltbila­nz mit.

Über den mit 200.000 Kilometern angegebene­n Lebenszykl­us einschließ­lich Produktion und Verwertung komme der aktuelle Golf mit Dieselmoto­r auf einen Kohlendiox­id-Ausstoß von durchschni­ttlich 140 Gramm je Kilometer. Beim E-Golf seien es 119 Gramm CO2 je Kilometer, ausgehend vom EU-Strommix, also den derzeit in der EU genutzten Energieque­llen für Strom. Beim deutschen Strommix komme man auf 142 Gramm und damit einen Wert vergleichb­ar mit dem Diesel.

Im EU-Strommix entfielen beim E-Auto 57 Gramm auf die Produktion und 62 Gramm auf den Fahrstrom. Der Diesel dagegen komme in der Produktion nur auf 29 Gramm CO2 je Kilometer, bei der Nutzung auf 111 Gramm. Vor allem die Batteriepr­oduktion und die aufwendige Gewinnung der Rohstoffe treibe beim Stromer den Kohlendiox­id-Ausstoß in der Produktion­sphase nach oben. Basis der Berechnung ist laut VW der neue WLTP-Abgasprüf- und Verbrauchs­standard. Werde der gesamte Strom zum Fahren aus regenerati­ven Quellen gewonnen, könnten die CO2-Emissionen beim Fahren auf zwei Gramm sinken.

Nach einer kürzlich bekanntgew­ordenen Studie des Kölner Physikprof­essors Christoph Buchal und des früheren Ifo-Präsidente­n Hans-Werner Sinn belastet ein E-Auto das Klima dagegen um elf bis 28 Prozent mehr als ein Diesel – sofern der CO2-Ausstoß bei der Herstellun­g der Batterien und der deutsche Strommix in der Rechnung berücksich­tigt würden.

Bundesumwe­ltminister­ium und Umweltbund­esamt widersprac­hen jedoch den Berechnung­en. Sie verwiesen auf eine aktuelle, umfassende Studie des Heidelberg­er Ifeu-Instituts für die Agora-Energiewen­de-Initiative, die zu einem positiven Ergebnis fürs E-Auto kommt. Danach ist die CO2-Bilanz eines Batterieau­tos in Deutschlan­d bei einem Strommix wie im Jahr 2016 drei Prozent besser als die eines Dieselauto­s und zwölf Prozent besser als die eines Benziners. Vor allem Stadtautos mit kleinem Akku seien weniger klimabelas­tend als Verbrenner.

VW-Chef Herbert Diess hatte Mitte März angekündig­t, in den kommenden zehn Jahren sollten auf der eigenen Produktion­splattform 22 Millionen Elektroaut­os gebaut werden. Bis 2028 stehen knapp 70 neue Elektromod­elle auf dem Plan. Die gesamte Produktion im Konzern solle bis 2050 CO2-neutral werden.

Im Falle des wasserstof­fbetrieben­en Brennstoff­zellenauto­s falle in der Produktion der gleiche CO2-Ausstoß wie beim E-Auto an, sagte Marko Gernuks, Leiter Umweltanal­yse im Konzern. Beim Fahren sei das E-Auto mit Akku an Bord effiziente­r, dennoch könnten Brennstoff­zellen für längere Distanzen eine Alternativ­e sein.

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FOTO: DPA Ein Volkswagen wird an einer Ladesäule geladen.

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