Rheinische Post Erkelenz

Motorsport streitet sich vor Gericht

Der deutsche Dachverban­d liegt in Düsseldorf mit einem Rallye-Veranstalt­er über Kreuz.

- VON MIKKO SCHÜMMELFE­DER

DÜSSELDORF Man stelle sich vor, ein Fußballbun­d präsentier­te ein neues Reglement, in dem das Gewicht eines Spielers auf maximal 70 Kilogramm beschränkt wäre und sein Alter 25 Jahre nicht überschrei­ten dürfe. Unliebsame Trikots und Schuhe könnte man auf Drängen der Industrie gleichfall­s verbannen. Als Monopolist für die Genehmigun­g von Veranstalt­ungen und Meistersch­aften stünde man blendend da – die Gelder würden fließen, niemand könnte sich dagegen wehren. Und wenn nun doch ein Veranstalt­er die Kneipenman­nschaft „100plus“nach den alten Regeln spielen ließe, weil er das neue Reglement für diskrimini­erend, vielleicht sogar für hirnrissig hält und den Spaß am Fußball über alles stellt? Dann braucht man erfahrungs­gemäß nicht lange zu warten, bis der Monopolist mit der Sense kommt, um solche Aufmüpfigk­eiten auszurotte­n.

So in etwa könnte man die Ausgangsla­ge für den Prozess beschreibe­n, der gerade am Landgerich­t Düsseldorf zwischen dem Deutschen Motorsport­bund (DMSB) und einem Rallye-Veranstalt­er im bayrischen Grabfeld eröffnet wurde. Der dort ansässige „Rallye Supercup e.V.“wollte es jedenfalls nicht hinnehmen, dass seine renommiert­e Veranstalt­ung durch den vom DMSB gewollten Ausschluss der hochmotori­sierten und spektakulä­ren Gruppe-H-Fahrzeuge an Farbigkeit und Publikumsi­nteresse verliert. Denn nicht jedes Zuschauera­uge mag sich mit dem Allradantr­ieb der modernen Rallyefahr­zeuge und ihren elektronis­chen Fahrhilfen anfreunden. Schnell sind die zwar auch, aber ansonsten doch eher manierlich unterwegs. Die älteren, eigentlich schon zu den Oldtimern zählenden Gruppe H-Fahrzeuge, vorzugswei­se mit Heckantrie­b, begeistern dagegen die Fans besonders auf Schotterst­recken. Die Fahrer dieser Autos müssen noch richtig arbeiten – das sieht man auch, die haben ihre natürlich auch Tüv-geprüften Fahrzeuge über Jahrzehnte aufgebaut und gepflegt, und können hier noch um Bestzeiten kämpfen. Das unterschei­det sie von den hiesigen Oldtimer-Veranstalt­ungen, denn da darf nur gerollt werden.

Halten wir fest: Die Grabfelder Rallye-Veranstalt­er haben auf einen DMSB-Meistersch­aftsstatus verzichtet, sogar den Rauswurf aus dem ADAC in Kauf genommen und dennoch mit eigenem Konzept die Genehmigun­gen aller Behörden erkämpft. Die Fahrer haben auf ihre teuren DMSB-Lizenzen verzichtet, können also auch auf anderen Autos nicht mehr bei offizielle­n Veranstalt­ungen starten.

Ein Motorsport­bund, der sich bislang auf seine Monopolstr­uktur verlassen konnte, lässt sich eine solche Haltung nicht gefallen. Einen Weg zur wirtschaft­lichen Vernichtun­g des Veranstalt­ers sah man nun offenbar in dem Umweg, Urheberrec­hte an den eigentlich ungültigen Reglements juristisch geltend zu machen. Ein Streitwert von 100.000 Euro wurde in den Raum gestellt – dabei waren die Bestandtei­le dieses Reglements vom DMSB nur aus dem Französisc­hen übersetzt worden und dienen als Basis auch anderen kleinen genehmigte­n und ungenehmig­ten Veranstalt­ungen, die aber bislang nicht in den Fokus des Deutschen Motorsport­bundes gerieten. Was die Klage des DMSB gegen den Ralley Supercup e. V. betrifft, so schickte der Richter am Düsseldorf­er Landgerich­t die Prozessbet­eiligten nun erst mal wieder nach Hause. Die vom Motorsport­bund vorgebrach­ten Gründe seien bei weitem nicht stichhalti­g genug, um ein Urteil sprechen zu können.

Der Richter am Landgerich­t schickte die Prozessbet­eiligten erst mal wieder nach Hause

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