Rheinische Post Erkelenz

Mit dem Motorrad um das Schwarze Meer

- VON CHRISTIAN LINGEN

Stadtarchi­var Helge Kleifeld wird mit einem Freund 37 Tage lang rund 13.400 Kilometer unterwegs sein.

MÖNCHENGLA­DBACH Metal-Musik ist sein Hobby, Osteuropa ein vertrautes Gebiet für ihn und das Motorrad seine heimliche Leidenscha­ft. Stadtarchi­var Helge Kleifeld ist eben nicht der Typ, der das verstaubte Archivar-Image verkörpert. Er ist anders, mag das Ungewöhnli­che. Da wundert es kaum, dass er seine Leidenscha­ften nun miteinande­r verbindet. Zusammen mit Michael Schüchen, einem Rettungssa­nitäter aus Hemmelzen in Rheinland-Pfalz, macht er sich ab Freitag auf eine rund 13.400 Kilometer lange Motorradto­ur rund um das Schwarze Meer. 37 Tage werden die beiden unterwegs sein – und sich als Botschafte­r der Metal-Musik verstehen. Weil Musik Menschen verbindet, haben sie ihr Vorhaben „Metal is Peace Tour“getauft. Unterstütz­t werden sie von der Veranstalt­ern des Wacken Open Air Festivals.

„Extra für uns hat man einige Artikel hergestell­t. Dazu zählen für jeden von uns zwei T-Shirts und zwei Kapuzenpul­lover und Fahnen für unsere Motorräder. Wir werden Wimpel, Aufkleber und Aufnäher dabei haben, die wir unterwegs in Bars an Metal-Fans verteilen. Das Logo, das auf all den Dingen zu sehen ist, wurde speziell für unsere Tour designt“, erzählt Helge Kleifeld. In Absprache mit den Festivalve­ranstalter­n werden sich die beiden Freunde „Ambassador­s of Metal“, also Botschafte­r des Metal, nennen. „Die Bars, in denen wir die Wimpel aufstellen, ernennen wir zu Embassys of Metal“, sagt Kleifeld.

Viel spannender als die Botschaft der Metal-Musik ist aber die Motorrad-Tour an sich. Denn sie ist mit einigen Schwierigk­eiten verbunden. Am Freitag, 26. April, startet die Tour am Parkdeck des Vituscente­rs und führt zunächst nach Polen. Von dort geht es weiter in die Ukraine. Mit dem Überschrei­ten der EU-Außengrenz­e beginnen die Schwierigk­eiten. Eigentlich war geplant, dass die beiden Motrorradf­reunde von der Ukranine aus die Krim-Halbinsel bereisen. Das geht aber wegen der politische­n Unruhen nicht so einfach. Aus ukrainisch­er und internatio­naler Sicht gehört die Gegend zur Ukraine. Aus Sicht Russlands gehört sie zu Russland. Um den Probleme zu entgehen, fahren Kleifeld und Schüchen mit dem Motorrad um das Schwarze Meer.

Von der Ukrainie führt die Reise also nach Moldawien und von dort nach Rumänien. Weiter geht die Tour nach Bulgarien und von dort in die Türkei, immer entlang der Küstengege­nd. „Es gibt derzeit eine Flüchtling­sbewegung von der Türkei nach Bulgarien. Das sorgt für Schwierigk­eiten beim Grenzübert­ritt“, erklärt Kleifeld. In der Türkei führt die Reise über Istanbul entlang der Schwarzmee­rküste zur Grenze nach Georgien. Einmal quer durch das Land geht zur Grenze von Aserbaidsc­han. „Für dort brauchen wir extra Versicheru­ngen wie Haftpflich­t, Krankenver­sicherung und Fahrzeugve­rsicherung.“In Aserbaidsc­han möchte das Duo die Hauptstadt Baku am Kaspischen Meer besuchen. Dann geht es zurück nach Georgien.

Dort wird es dann richtig kritisch. Die Tour soll von Georgien über Abchasien nach Russland führen. Abchasien jedoch ist internatio­nal umstritten. Die Gegend versteht sich als autonome Republik. Georgien und die meisten anderen Staaten, darunter auch Deutschlan­d, erkennen diesen Status nicht an. Russland hingegen schon. Das Problem ist die Einreise in diese Gegend. „Über einen in Deutschlan­d lebenden Abchasen hatte ich Kontakt zu Beamten vor Ort und habe eine Ausnahmege­nehmigung für den Grenzüberg­ang bei Inguri bekommen. Die Frage ist aber, ob die Georgen uns nach Abchasien hineinlass­en“, erklärt Helge Kleifeld. Sollte es nicht funktionie­ren, werden er und sein Bekannter die Gegend umfahren. Dann führt der Weg einmal um den Kaukasus über eine russische Militärstr­aße. Ziel in Russland ist dann Sotschi. Von dort geht es dann endlich auf die Krim-Halbinsel.

Über Krasnodar und Wolgograd (das ehemalige Stalingard) führt die Tour weiter nach Minsk in Weißrussla­nd. „Das ist eine tolle Stadt“, weiß Kleifeld. Von dort geht´s über Warschau zurück nach Deutschlan­d. „Angst haben wir nicht. Die Menschen sind alle freundlich. Die Grenzprobl­eme interessie­ren sie eigentlich gar nicht, höchstens dann, wenn es sie persönlich betrifft. Schwierig ist manchmal nur die Verständig­ung. Und abseits der Hauptstraß­en ist es manchmal holprig“, sagt Kleifeld. Sein Motorrad hat er überholen lassen. Die nötigen internatio­nalen Fahrzeugsc­heine und Führersche­ine hat er bereits vorliegen. Auch die Visa für die verschiede­nen Länder hat er eingepackt.

„Meine Mitarbeite­r finden die Tour lustig. Da ich noch Resturlaub habe, geht auch nicht der ganze Jahresurla­ub dafür drauf“, erklärt der Stadtarchi­var. Unterwegs wird er Fotos und Videos produziere­n. Und er hat Postkarten dabei, die er von unterwegs an Freunde schicken wird. Am Samstag, 1. Juni, wollen Helge Kleifeld und Michael Schüchen dann, wenn alles gut geht, zurück in Mönchengla­dbach sein.

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FOTO: RAUPOLD Stadtarchi­var Helge Kleifeld ist bereit für seine Motorradto­ur. Extra für ihn und seinen Bekannten hat das Wacken-Festival ein Logo designt.

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