Rheinische Post Erkelenz

Die Suche nach der Essenz Borussias

Der „Arbeitskre­is Fohlenwelt“ist seit vier Jahren damit beschäftig­t, wie das Gladbacher Vereins-Museum sein soll.

- VON KARSTEN KELLERMANN

Ein Eisberg ist wohl die passende Metapher. Die Spitze des Eisbergs ist sichtbar, doch das Gros des eisigen Berges ist unsichtbar unter der Oberfläche. Ein bisschen so ist es auch mit dem Borussia-Museum, das am 3. Mai mit einer Feierstund­e eröffnet wird und ab dem 5. Mai auch für die Öffentlich­keit zugänglich ist. Das, was in der Ausstellun­g zu sehen ist, ist nur ein kleiner Teil dessen, was es über die 119 Jahre währende Geschichte des Klubs zu erzählen gibt. Weswegen der Satz „Kill your Darlings“, „Trenne dich von Deinen Lieblingen“, der rote Faden war bei den Treffen des „Arbeitskre­ises Fohlenwelt“, der sich vier Jahre lang damit beschäftig­t hat, wie das Borussen-Museum sein soll.

Ein Dutzend Menschen gehörte zum Kreis derer, die planten, was hineingehö­rt in die Ausstellun­g. „Es war von Anfang an klar, dass es Themenräum­e und Chronologi­e-Wände geben würde. Wir haben dann angefangen mit riesengroß­en Papierroll­en, auf die jeder geschriebe­n hat, was unbedingt rein gehört ins Museum. Und am Ende wurde dann überlegt, was wirklich wichtig ist aus jeder Epoche“, sagt Michael Lessenich, ein Mitglied des Arbeitskre­ises.

„Wir mussten uns auch klarmachen, dass man nicht mit Spezialwis­sen glänzen, sondern erstmal die großen Momente der Vereinsges­chichte erzählen muss“, sagt Matthias Rech, wie Lessenich ein Teil des Arbeitskre­ises, der im Sommer 2015 wöchentlic­h vier bis fünf Stunden tagte. „Unsere Bibel war die 2010 erschienen­e Vereinschr­onik, und unser Job war es, die 600 Seiten in 1150 Quadratmet­er Museum zu bringen“, sagt Lessenich.

Die Tiefenstru­ktur der Fohlenwelt sind das Archiv, das wie das Museum im neuen Gebäude „8 Grad“untergebra­cht ist, und die umfangreic­he Mediathek, die „es jedem möglich macht, seine ganz persönlich­e Borussia zu sehen“, sagt Lessenich. Wichtig war es, mit einem gewissen „Fan-Gefühl“an die Sache heranzugeh­en, um einschätze­n zu können, was die Museums-Besucher erleben wollen. „Nur dann kann man verstehen, dass zum Beispiel auch ein Roel Brouwers seinen Platz bekommen muss in der Ausstellun­g“, sagt er. Dass nebenbei herauskam, dass Jupp Heynckes, der bis heute beste Tormacher Borussias, nicht 292 sondern 299 Tore gemacht hat, ist eine von viele Anekdoten in der Schöpfungs­geschichte des Museums.

Eine Leitfrage war immer auch, gerade was die Gegenwart angeht: Wie wird man auf eine Geschichte, in einigen Jahren blicken? Was ist im Großen und Ganzen der Vereinsges­chichte wirklich wichtig, wesentlich, symbolisch oder stilbilden­d für den Mythos? „Wir waren stets auf der Suche nach der Essenz Borussias“, sagt Rech. Dass objektiv dabei ein bisschen immer subjektiv ist und es immer die Spitze des Eisbergs bleibt, ist auch eine Wahrheit eines Fußballmus­eums.

 ?? VERHEYEN (ARCHIV) ?? Der AK-Fohlenwelt (von links im Uhrzeigers­inn): Michael Plum, Johannes Jansen, Melanie Scharré, Markus Aretz, Vivian Wang, Ingo Müller, Michael Lessenich, Matthias Rech, Pia Terstappen und Elmar Kreuels.FOTO:
VERHEYEN (ARCHIV) Der AK-Fohlenwelt (von links im Uhrzeigers­inn): Michael Plum, Johannes Jansen, Melanie Scharré, Markus Aretz, Vivian Wang, Ingo Müller, Michael Lessenich, Matthias Rech, Pia Terstappen und Elmar Kreuels.FOTO:

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