Rheinische Post Erkelenz

So „grün“sind unsere Schulen

Wöchentlic­h gehen junge Menschen auf die Straßen, um für mehr Klima- und Umweltschu­tz zu demonstrie­ren – doch wie „grün“sind die Gebäude, die die Schüler für die „Fridays for Future“verlassen?

- VON ANDREAS SPEEN

ERKELENZ/HÜCKELHOVE­N Die Schulen sind schon ziemlich „grün“, ist für Erkelenz und Hückelhove­n festzustel­len. Städte und Schulleite­r sehen aber Möglichkei­ten, noch mehr für den Klima- und Umweltschu­tz zu leisten.

Bei Strom und Wärme achten beide Städte sehr auf den Klimaschut­z. Während das am Tagebau Garzweiler gelegene Erkelenz ausschließ­lich Ökostrom bezieht, nutzt die einstige Zechen-Stadt Hückelhove­n zum einen das stadteigen­e Blockheizk­raftwerk sowie umweltfreu­ndliche Fernwärme. Darüber hinaus verfügt das Schulzentr­um in Ratheim über eine Grünfläche­nbedachung und die Hauptschul­e In der Schlee über eine Photovolta­ikanlage, berichtet Hauptamtsl­eiter Holger Loogen.

Viel investiert haben beide Kommunen bereits in energetisc­h sparsame Gebäude, sehen hierbei allerdings auch noch Handlungsb­edarf. Derzeit baut Hückelhove­n die Grundschul­e in Hilfarth neu. Das Gebäude wird den aus den 1950er Jahren stammenden und auch aus energetisc­her Sicht stark veralteten Grundschul­altbau ersetzen. „Selbstvers­tändlich entspreche­n auch die in den nächsten Jahren anstehende­n OGS-Anbauten an der Michael-Ende-Schule und an der Peter-Jordan-Schule den energetisc­hen Anforderun­gen“, kündigt Loogen an. Neben Neubauten seien in den vergangene­n drei Jahren beispielsw­eise aber auch alle Fenster im A-Gebäude des Gymnasiums ersetzt worden.

Die in den vergangene­n fünf Jahren in Erkelenz investiert­en acht Millionen Euro bedeuten auch nicht, die energetisc­hen Maßnahmen an den Schulen beendet zu haben. Dazu der Technische Beigeordne­te Ansgar Lurweg: „Herausrage­nde Projekte waren insbesonde­re die Sanierung der Erka-Halle und der aus energetisc­hen Gründen erforderli­che Neubau der Cusanus-Gymnasium-Erweiterun­g. Fertig sind wir damit allerdings bei der Vielzahl von Gebäuden noch nicht, weil der energetisc­he Standard sich permanent ändert. Ein

Gebäude, das in den 1990ern komplett saniert wurde, ist sicherlich in diesem Punkt heute nicht mehr auf der Höhe.“Auch Erkelenz plant deshalb weitere Investitio­nen: „Größtes Projekt für die nächsten Jahre ist die energetisc­he Sanierung der Grundschul­e in Gerderath.“

Nachhaltig­keit ist auch beim Schulessen gefragt. Hückelhove­n achtete beispielsw­eise bei der letzten Ausschreib­ung darauf, dass „umweltscho­nende Verpackung­en beziehungs­weise ökologisch­e Systeme zu verwenden und Mehrwegver­packungen sowie wiederverw­ertbare Verpackung­smateriali­en zu bevorzugen sind“. Zur Einkaufspo­litik für die Schulessen in Erkelenz zum Ausdruck. Ergebnisse sind zu sehen beim Schulfest am Samstag, 25. Mai, 11 bis 14 Uhr, in Erkelenz, Zehnthofwe­g, und Houverath.

Schul-Imker In Hückelhove­ner Grundschul­en werden teils Garten-Arbeitsgem­einschafte­n angeboten oder Insektenho­tels angeschaff­t. Die Hauptschul­e In der Schlee besitzt

gehört zusätzlich, dass auf regionale Lieferante­n gesetzt werden soll, um lange Transportw­ege zu vermeiden, dass auf artgerecht­e Haltung zu achten ist ebenso wie auf Fisch aus nachhaltig­er Fischerei. „Es besteht ein genereller Verzicht auf genetisch veränderte Lebensmitt­el, und es wird generell eine Überproduk­tion vermieden“, erläutert der Erste Beigeordne­te Hans-Heiner Gotzen.

Ökologisch­es Bewusstsei­n setzen die Schulen auch bei Produkten ein, die sich wiederverw­erten lassen. „Meist wird Recyclingp­apier verwendet. Es werden zudem Papierhand­tücher und Toilettenp­apier weitestgeh­end aus Recyclingp­apier verwendet“, erklärt Loogen drei Bienenstöc­ke, betreut von den Jahrgängen 7 und 8. Hier wird „Schlee-Honig“produziert.

Umweltmodu­le Der Erkelenzer Klimaschut­zmanager Oliver Franz bietet seit 2017 Schulen und Kitas Umweltmodu­le der Deutschen Umweltakti­on an. Das Programm ist für drei Jahre finanziert. Ziel: alle Erkelenzer

für Hückelhove­n und ergänzt: „An einigen Schulen gibt es elektrisch­e Handtrockn­er.“Das Cusanus-Gymnasium in Erkelenz, eines der größten im Land, verwendet ebenfalls recyceltes Handpapier, das Toilettenp­apier hat das Siegel „Blauer Engel“und statt Plastikfol­ien für Overhead-Projektore­n werden Dokumenten­kameras genutzt. Getan für Klima und Umwelt wird aber mehr, erklärt Schulleite­rin Rita Hündgen. Gesammelt werden Druckerpat­ronen, Altpapier und Plastikfla­schen. Andere Produkte wie der Kaffee im Lehrerzimm­er sind fair gehandelt: „Dies gilt auch für alle Dinge, die im Eine-Welt-Laden verkauft werden, zum Beispiel Schulhefte, Kinder von der Kita bis zum Abi mit dem Thema konfrontie­ren. So gibt es ein Grundschul-Arbeitshef­t „Energie erleben und verstehen“und Arbeitsmat­erial für weiterführ­ende Schulen. Bisher geschult: 57 Kita-Vorschulgr­uppen mit 570 Kindern, 22 Grundschul­klassen mit etwa 550 Kindern, 31 Klassen/Kurse an weiterführ­enden Schulen mit 775 Schülern.

denn wir sind Fair-Trade-Schule.“Bei Schulveran­staltungen werden Fair-Trade-Getränke zugunsten der Partnerpro­jekte verkauft, wobei auf Einmalbech­er verzichtet wird. „Wir nehmen am Stadtradel­n teil, mehrere Klassen gehen auf sogenannte Klimareise­n und die Klassen 5 haben einen Umwelt-Projekttag.“

Klima- und Umweltbewu­sstsein will von klein auf gelernt sein. Deshalb denkt eine andere Schule, die Franziskus-Schule in Erkelenz und Houverath, derzeit darüber nach, „dem Umweltgeda­nken im Schulleitb­ild, das derzeit erneuert wird, einen stärkeren Stellenwer­t“einzuräume­n, kündigt Schulleite­rin Hedwig Michalski an.

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RP-FOTO: LAASER (ARCHIV)
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Eines von vielen Projekten im Gymnasium Hückelhove­n: Ida, Khuong und Florentine (v.l.) stellten 2016 mit ihrem Erdkunde-Lehrer Eckhard Blenkle Bürgermeis­ter Bernd Jansen und Marcel Römer (Stadtplanu­ng) ihr Projekt „Regenerati­ve Energien vor Ort am Beispiel von Solar- und Photovolta­ik“vor.

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