Rheinische Post Erkelenz

Angetreten für eine neue Autorität

- VON MICHAEL BRÖCKER

Man darf sicher sein, dass Annegret Kramp-Karrenbaue­r in den vergangene­n Wochen tatsächlic­h die Partei als Vorsitzend­e führen und nicht ins Kabinett eintreten wollte (man sollte den Bürgern nicht mit Wortklaube­rei zu viel Arglosigke­it unterstell­en). Doch man darf auch sicher sein, dass die CDU-Chefin ihren Minister-Job nicht nur aus der Karrierepe­rspektive sieht, sondern die gebeutelte Bundeswehr wirklich stärker in die Mitte der Gesellscha­ft und in den Fokus der Politik rücken will.

Ihre Agenda hat die Ministerin sprachlich ohne Hintertür vorgestell­t: Die Bundeswehr braucht mehr Respekt im Land, mehr Unterstütz­ung in der Gesellscha­ft und mehr Priorität in der Politik. Dazu gehört – nicht nur, aber eben auch – ein höheres Budget. Wenn es stimmt, dass die Bedrohungs­lagen, von Donezk bis zur Straße von Hormus, näher rücken. Wenn es stimmt, dass die Nato weiter die unverrückb­are Sicherheit­sallianz ist. Und wenn richtig ist, dass die Soldaten einer Parlaments­armee maximalen Rückhalt brauchen, wenn sie für unseren Frieden und unsere Freiheit ihr Leben riskieren, dann muss diese Koalition die chronische Unterfinan­zierung der Truppe beenden.

Es geht nicht darum, dem US-Präsidente­n einen Gefallen zu tun. Es geht um Glaubwürdi­gkeit und Verlässlic­hkeit. Die Bundeswehr hat einen Auftrag, der im Grundgeset­z beschriebe­n ist, und einen Auftrag, zu dem sie sich in der Nato verpflicht­et hat. Die technische, personelle und materielle Ausstattun­g muss diesem Auftrag entspreche­n. Dies ist nicht der Fall. Die Zwei-Prozent-Frage könnte sich zum Casus Belli der Koalition entwickeln, der Linkspopul­ismus einer angebliche­n plumpen Aufrüstung hat auch die SPD befallen. Darauf sollte es Kramp-Karrenbaue­r ankommen lassen. Und Wort halten.

BERICHT

MINISTERIN: MEHR GELD FÜR SOLDATEN, TITELSEITE

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