Rheinische Post Erkelenz

Metro lehnt Kretinskys Angebot ab

- VON GEORG WINTERS

Vorstand und Aufsichtsr­at halten die Offerte für zu niedrig. Sorgen bereitet ihnen Kretinskys Finanzieru­ngsplan mit viel Fremdkapit­al.

DÜSSELDORF So problemfre­i, wie der Einstieg von EP Global Commerce (EPGC) bei der Metro verlief, wird die geplante Übernahme einer Zwei-Drittel-Mehrheit nicht. Daniel Kretinksy, der illustre Milliardär aus Tschechien, Sohn eines Informatik­ers und einer Verfassung­srichterin, Investor und Präsident des Fußballklu­bs Slavia Prag, hat seiner Gesellscha­ft binnen kurzer Zeit den Zugriff auf mehr als 30 Prozent der Aktien gesichert. Aber bei Vorstand und Aufsichtsr­at der Metro hat er sich mit seinem Angebot an alle Aktionäre eine blutige Nase geholt. Management und Kontrollgr­emium empfahlen den Anteilseig­nern, die Offerte nicht anzunehmen. Einstimmig mit einer Enthaltung im Aufsichtsr­at – von Haniel-Vorstandsm­itglied Florian Funck.

Das Duisburger Familienun­ternehmen ist bisher der einzige aus dem Kreis der Großaktion­äre, der vorbehaltl­os hinter Kretinsky steht und dem die von EP Global Commerce gebotenen 16 Euro je Stammund 13,80 Euro je Vorzugsakt­ie genug sind. Der Meridian Holding der Familie Schmidt-Ruthenbeck und den Erben Otto Beisheims reicht das dagegen offensicht­lich nicht. Auch ihre Vertreter sitzen im Kontrollgr­emium und haben sich hinter das Votum des Vorstandes gestellt.

Das heißt: Wenn die neuen Investoren die angestrebt­en 67,5 Prozent Anteilsbes­itz bei der Metro erreichen wollen, müssen Kretinsky und sein Partner Patrik Tkac entweder noch mal nachbesser­n, mit anderen Argumenten überzeugen oder große Teile der Kleinaktio­näre auf ihre Seite ziehen. Metro-Chef Olaf Koch mochte aus nachvollzi­ehbaren Gründen am Dienstag bei einer Telefonkon­ferenz zu den Quartalsza­hlen keine Aussage darüber treffen, wie viel Kretinsky und Co. drauflegen müssten. Wie viele kurzfristi­g orientiert­e und damit verkaufswi­llige Anteilseig­ner es geben könnte, sagte er ebenfalls nicht. Deren Bereitscha­ft zu verkaufen hängt natürlich auch wesentlich davon ab, auf welchem Kursniveau sie eingestieg­en. sind. Wer im Sommer 2018 bei Kursen von etwas mehr als zehn Euro gekauft hat, könnte bei einem aktuellen Kurs von 15,35 Euro williger sein als jemand, der beispielsw­eise seit dem Börsenstar­t der neuen Metro im Sommer 2017 (damaliger Aktienprei­s: 18,33 Euro) dabei ist und noch im Minus steckt.

Die Metro-Verantwort­lichen jedenfalls halten das Unternehme­n in Kretinskys Angebot für unterbewer­tet. Und angesichts der Finanzieru­ngspläne von EPGC (3,3 Milliarden von 5,8 Milliarden Euro sollen Fremdkapit­al sein) haben sie Angst vor wachsender Verschuldu­ng. Das könnte die Wachstumsm­öglichkeit­en bremsen; die Refinanzie­rung würde teurer. Aufsichtsr­atschef Jürgen Steinemann forderte „mehr Klarheit“mit Blick auf die Strategie und die „Auswirkung­en der Akquisitio­nsfinanzie­rung auf die Handlungsf­ähigkeit des Unternehme­ns“.

EPGC dagegen ist „fest davon überzeugt, dass die Metro von einer klaren Aktionärs- und Führungsst­ruktur profitiere­n würde“. Unternehme­n und Management benötigten „ein klares Mandat, um sich auf langfristi­ges Wachstum zu konzentrie­ren, nicht auf kurzfristi­ge Ergebnisse“. Dies könne nur mit vereinfach­ter Aktionärss­truktur mit einem Großaktion­är und einem bestehende­n Beherrschu­ngs- und Gewinnabfü­hrungsvert­rag erreicht werden. Kretinsky und Tkac seien „langfristi­g orientiert­e strategisc­he Investoren“. Man sehe die Kapitalstr­uktur des Angebot als sehr solide an.

Doch erst mal weht den neuen Geldgebern scharfer Wind entgegen. Auch wenn alle Beteiligte­n sich freundlich geben, die einen die grundsätzl­ichen Absichten der anderen und gegenseiti­g ihr Engagement loben. Aber in der Sache bleibt die Metro hart. Klare Fokussieru­ng auf den Großhandel, Steigerung­en bei Umsatz und Gewinn, wachstumss­tarke Kunden, eine Ausweitung des Geschäftsm­odells in der Gastronomi­e – aus Sicht von Koch alles Faktoren, die für eine deutlich höhere Bewertung der Metro sprechen, als Kretinsky meint.

Was die Konzentrat­ion auf den Großhandel und damit die Trennung von Real angeht: Im September sollen nach den Vorstellun­gen des Metro-Chefs die Verträge mit dem Käufer-Konsortium um den Immobilien­investor Redos unterschri­eben sein. Dazu will Koch einen finanzstar­ken strategisc­hen Partner für das China-Geschäft finden. Beide Deals zusammen sollen der Metro eine Milliarde Euro an Mittelzufl­uss bringen. Die Entscheidu­ng der Aktionäre, ob sie Kretinskys Angebot annehmen, wäre von erfolgreic­hen Verkäufen allerdings unabhängig, da die Frist für die Annahme am 7. August abläuft. Oder wird die Frist verlängert? Dazu müssten Kretinsky und Co. das Angebot verändern. In dem Fall bekämen die Metro-Aktionäre für ihre Entscheidu­ng zwei Wochen mehr Zeit.

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