Molleker will die Favoriten ärgern
Das Tennis-Talent zeigt in Hamburg, warum es eine Verheißung für die Zukunft ist.
HAMBURG (dpa) Beim Training in der Mittagshitze schaut zunächst nur ein einzelner älterer Herr zu. Kurz darauf schleicht sich ein Fotograf auf den Außenplatz 10, wenig später verfolgen fünf weitere Fans die schweißtreibende Übungseinheit des derzeit aufregendsten deutschen Tennis-Talents. Wenn am Donnerstag ein heimisches Trio beim Traditionsturnier am Hamburger Rothenbaum um den Einzug in das Viertelfinale kämpft, ist etwas überraschend neben den Davis-Cup-Führungsspielern Alexander Zverev und Jan-Lennard Struff auch Rudi Molleker aus Oranienburg bei Berlin noch dabei.
Als „den vielleicht besten 18-Jährigen der Welt“hat der dreimalige Wimbledonsieger Boris Becker vor wenigen Wochen den in der Ukraine geborenen Teenager geadelt. Bei den Australian Open und den French Open schaffte Molleker jeweils über die Qualifikation den Sprung ins Hauptfeld, in Hamburg fordert er nun im Kampf um sein erstes ATP-Viertelfinale den an Nummer drei gesetzten Italiener Fabio Fognini.
Nach seinem beeindruckenden Auftaktsieg gegen den zweimaligen Turniersieger Leonardo Mayer aus Argentinien steht der 18-Jährige fast reglos vor der Sponsorenwand der Hamburg European Open und beantwortet mit ruhiger Stimme die Fragen der Reporter. Nur einmal grinst Molleker ein bisschen, als er verrät, dass er mit seinem Kumpel Daniel Altmaier auch schon auf der Reeperbahn gewesen sei. „Wir haben uns das nur angeguckt, nichts Kurioses gemacht“, erzählt er. Noch steht er deutlich im Schatten von Zverev und Struff. Doch für die Zukunft ist er das verheißungsvollste deutsche Talent seiner Generation.
Molleker schlägt gut auf, spielt aggressiv und kann das Publikum mitreißen. Er hat schon in seinem Alter Erfahrungen gemacht, die nicht immer zu seinen Gunsten ausgingen, die zu seinem Reifeprozess beitragen werden.Wimbledon verpasste er – weil er die Meldefrist für die Qualifikation versäumte. Auch im Binnenverhältnis Molleker-DTB hatte es zuletzt gewaltig geknirscht. Molleker beklagte mangelnde Unterstützung, der Dachverband zeigte sich etwas irritiert ob der Alleingänge des Jungprofis. Molleker schloss sich der Mouratoglou-Academy an und war mit wechselnden Trainern unterwegs. Nun sind die Irritationen ausgeräumt. Molleker kehrt zum DTB zurück, was auch Verbandschef Ulrich Klaus am Mittwoch bestätigte.