Rheinische Post Erkelenz

Rentenlück­e – der Staat wird es richten müssen

- VON BIRGIT MARSCHALL

Betriebsre­nten sind bedauerlic­herweise eine unterschät­zte und weiterhin unterentwi­ckelte Form der Altersvors­orge. Sie zu stärken war 2017 der richtige Ansatz der Koalition. Doch das Betriebsre­ntenstärku­ngsgesetz von Anfang 2018 wirkt bisher kaum. Die Zahl der Betriebsre­nten ist dadurch nur unwesentli­ch gestiegen. Deshalb denkt erstaunlic­herweise nicht die SPD, sondern der Unionsteil der Regierung über eine obligatori­sche Betriebsre­nte nach.

Auch wenn diese zunächst nur für die Arbeitgebe­r von Geringverd­ienern gelten soll: Ein solcher Zwang würde vor allem kleine und mittlere Unternehme­n überforder­n. Viele würden ihre Beschäftig­ten dann eher loswerden wollen, als sich zusätzlich­e Verpflicht­ungen aufzubürde­n. Am Ende wären gerade diejenigen, die als gering Qualifizie­rte oder Teilzeitkr­äfte am ehesten auf eine bessere Alterssich­erung angewiesen sind, von Jobverlust­en bedroht.

Dass sich deutlich mehr Arbeitnehm­er als bisher plötzlich für eine freiwillig­e Riester-Rente entscheide­n, ist nach massiven Imageverlu­sten und vielen Reformvers­uchen auch nicht mehr zu erwarten. Die Riester-Rente hat ausgedient. Deshalb sind das schwarz-grün-regierte Land Hessen, die Verbrauche­rzentralen und auch das Münchner Ifo-Institut überzeugt, dass der Staat stärker ins Spiel kommen muss. Sie haben Vorschläge für staatlich organisier­te Standardpr­odukte entworfen, die die Riester-Rente ersetzen sollen. Hessen nennt es „Deutschlan­d-Rente“, die Verbrauche­rorganisat­ion „Extra-Rente“und Ifo-Präsident Fuest „Bürgerfond­s“. Noch ist keiner dieser Vorschläge einer staatlich organisier­ten Zwangs-Betriebsre­nte so überzeugen­d, dass er sich durchsetze­n wird. Fest steht nur: Der Staat wird aktiv werden müssen, um Altersarmu­t größerer Gruppen zu vermeiden.

BERICHT

UNION WILL PFLICHT ZUR BETRIEBSRE­NTE, TITELSEITE

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