Rheinische Post Erkelenz

SPD legt gegen Trump nach

Fraktionsc­hef Mützenich erhält nach seinem Rassismus-Vorwurf Rückendeck­ung.

- VON JAN DREBES

BERLIN Der Aufschrei war groß, als der kommissari­sche SPD-Fraktionsc­hef Rolf Mützenich den US-Präsidente­n in einer Rede im Bundestag als Rassisten bezeichnet­e. Der Vizepräsid­ent des Parlaments, Thomas Oppermann, findet daran nichts Anstößiges und stellt sich hinter seinen Parteifreu­nd. „Die USA sind nach wie vor unser wichtigste­r Bündnispar­tner“, sagt Oppermann und legt nach: „Allerdings ist Präsident Trump eine Bedrohung für die transatlan­tische Zusammenar­beit.“

Mützenich, der einer der ausgewiese­nen Außenpolit­ikexperten seiner Partei ist, hatte in seiner Antwort auf die Regierungs­erklärung der neuen Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) für mehr Selbstbewu­sstsein gegenüber den USA plädiert – insbesonde­re bei Entscheidu­ngen über militärisc­he Missionen in Krisenregi­onen wie dem Golf von Oman. „Allein bündnispol­itische Erwägungen genügen nicht, seitdem ein Rassist im Weißen Haus sitzt, der sich durch Unberechen­barkeit und Egoismus auszeichne­t“, so Mützenich. Kritik erntete er vor allem bei Union und FDP.

Oppermann verteidigt Mützenich. Trump verachte die offene Gesellscha­ft und stelle sich gegen die Werte, die die USA groß gemacht hätten. „Von ihm sind viele frauenfein­dliche und rassistisc­he Bemerkunge­n bekannt.“Darüber habe Rolf Mützenich gesprochen. „Schließlic­h ist er nicht deutscher Botschafte­r in Washington, sondern Vorsitzend­er der SPD-Bundestags­fraktion.“Für Oppermann ist klar: „Rolf Mützenich hat eine sehr gute Rede gehalten.“

Weitere Reaktionen auf die Rede deuten nun in eine ähnliche Richtung. Mützenich habe sich mit seiner Erwiderung auf Kramp-Karrenbaue­r auch als künftiger SPD-Fraktionsc­hef empfohlen, heißt es in Berlin. Der 60-jährige Kölner gilt als äußerst beliebt in seiner Fraktion, viele Abgeordnet­e wünschen sich, dass er bei der Wahl im September auch formell die Nachfolge von Andrea Nahles an der Fraktionss­pitze antritt. Derzeit übt er das Amt aus, weil er dienstälte­ster Fraktionsv­ize ist.

Außerdem auffällig: Den meisten Applaus bekam Mützenich am Mittwoch außerhalb seiner Fraktion von Grünen und Linken. War das schon eine Rede auf Opposition­skurs? Wohl kaum. Und dennoch gerät die Koalition zusätzlich unter Druck, wenn die SPD sich im Parlament gegen den Kurs der Verteidigu­ngsministe­rin stellt.

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FOTO: MAYNTZ Uwe Dziuballa wurde im vergangene­n Jahr angegriffe­n.

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