Rheinische Post Erkelenz

Wagner im heißesten Haus der Welt

Die Bayreuther Festspiele begannen mit dem Stelldiche­in der Prominenz.

- VON WOLFRAM GOERTZ

BAYREUTH Es steht außer Frage, dass das mit Abstand heißeste, unbehaglic­hste, wegen der tropisch anmutenden Temperatur­en sogar medizinisc­h gefährlich­ste Gebäude in diesen Tagen das Bayreuther Festspielh­aus ist. Dort gibt es bekanntlic­h keine Klimaanlag­e. Man sitzt sehr beengt, und es schien gestern schon bei der Auffahrt zum Grünen Hügel, als ob deutlich mehr Rettungskr­äfte in Bereitscha­ft waren als in früheren Jahren. Ein Sprecher der Feuerwehr teilte mit, dass man damit rechnen müsse, dass auch während der Vorstellun­g Hitzeopfer mit Kreislaufp­roblemen im Festspielh­aus oder sogar im Bayreuther Klinikum versorgt werden müssen. Bayreuth-Besucher, jedenfalls in der Hardcore-Version, sind allerdings auch dafür bekannt, dass sie stets einen maßgeschne­iderten Anzug tragen, bei dem sie das Jackett nicht ablegen und den Krawattenk­noten um keinen Millimeter lösen.

Der einzige Trost des Abends war, dass Erfrischun­g ausgerechn­et von der Bühne in Aussicht stand. Wie vorab durchsicke­rte, wollte Regisseur Tobias Kratzer eine aktualisie­rte Version des „Tannhäuser“bieten, in der sogar das Festspielh­aus selbst eine gewaltige Rolle spielt. Vermutlich wird der berühmte Pilgerchor in dieser Oper den Aufmarsch der Festspielg­äste darstellen.

In der Wagner-Stadt hat die Bundeskanz­lerin überrasche­nd viele Anhänger. Deswegen wurde schon am Vorabend die Frage diskutiert, wo sie denn ihren Ehemann Joachim Sauer gelassen habe. Der fehlte nämlich auch am Vorabend beim Festempfan­g zum 100. Geburtstag des Wagner-Enkels Wolfgang Wagner. Auch für die Premiere des „Tannhäuser“war er nicht angemeldet. Gründe für sein Fehlen waren nicht zu erfahren.

Die Bundesregi­erung war neben der Kanzlerin durch Gesundheit­sminister Jens Spahn sowie die Staatsmini­sterinnen Monika Grütters (Kultur) und Dorothee Bär (Digitalisi­erung) vertreten. Alle brausten später in Richtung der außerhalb der Stadt gelegenen Eremitage, wo Ministerpr­äsident Markus Söder den obligatori­schen Staatsempf­ang der bayerische­n Landesregi­erung ausrichtet­e. Ebenfalls auf der Gästeliste standen unter anderen Franz Herzog von Bayern, Gloria Fürstin von Thurn und Taxis sowie die Schauspiel­er Michaela May und Udo Wachtveitl. Außerdem auf dem roten Teppich gesichtet wurde die Maus. Sie war zu Drehaarbei­ten für „Die Sendung mit der Maus“angereist. Wieviel Grad wohl die Dame unter dem Kostüm aushalten musste? mit dpa

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FOTO: DPA Bundeskanz­lerin Angela Merkel (r.) mit Markus Söder (CSU) und dessen Frau Karin.

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