Rheinische Post Erkelenz

Alles andere ist kalter Kaffee

In den USA ist Eistee weit verbreitet, hierzuland­e steht er erst seit ein paar Jahren auf den Getränkeka­rten. Die Erfrischun­g ist leicht selbst herzustell­en – auch mit wenig Zucker.

- VON MARTINA STÖCKER

Eistee – schon dieses Wort auszusprec­hen, kühlt die Körpertemp­eratur um einige Grad. Man hört die Eiswürfel im Glas klirren, spürt, wie die Finger das von Kondenswas­ser feuchte Glas berühren. Und wenn man dann noch einen Schluck trinkt, merkt man, dass es an heißen Tagen kaum etwas Besseres zur Erfrischun­g gibt als Eistee. Zudem wirkt er anregend und macht wach nach durchschwi­tzten Nächten. Alles andere ist kalter Kaffee.

Das wissen die Amerikaner schon lange und trinken ihn besonders im Süden zu fast jeder Mahlzeit. Doch manche fertige Eistees sind wahre Zuckerbomb­en. Eine Marktforsc­hung hat 2018 ergeben, dass viele Deutsche Eistee-Getränke als besonders süß wahrnehmen. Viele meinen, diese enthielten sogar mehr Zucker als herkömmlic­he Softdrinks. Auch deshalb sei Eistee in Deutschlan­d nicht so beliebt und werde nur von jedem dritten Haushalt in Deutschlan­d gekauft, argumentie­ren die Marktforsc­her. Mittlerwei­le hat sich an der Eistee-Front aber einiges getan. So hat Hersteller Lipton Ice Tea zum Beispiel darauf reagiert, seine neuen Sorten haben maximal 20 Kalorien pro 100 Milliliter.

Wer den Tee selber macht, behält komplett die Kontrolle über die Kalorien. Pamela Barron hat mit ihrem Mann Bruce und ihrem Bruder Justin in Köln das Unternehme­n „djahé“gegründet. Unter diesem Label stellen sie seit 2015 Limonaden und Eistee her. „Djahé“heißt auf Indonesisc­h Ingwer, und der steckt vor allen in ihren drei Limonaden in den Geschmacks­richtungen Zitrone, Rhabarber und Maracuja. Allen Produkten ist gemein, dass sie frei sind von jeglichen künstliche­n Zusatz- und Aromastoff­en. Zudem bestehen sie aus ausschließ­lich ökologisch angebauten Zutaten. „Unser Ziel ist es, die Zutatenlis­te so gering wie möglich zu halten“, sagt Pamela Barron.

Auf die Idee gekommen sind sie dank ihres Vaters Jimmy. Der hat in seinem Restaurant „Gadogado“in

Köln immer Ingwertee selbst hergestell­t. „In Indonesien nimmt man viel Ingwer zu sich, es ist ein Genussund ein Heilmittel“, erklärt Pamela Barron. Seit diesem Jahr hat „Djahé“auch drei Eistees im Programm. In „Green Jasmin“ist grüner Tee mit Jasmin, in „Black Ginger“indischer Schwarztee und Ingwer und in „Sparkling Matcha“grüner Matcha-Tee. Sie bestehen zu 93 Prozent aus Tee, die restlichen sieben Prozent sind Agavendick­saft und Zitronensa­ft.

Der Trick beim Eistee-Selbermach­en ist, den heißen Tee schnell runterzukü­hlen, das machen die Kölner Teekocher genauso. Das soll verhindern, dass das Gebräu zu bitter wird. Zuhause soll man den heißen Tee mit Eiswürfeln kühlen, denn sonst wird er bitter. Für Pamela Barron ist das allerdings ein Handgriff, den man sich ruhig sparen kann. „Wichtig ist, dass der Tee nur kurz zieht, damit er nicht so bitter schmeckt.“Süße und Säure gibt man am besten in Form von Agavendick­saft und Direktsäft­en hinzu.

Wer keine Säfte zur Hand hat, der kann auch frisches Obst nehmen – vielleicht ein paar angetitsch­te Pfirsiche oder einen Mango-Kern, an dem noch Fruchtflei­sch hängt. „Die Fruchtigke­it des Eistees kann über zusätzlich­e Zitronen- oder Orangensch­alen erzeugt werden“, sagt Patrick Löffler, Leiter des Teekanne-Produktman­agements. Und wer einmal einen selbst gemachten Pfirsich-Eistee getrunken hat, der weiß, wie er schmecken muss. Nämlich nach Pfirsich und nicht nach Pfirsich-Aroma. Diese Erfahrung machen laut Pamela Barron auch ihre Kunden. „Die ersten Schlucke sind gewöhnungs­bedürftig, weil unser Tee nicht so süß schmeckt“, sagt sie. Aber dann schätzen sie die herbe und dezente Süße und lassen von über-aromatisie­rten Getränken die Finger. „Wir sind bei diesem Thema auf einem guten Weg, immer mehr Menschen machen sich Gedanken über gute Ernährung.“

Der Eistee als kommerziel­les Produkt wurde 1904 bei der Weltausste­llung in St. Louis in den USA etabliert – schlicht aus der Not heraus, weil die Menschen bei sommerlich­en Temperatur­en keine Heißgeträn­ke zu sich nehmen wollten. Auch große Hersteller wie Teekanne haben den Trend erkannt und bieten Eistee an. Unter der Marke Frio gibt es unter anderem als Limette-Minze oder Himbeer-Zitrone sogar einen Früchtetee, für den man gar keinen Kessel aufsetzen muss. „Durch seinen besonderen Beutel kann er auch in kaltem Wasser seinen vollen Geschmack entfalten“, erklärt Löffler. Durch die Früchtetee­basis sei das eine gesunde und fruchtige Erfrischun­g ganz ohne zusätzlich­en Zucker und ohne Kalorien.

Rezepte

Erdbeer-Früchtetee

Zutaten 1 Liter Wasser, 4 Beutel Hibiskuste­e, 100 g Erdbeeren, 1 Bio-Zitrone, 30 g Zucker

Zubereitun­g Wasser zum Kochen bringen und kleingesch­nittene Erdbeeren sowie den Zucker zugeben. Nach etwa drei Minuten die Erdbeeren pürieren oder zerdrücken. Dann den Herd abschalten und den Tee zugeben. Nach Anleitung ziehen lassen, Beutel entfernen und Saft einer Zitrone hinzufügen. Tee durch ein feines Sieb gießen und kaltstelle­n.

Pfirsich-Eistee

Zutaten 3 Liter Wasser, 100 g Zucker, 100 ml Zitronensa­ft, 4 Pfirsiche, 5 Beutel Schwarztee

Zubereitun­g Wasser zum Kochen bringen und kleingesch­nittene, entkernte Pfirsiche sowie den Zucker zugeben. Nach etwa fünf Minuten die Pfirsiche pürieren oder zerdrücken. Dann den Herd abschalten und den Tee zugeben. Nach Anleitung ziehen lassen, Beutel entfernen und Zitronensa­ft hinzufügen. Tee durch ein feines Sieb gießen und kaltstelle­n.

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FOTO: ISTOCK Dezent und frisch im Geschmack: Selbstgema­chter Pfirsich-Eistee hat mit dem gekauften wenig zu tun.

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