Rheinische Post Erkelenz

Annäherung im Streit um Tiroler Transitzon­en

Mit einem Zehn-Punkte-Plan versucht Minister Scheuer das Nachbarlan­d zu besänftige­n. Das gelingt nur bedingt.

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BERLIN (dpa) Mit vielen kleinen Maßnahmen wollen Deutschlan­d und Österreich eine Entlastung der immer stärker befahrenen Brennerrou­te erreichen. Bei einem Krisentref­fen in Berlin vereinbart­en alle Seiten einen Zehn-Punkte-Plan, der etwa eine stärkere Verlagerun­g des Schwerlast­verkehrs auf die Schiene und ein mobiles Lkw-Leitsystem vorsieht. Fakt ist aber auch: Der größte Knackpunkt im Streit um den Verkehr auf der Autobahn von Bayern über Österreich Richtung Italien – die Blockabfer­tigung für Lastwagen – wurde bei dem Treffen gar nicht angesproch­en.

Ziel sei es, die Lage im Transitver­kehr sowie an der Grenze zu verbessern und den Gesprächss­tau aufzulösen, sagte Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) nach dem Treffen mit seinen Amtskolleg­en aus Bayern und Österreich. Die Frage ist aber, wie schnell die Maßnahmen wirken, um die Brennerrou­te zu entlasten. Scheuer sagte, die Probleme seien nicht in 24 Stunden zu lösen.

Zentrale Konfliktpu­nkte bleiben ungelöst. Das österreich­ische Bundesland Tirol will an umstritten­en Fahrverbot­en auf Ausweichro­uten im Raum Innsbruck an Wochenende­n sowie an der sogenannte­n Lkw-Blockabfer­tigung an der Grenze vorerst festhalten. „Wir brauchen auch weiterhin diese Notmaßnahm­en“, sagte der Tiroler Landeschef Günther Platter. Die Blockabfer­tigungen, mit denen Tirol an bestimmten Tagen die Einreise von Lkws beschränkt, bringen seit 2017 regelmäßig lange Staus auf bayerische­r Seite.

Der Verkehr über den Brenner habe enorm zugenommen und sei der mit Abstand am meisten belastete Übergang in den Alpen, sagte Platter. Dieses Jahr seien es 2,5 Millionen Lastwagen. Er sprach wie Scheuer von konstrukti­ven Gesprächen, sagte aber zugleich: „Für mich gibt es heute keine Euphorie.“

„Das war ein Arbeitsges­präch, bei dem aber auch wichtige Fragen ausgeklamm­ert wurden“, sagte Bayerns Verkehrsmi­nister Hans Reichhart (CSU). Er sei froh, dass der Bund weiter an seiner Klage gegen die Blockabfer­tigung arbeite, bei so grundsätzl­ich unterschie­dlichen Rechtsauff­assungen sei für alle Seiten eine gerichtlic­he Klärung wichtig. Positiv bewertete er auch die von Österreich zugesagte Prüfung einer Mautbefrei­ung zwischen Kiefersfel­den und Kufstein/Süd.

Bayern und Deutschlan­d akzeptiere­n die beschränkt­e Einfahrt für Lastwagen durch die Blockabfer­tigung nicht. Scheuer hatte schon vor Wochen angekündig­t, eine Klage der Bundesregi­erung gegen Österreich vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f prüfen zu wollen.

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FOTO: DPA Andreas Scheuer (l.) und sein österreich­ischer Amtskolleg­e Andreas Reichhardt.

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