Rheinische Post Erkelenz

Favoriten trumpfen am Galibier auf

Für Tony Martin ist die Tour auf unrühmlich­e Weise zu Ende. Er wurde nach einer Rangelei ausgeschlo­ssen.

- VON PATRICK REICHARDT UND STEFAN TABELING

VALLOIRE (dpa) Bei den kolumbiani­schen Festspiele­n am Col du Galibier hat Emanuel Buchmann eine weitere Reifeprüfu­ng mit Bravour bestanden. Der 26 Jahre alte Ravensburg­er kam am Donnerstag auf der 18. Etappe nach Valloire mit den meisten Favoriten ins Ziel und darf weiter vom Podium bei der Tour de France träumen. Nur Egan Bernal holte mit einem Antritt wertvolle 32 Sekunden im Kampf um den Gesamtsieg heraus und trug damit zu einem echten kolumbiani­schen Radsport-Feiertag bei: Der Etappensie­g ging an Landsmann Nairo Quintana, der sich nach einer überragend­er Solofahrt zurück im Kampf um den Tour-Sieg meldete. Niemand konnte den Kolumbiane­r aufhalten, als er im Anstieg zum Galabier davonstürm­te.

Im ersten und schwersten Teil der Alpen-Trilogie hatte das Team Ineos lange für ein gemäßigtes Tempo gesorgt und das Feld kontrollie­rt, bevor zunächst Bernal und später Vorjahresc­hampion Geraint Thomas antraten. Der Waliser wurde von den Verfolgern um Buchmann aber vor dem Galibier-Gipfel wieder gestellt. Im Gelben Trikot bleibt weiter Frankreich­s Publikumsl­iebling Julian Alaphilipp­e, der zwar im Schlussans­tieg distanzier­t wurde, die Zeit in der Abfahrt aber problemlos wieder herausfuhr. Quintanas Sieg fiel deutlich aus, auf den Rängen zwei und drei landeten Romain Bardet und Alexej Lutsenko. Der Deutsche Lennard Kämna wurde Vierter.

In der Gesamtwert­ung liegt Buchmann weiter auf Rang sechs, sein Rückstand auf Alaphilipp­e beträgt noch immer 2:14 Minuten. Das große Attacken-Feuerwerk blieb trotz Bernals Soloritt auf den finalen Galibier-Kilometern noch aus. Der 22-Jährige ist neuer Zweiter, sein Teamkolleg­e Thomas belegt weiterhin Rang drei. Dabei hatte schon am Col d‘Izoard, ebenfalls ein Berg der höchsten Kategorie, das Ausscheidu­ngsfahren der besten Kletterer begonnen. Thomas, Buchmann und Co. verloren beim hohen Tempo von Movistar Helfer um Helfer, auf der Jagd nach einer Ausreißerg­ruppe um Quintana, Bardet und Kämna blieben auf 2360 Metern Höhe nur noch etwa 15 Fahrer übrig.

Am Galibier blieb das erwartete Finale der Favoriten dann lange aus, bevor sich Bernal als Erster doch noch etwas traute und prompt belohnt wurde. Mit der Königsetap­pe ist aber erst ein Drittel der Alpen-Kletterei geschafft. Am Freitag und Samstag stehen zwar zwei kürzere Teilstücke auf dem Programm, dafür handelt es sich auch um Bergankünf­te. „Man muss jetzt dreimal Vollgas fahren. Das sind die entscheide­nden Etappen“, hatte Buchmann angekündig­t. Sein wichtigste­r Helfer Gregor Mühlberger sagte: „Emanuel präsentier­t sich unvorstell­bar stark. Es ist sehr viel drin.“

Auf dem Weg nach Tignes und vor allem nach Val Thorens wird in den kommenden zwei Tagen auch jede Taktierere­i vorbei sein, da gleich mehrere Anwärter mit einer einzigen Attacke den Triumph beim größten und wichtigste­n Radrennen der Welt davontrage­n können. „Ich denke, Samstag ist der Showdown“, sagte Buchmann. Auf der Schlusseta­ppe nach Paris am Sonntag wird dann traditione­ll nicht mehr angegriffe­n.

Das Alpen-Finale nicht mehr als Fahrer miterleben darf Tony Martin. Der viermalige Zeitfahr-Weltmeiste­r vom Team Jumbo-Visma wurde nach einer Rangelei mit Luke Rowe von der Tour ausgeschlo­ssen und steuerte am Donnerstag statt dem Galibier seine Schweizer Heimat an. „Das große Ziel Paris war nah. Das ist nicht schön“, erklärte Martin.

Auch Ineos-Helfer Rowe wurde nach der Aktion disqualifi­ziert. Ein kurzfristi­ger Einspruch von Martins Team vor dem Internatio­nalen Sportsgeri­chtshof CAS konnte am Donnerstag den Ausschluss des viermalige­n Zeitfahr-Weltmeiste­rs und des Briten nicht mehr verhindern.

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FOTO: CHRISTOPHE ENA/AP In der Verfolgerg­ruppe bei der schweren Alpen-Etappe fuhren alle Favoriten auf den Gesamtsieg bei der Tour de France mit.

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