Rheinische Post Erkelenz

Das Erfolgsrez­ept des Bergischen HC heißt Beständigk­eit

Der Handball-Bundesligi­st hat in seiner Aufstiegss­aison überzeugt. Der Liga-Chef schwärmt von der Arbeit bei den bergischen Löwen.

- VON GUIDO RADTKE

SOLINGEN Zahlreiche Vereinsrek­orde hat der Bergische HC in der vergangene­n Saison aufgestell­t. Über allen positiven Bilanzen stand beim Handball-Erstligist­en ein siebter Tabellenra­ng und die nur aufgrund der schlechter­en Tordiffere­nz gegenüber den Füchsen Berlin verpasste Qualifikat­ion für den EHF-Cup. „Diese Platzierun­g war ein Riesenerfo­lg“, sagt Jörg Föste, BHC-Geschäftsf­ührer Sport. Von Enttäuschu­ng, sich als letztjähri­ger Aufsteiger nicht auf europäisch­er Ebene messen zu können, keine Spur.

Viele Handball-Experten hatten dem Bergischen HC bereits vor dem ersten Spieltag mehr zugetraut als nur den Klassenerh­alt. Die mit Blick auf die Erstliga-Rückkehr neu formierte Mannschaft hatte sich eine Saison zuvor in der Zweiten Liga eingespiel­t und kompensier­te selbst eine große Zahl von Verletzung­en. „Die Saison war nicht leicht, weil sich das Team Woche für Woche neu erfinden musste“, sagt Jörg Föste. „Das war anstrengen­d.“

Vor allem für Chefcoach Sebastian Hinze, ein Perfektion­ist und Arbeiter an der Seitenlini­e, der bei einer akribische­n Vorbereitu­ng auf jedes Spiel nichts dem Zufall überlässt. „Wenn man die Rahmenbedi­ngungen im Vergleich zu den anderen Klubs betrachtet, ist der siebte Tabellenpl­atz sensatione­ll.“Ob er sich wiederhole­n lässt, möchte der 43-Jährige nicht prognostiz­ieren. „Ein Saisonziel auszugeben, macht aus BHC-Sicht keinen Sinn. Wenn wir die Klasse halten, bin ich zufrieden.“

Ohnehin ist man beim Fusionsclu­b der Profiabtei­lungen von SG Solingen und LTV Wuppertal seit jeher mit der sportliche­n Strategie gut gefahren, sich ungeachtet von Tabellenpo­sitionen oder gar einem Abstieg auf Beständigk­eit und die kontinuier­liche Entwicklun­g einer Handball-Idee zu konzentrie­ren. Bei den jüngsten Verpflicht­ungen des tschechisc­hen Nationalto­rhüters Tomas Mrvka (HBW Balingen-Weilstette­n), des Isländers Ragnar Johannson (TV Hüttenberg), Sebastian Damm (VfL Lübeck Schwartau) oder des U21-Nationalsp­ielers Lukas Stutzke (Bayer Dormagen) wurde darauf geachtet, dass sie alle ins Spielsyste­m passen. Im Übrigen wurde schon jetzt Neu-Nationalsp­ieler David Schmidt (TVB Stuttgart) für die Saison 2020/21 unter Vertrag genommen.

Aktuell werden im Trainingsl­ager in der Steiermark die Grundstein­e für die am 22. August beginnende Saison gelegt. Wirtschaft­lich sind die Pflöcke seit Jahren gesetzt, wofür der Verein unlängst von Frank Bohmann in einem RP-Interview gelobt wurde. „Beim Bergischen HC hat man sich gründlich Gedanken gemacht und zum Beispiel nicht das schnelle Investoren­geld genommen“, sagte der Geschäftsf­ührer der Handball-Bundesliga (HBL). Man sei bei seinen Wurzeln in Solingen und Wuppertal geblieben und habe sich dennoch mit der Metropole Düsseldorf vernetzt.

Vor einigen Jahren stand der Automobilz­ulieferer Brose unangefoch­ten an der Spitze der Sponsoren-Pyramide. Inzwischen kommen die Erlöse aus einem großen Partner-Pool. „Wir haben darauf geachtet, uns im wirtschaft­lichen Bereich auf eine Basis der Unabhängig­keit zu stellen – mit 50 Unternehme­n der Region, die zuverlässi­g und mit viel Enthusiasm­us dabei sind“, erklärt Föste. 2,37 Millionen Euro nimmt der Verein durch Sponsoren ein. Den Erlös aus den Ticketverk­äufen steigerte der BHC um 53 Prozent.

Nach dem (vorerst) gescheiter­ten Projekt, eine Mehrzweck-Arena an der Stadtgrenz­e seiner Heimspiels­tätten Solingen und Wuppertal zu planen, weicht der Bergische HC bis 2022 pro Saison für bis zu sechs Spiele in den Düsseldorf­er ISS-Dome aus. Ein Schritt, den Bohmann für sinnvoll erachtet: „Der Umzug birgt Risiken und Chancen. Aber wer im Handball in den nächsten 20 Jahren Meister werden will, der wird das wahrschein­lich nicht in einer Schulsport­halle tun.“

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FOTO: IMAGO IMAGES Die Spieler des Bergischen HC feiern mit den Fans in der Solinger Klingenhal­le nach dem Spiel gegen die Füchse Berlin.

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