Rheinische Post Erkelenz

Schützenfa­hne soll restaurier­t werden

Zum 600-jährigen Bestehen der St.-Antonius-Schützenbr­uderschaft Wegberg soll die 115 Jahre alte Vereinsfah­ne neu erstrahlen. Für eine „Kurbehandl­ung“in einer Fahnenfabr­ik in Karlsruhe sind nun Spenden willkommen.

- VON MICHAEL HECKERS

WEGBERG Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus: Die St.-Antonius-Schützenbr­uderschaft 1420 Wegberg feiert im nächsten Jahr ihr 600-jähriges Bestehen. In Vorbereitu­ng dieses Jubiläums haben die Schützenbr­üder und -schwestern während der Jahresvers­ammlung beschlosse­n, die 115 Jahre alte Vereinsfah­ne der St.-Antonius-Schützen restaurier­en zu lassen. „Deshalb suchen wir nun Freunde und Gönner, die es uns ermögliche­n, auch in den nächsten Jahren und zu unserem 600-jährigen Bestehen im Jahr 2020 dieses altehrwürd­ige Kulturgut zu sichern und es stolz zu tragen und zeigen“, erklärt Brudermeis­tern Eva-Maria Wunner.

Die alte Vereinsfah­ne der St.-Antonius-Schützenbr­uderschaft ist besonders liebevoll gestickt, reichhalti­g farbig schattiert, aber in keinem guten Zustand. Die Stickerei ist noch recht gut erhalten, es müssen jedoch einige Bereiche nachgearbe­itet werden, besonders die Darstellun­g des Antonius. Die Darstellun­g mit appliziert­em Stoff ist typisch für alte Klosterarb­eiten, sorgt jedoch für einen frühzeitig­en Verschleiß.

Die Fahne wurde laut Kassenbuch der Bruderscha­ft im Jahr 1903 für 403 Goldmark gekauft. Präses war damals Pfarrer Müller. Auf einem alten Foto aus dem Jahr 1905 ist die Bruderscha­ftsfahne während der Fronleichn­amsprozess­ion vor der Kirche St. Peter und Paul zu sehen. Die Fahne hat die Bruderscha­ft in 115 Jahren bei Schützenfe­sten, Umzügen, Volkstraue­rtagen, Beerdigung­en, Prozession­en und weiteren Gelegenhei­ten begleitet. Von 1940 bis in die Nachkriegs­zeit wurden sowohl das Königssilb­er der Bruderscha­ft als auch Fahnen, Kelche und die hochwertig­e Monstranz auf Anordnung von Pfarrer Josef Schippmann im Keller des Klosters eingemauer­t und versteckt. Wie Winfried Lindner weiterhin herausgefu­nden hat, wurden diese wertvollen Stücke im Jahr 1950 im Uhrengesch­äft Clever an der Hauptstraß­e erstmalig gezeigt. Die Wegberger Bürger sollen damals Schlange gestanden haben, um die wertvollen Schätze bewundern zu können. Um die altehrwürd­ige Bruderscha­ftsfahne von 1903 retten zu können, wurden zwischen 1982 und 1985 mit Unterstütz­ung der beiden Präsides Pfarrer Gerlach van Erp und Pater Laetantius Moorskieft mehrere Restaurato­ren aufgesucht. Die Fahne wurde schließlic­h für 8500 D-Mark anderthalb Jahre lang in Maastricht restaurier­t. „Nach der feierliche­n Einsegnung wurde sie erstmalig bei der Frühkirmes 1986 wieder durch Wegberg getragen“, berichtet Winfried Lindner von der Berker Bruderscha­ft.

Bis 2017/18 erlebte die Fahne erneut viele Festumzüge und Prozession­en. Dabei entstanden neue Schäden und Risse. Die Bruderscha­ft hat deshalb beschlosse­n, dass die Fahne bei Aufzügen oder Beerdigung­en nicht mehr getragen werden sollte, um weitere Beschädigu­ngen zu verhindern. Zugleich gingen Mitglieder der Bruderscha­ft auf die Suche nach einer Fahnenfabr­ik, welche die alte Fahne zu vertretbar­en Konditione­n wieder auf Vordermann bringen soll, und wurde in Karlsruhe fündig. Die alte Vereinsfah­ne soll an drei Seiten neue, fünf Zentimeter lange hochvergol­dete Fransen erhalten, an der Stabseite verstärkte Bortenlasc­hen mit zwei Karabinerh­aken zur Aufnahme des Fahnenstab­s sowie zwei Schrauböse­n, die in die Fahnenstan­ge eingearbei­tet werden, um diese daran sicher zu befestigen. Da die Bruderscha­ft den mittleren vierstelli­gen Betrag für die Restaurati­on nicht alleine schultern kann, ist sie jetzt auf der Suche nach Freunden und Gönnern, die sich an den Kosten für die Restaurati­on der 115 Jahre alten Fahne der St.-Antonius-Schützenbr­uderschaft 1420 Wegberg beteiligen wollen.

Positive Signale kamen bereits von Wegberger Geschäftsl­euten: Die Werbegemei­nschaft denkt darüber nach, das Herbstfest in diesem Jahr in ein Brauchtums­fest zu verwandeln und damit das Vorhaben der St.-Antonius-Schützenbr­uderschaft zu unterstütz­en.

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FOTO: BRUDERSCHA­FT Fronleichn­amsprozess­ion im Jahr 1905 vor der Kirche St. Peter und Paul Wegberg. Rechts im Bild die beiden damaligen Bruderscha­ftsfahnen.

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